„Lange Laufnacht“ der Rekorde erfreut nicht nur Organisatoren
  24.05.2023 •     BLV , BLV-Wettkampf


Nach fast neun Stunden Laufsport auf höchstem Niveau ging am späten Samstagabend die siebte Lange Laufnacht in Karlsruhe als bisherige Rekordnacht zu Ende. In 47 Läufen brachten gut 800 Läuferinnen und Läufer sensationelle Leistungen auf die Bahn.

Damit verbuchten die Organisatoren nicht nur einen neuen Teilnehmerrekord, auch die Zahl der internationalen Starter war mit mehr als 250 Athleten so groß wie nie zuvor. Aus 38 Nationen kamen die leichtathletikbegeisterten Sportlerinnen und Sportler ins Carl-Kaufmann-Stadion, um in den Läufen über 800 Meter, 1.500 Meter, 5.000 Meter und 3.000 Meter Hindernis Bestzeiten und Normen für internationale und nationale Meisterschaften zu unterbieten.

Dies gelang ihnen bravourös, was nicht nur die fünf neuen Meetingrekorde belegen, sondern unteranderem auch die mehr als 250 Normerfüllungen für Deutsche Meisterschaften.

Nach dem Vorprogramm, in dem insbesondere von den Jugendlichen schon internationale Normen erfüllt wurden, und der stimmungsvollen Athletenpräsentation, wurde es direkt im ersten Lauf des Hauptprogramms hochspannend. Über 800 Meter lieferten sich Katharina Trost und die Slowenin Jerneja Smonkar einen engen Fight bis zur Ziellinie, sodass erst das Zielfoto Aufschluss über die Siegerin geben konnte. Mit zwei Hundertsteln Vorsprung setzte sich Kati Trost durch und feierte gemeinsam mit dem LGR-Maskottchen Karla den ersten Sieg des Abends.

Die Männer standen dem in nichts nach, denn mit Robert Farken gab der mehrfache Deutsche Hallenmeister über 800 Meter sein Wettkampf-Comeback und sorgte fast für den zweiten deutschen Sieg bei der Langen Laufnacht. Mit einer beeindruckenden zweiten Runde musst er sich nur dem Polen Filip Ostrowski knapp geschlagen geben, der in 1:45,62 Minuten einen neuen Meetingrekord aufstellte. Luis Oberbeck von der LG Göttingen verbesserte auf Platz drei seine Bestzeit um mehr als zwei Sekunden.

Im A-Lauf über 1.500 Meter war LGR-Athlet Christoph Kessler einziger deutscher Starter in dem hochklassigen Feld. Angeführt von Lukas Abele und dem Slowenen Zan Rudolf reihten sich die Läufer schneller hintereinander ein und bildeten eine lange Perlenkette. Mit dem Gong für die letzte Runde ging der Tempomacher aus dem Rennen und der Kampf um den Sieg war eröffnet. Die besten Karten hatte am Ende der Belgier Jochem Vermeulen, der in 3:35,80 Minuten zudem den Meetingrekord nach unten schraubte. Auch die Zweit- und Drittplatzierten blieben noch unter der Bestmarke aus dem vergangenen Jahr, in dem sich Chris nach einem spannenden Duell auf Platz zwei lief. In diesem Jahr zeigte er nach seiner langen Krankheitsphase ein großartiges Rennen und bewies, dass seine Formkurve klar nach oben deutet. Die A-Norm für die Deutschen Meisterschaften konnte er mit 3:39,31 Minuten locker unterbieten.

Als Vorjahressiegerin stand Amélie Svensson in ihrem Heimstadion an der Startlinie für die 3.000 Meter Hindernis Distanz. Doch die Konkurrenzsituation war in diesem Jahr eine andere. Sowohl qualitativ als auch quantitativ stellte die Startliste ein absolutes Novum in der Geschichte der Langen Laufnacht dar. Gleich elf Läuferinnen waren mit Bestzeiten unter zehn Minuten gemeldet und erstmals wurde bereits im Vorprogramm ein zweites Hindernisrennen ausgetragen. Amélie ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und lief mit einer starken zweiten Rennhälfte zur zweitbesten Zeit ihrer Karriere. In 9:55,15 Minuten blieb sie ebenfalls deutlich unter der A-Norm für die Deutschen Meisterschaften und verpasste das Podium als Vierte nur denkbar knapp. Siegreich war in diesem Lauf Olivia Gürth, die sich auf 9:41,23 Minuten verbesserte und damit den einzigen Meetingrekord bei den Frauen brach. Als U20-Europameisterin von 2021 hat sie mit ihrer aktuellen Verfassung beste Chancen auch bei der U23-EM in diesem Sommer, um den Titel und die Medaillen mitzulaufen.

