Was ist anders an der neuen DLO?
  11.04.2011 •     BLV


Der Verbandsrat des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat Ende Februar in Leipzig eine neue „Deutsche Leichtathletik-Ordnung“ (DLO) beschlossen, die ab 1. Januar 2012 gelten soll. Darin werden die bisherige Leichtathletik-Ordnung und die Veranstaltungsordnung in einem Regelwerk zusammengefasst und neu strukturiert.

Ziel der Arbeitsgruppe, die diese DLO erarbeitet hat, war es, aus den beiden alten Ordnungen möglichst viel Überflüssiges zu entfernen und Sonderregelungen, die sich als unnötig erwiesen hatten, gar nicht erst zu übernehmen. Dieses Ziel der Vereinfachung wurde weitgehend erreicht: Aus bisher insgesamt 43 Seiten Text sind nun 28 Seiten geworden – und das einschließlich aller Anhänge.
Seit der Beschlussfassung wird besonders eine Zahl aus diesen 28 Seiten vehement diskutiert, nämlich der Beginn der Senioren-Altersklassen. Über diesen noch nicht endgültig entschiedenen Streit sind die anderen Aspekte der neuen DLO etwas untergegangen.
In der neuen DLO fällt sofort ins Auge, dass die Nachwuchsklassen neu benannt sind. Es ist jetzt durchgängig die Bezeichnung „U“ eingeführt worden. Aus der A-Jugend wurde U20 und aus den B-Schülern U14. Für die Kinderklassen U12 und jünger entfallen die meisten formalen Regelungen (z.B. zu Vereinswechseln).
Beispiel für etwas, das ab 2012 gestrichen ist, sind die Passagen zum Papier-Startpass, da es statt des früheren Startpasses inzwischen nur noch eine elektronische Startberechtigung gibt. Damit entfällt auch die Vorgabe, dass ein Startpass beim Wechsel von der A-Jugend in die Männer/Frauen-Klasse und beim Wechsel in die Seniorenklasse jeweils neu ausgestellt werden musste.
Wenn man die Diskussionen in den 70er-Jahren um den Schutz von Jugendlichen vor dem „Verheizen durch Starts gegen deutlich ältere Gegner“ miterlebt hat, ist eine andere Neuerung geradezu eine Revolution: Wenn die Disziplin im Wettkampfprogramm der eigenen Altersgruppe vorkommt, ist eine Wettkampfteilnahme in allen älteren Klassen ab 2012 erlaubt.
Es darf dann also eine zwölf Jahre alte Schülerin im 800 Meter-Lauf sogar in der Frauenklasse antreten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Übungsleiter und Eltern verantwortungsvoll genug sind, um die Kinder nicht zu überfordern. Zudem erlaubt die IWR schon seit einigen Jahren, dass verschiedene Altersklassen in einem Lauf zusammen starten dürfen. Es wurde also auf seitenlange Sonderregelungen verzichtet, die bisher die wenigen Uneinsichtigen zurückhalten sollten.
Auch das Teilnahmerecht von Ausländern an Deutschen Meisterschaften wurde vereinfacht. So dürfen Sportler mit einer EU-Nationalität schon bei Deutschen Meisterschaften antreten, wenn sie seit einem Jahr die Startberechtigung für einen DLV-Verein haben. Lediglich bei Athleten aus Nicht-EU-Ländern bleibt es bei der Vorgabe, dass sie nicht an den nationalen Titelkämpfen ihres Heimatlandes teilnehmen dürfen und seit einem Jahr ihren Hauptwohnsitz in Deutschland haben müssen.
Weiterhin wurden die Startrechtswechsel-Regelungen für Jugendliche, die zum Beispiel aufgrund eines Umzugs während des Jahres den Verein wechseln müssen, deutlich vereinfacht.
Weggefallen ist auch die bisherige Bestimmung, dass man bei einer Veranstaltung die gleiche Disziplin nur in einer Altersklasse bestreiten darf. Zukünftig ist es also erlaubt, dass ein Jugendlicher zunächst am Kugelstoßen der U20 teilnimmt und etwas später noch einmal am Kugelstoßen der Männer.
Im Zusammenhang mit der „Entrümpelung“ des Regelwerks wurden gleich einige inhaltliche Änderungen vorgenommen. So ist die Mittelstrecke für die männliche U16 und U14 nicht mehr der 1000m-Lauf, sondern wie in den weiblichen Klassen nun die 800m-Strecke. Entsprechend wird dort die 3x1000m-Staffel durch die 3x800m-Staffel ersetzt.
Statt des bisherigen Achtkampfs für die 14- und 15-jährigen Jungen gibt es nun einen Neunkampf (Zehnkampf ohne 400m-Lauf). In der U14 bleibt von den bisherigen drei Blockwettkämpfen nur der Block Lauf übrig, der dann „Basis-Blockwettkampf“ heißt. Mit der Aufnahme des Hammerwerfens in das Wettkampfprogramm der 12- und 13-jährigen Mädchen ist nun die Emanzipation in der Leichtathletik durchweg realisiert.
Die gravierendsten Neuerungen der neuen DLO enthält der Anhang, der sich mit der Mannschaftsmeisterschaft (DMM) befasst. Weil seit Jahrzehnten die Beteiligung in der Männer/Frauen- und den Jugendklassen stetig sinkt, wurden Wettkampfgruppen gestrichen, in denen zuletzt kaum noch Vereine starteten. So fällt bei den Männern und Frauen die Bezirksliga weg. Die anderen bisherigen Ligen heißen nun wieder Gruppen. In den Jugendklassen (auch in der U16) wird die Gruppe 4 gestrichen, in der U18 zusätzlich auch die bisherige Gruppe 1.
Abschließend soll noch eine neue Bestimmung erwähnt sein, die vor allem die Stadionsprecher und die Berichterstatter der Medien freuen dürfte: Die Namen von LGs und von Startgemeinschaften dürfen nicht länger als 20 Zeichen sein.

DLV, Eberhard Vollmer