Im B-Lauf durfte sich auch Antje Alt über das Erfüllen der B-Norm für die DM in Kassel freuen. Mit ihrer neuen Bestzeit von 10:53,63 Minuten blieb sie in ihrem ersten Hindernisrennen der Saison unter dem geforderten Richtwert.

Für ein weiteres absolutes Highlight des Abends sorgten die 5.000 Meter Läuferinnen. Auch hier war das Feld so stark und dicht besetzt wie noch nie. Auf den ersten Runden sorgten Jana Reinert, die das Stadion aus ihren eigenen Zeiten bei der LGR noch bestens kennt und bereits in mehreren Läufen Tempoarbeit geleistet hatte und Kati Trost, die sich nach ihrem Sieg über 800 Meter auch in den Dienst stellte, für die richtigen Zwischenzeiten. Schnell hatte sich ein Führungsquartett abgesetzt, in dem vor allem die 19 Jahre junge Lettin Agate Caune das Tempo hochhielt. Angefeuert von den zahlreichen Zuschauern, die sich im ganzen Stadion verteilt hatten, spulten die Läuferinnen eine schnelle Runde nach der anderen ab. Eingangs der letzten Runde übernahm Maruša Mišmaš Zrimšek die Spitzenposition und gewann in neuer nationaler Rekordzeit von 15:08,12 Minuten vor ihrer Teamkollegin Klara Lukan aus Slowenien.

LGR-Athletin Lisa Merkel hatte sich ihr Rennen clever eingeteilt und konnte auf den letzten Runden Läuferin um Läuferin einsammeln. In 16:12,84 Minuten blieb sie nur denkbar knapp über der Norm für die U23-Europameisterschaften. Den Richtwert für die Deutschen Meisterschaften der Frauen erfüllte sie mit ihrer neuen Bestzeit jedoch deutlich. Im B-Rennen über 5.000m lief Melina Wolf lange an der Spitze des Feldes mit und musste er auf der zweiten Rennhälfte einige Konkurrentinnen passieren lassen. Die B-Norm für die DM konnte sie mit ihrer Zeit von 16:34,82 Minuten klar unterbieten.

Den Schlusspunkt des Abends setzten die B- und C-Läufe der Männer über 5.000 Meter, in dem mit Felix Wammetsberger und Jannik Weiß jeweils auch zwei LGRler vertreten waren. Im schnellsten Lauf der Männer über diese Distanz war ein weiterer LGR-Läufer am Start. Simon Stützel, der als Organisator schon im Vorfeld viel Arbeit in die Laufnacht gesteckt hatte, belohnte sich mit einem fulminanten Rennen und der Erfüllung der A-Norm für die Deutschen Meisterschaften. In 14:04,66 Minuten sortierte er sich im 100 Läufer großen Starterfeld auf Rang fünfzehn ein. Den Sieg sicherte sich der Brite Tom Mortimer, der mit einer Tempoverschärfung nach knapp drei Kilometern die Spitzengruppe sprengte und in 13:33,05 Minuten einen neuen Meetingrekord erzielte.

In kürzester Zeit nach dem letzten Zieleinlauf sah man dem Stadion schon nicht mehr an, dass dort kurz zuvor noch zahlreiche Topläufer, angeklatscht von laufbegeistertem Publikum und Trainingspartnern, bei atemberaubender Atmosphäre und grandioser Stimmung ihre Runden gedreht hatten. Die vielen Helferinnen und Helfer der LGR, die auch im Vorfeld mit großem Einsatz und Engagement in den verschiedensten Bereichen für das Gelingen des Events gearbeitet hatten, packten sowie andere auch nach ihren eigenen Rennen mit an, um anschließend gemeinsam bei der Afterparty in der Marktlücke den Erfolg der siebten Langen Laufnacht zu feiern.


Foto: Markus RautenbergFoto: Markus RautenbergFoto: Markus Rautenberg