U23-EM Highlights: Milo Skupin-Alfa & Lea Riedel mit Medaillen
  16.07.2021 •     BLV , Top-News BLV , BW-Leichtathletik , Top-News BW-Leichtathletik , Wettkampfsport , Leistungssport


Milo Skupin-Alfa stürmt mit der 4x100 Meter DLV-Staffel zu Gold und U23-Europarekord. Lea Riedel überrascht nach Riesensteigerung mit Kugelstoß-Silber. Erik Maihöfer (Kugelstoßen), Lisa-Sophie Hartmann (4x400m) und Antonia Kinzel (Diskus) unter den Top acht.

4x100m Männer

Schon im Vorlauf hatten die deutschen Kurzsprinter mit locker herausgelaufenen 39,03 Sekunden gezeigt, dass der U23-EM-Titel über 4x100 Meter nur über sie vergeben wird. Und im Finale legten Yannick Wolf (LG Stadtwerke München), Luis Brandner (LC Top Team Thüringen), Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg) und Joshua Hartmann (ASV Köln) noch eine Schippe drauf. Mit 38,70 Sekunden steigerte das DLV-Quartett als Europameister den acht Jahre alten U23-Europarekord von Großbritannien um sieben Hundertstelsekunden.

„Der U23-Europarekord ist auf jeden Fall möglich“, hatte Luis Brandner schon nach dem Vorlauf gesagt. Und der Erfurter, der auf Position zwei eine starke Gegengrade lief, sollte recht behalten. Dabei waren die Wechsel im Finale zwar risikoreicher als im Vorlauf, aber noch lange nicht voll ausgereizt. Mit starken 39,00 Sekunden sicherten sich die Spanier Silber vor der Ukraine (39,45 sec). Die traditionell schnellen Briten brachten den Staffelstab nichts ins Ziel.

„Es hat ziemlich viel zusammengepasst, wir haben das Ding gerockt“, jubelte Startläufer Yannick Wolf nach dem Gold-Coup. Dabei war die verpasste Einzelmedaille über 100 Meter am Freitag ein Ansporn für die DLV-Sprinter. „Wir haben uns richtig heiß gemacht und richtig einen rausgeknallt. Wir haben mit dem Europarekord geliebäugelt und sind volle Attacke gelaufen“, so Yannick Wolf. Das perfekte Zusammenspiel des DLV-Quartetts und die Top-Motivation wurde mit Gold plus Rekord gekrönt.

Kugelstoßen Frauen

Vor den U23-Europameisterschaften hatte Lea Riedel noch keinen 17-Meter-Stoß auf dem Konto. In Tallinn kratzte sie sogar an der 18-Meter-Marke. Mit 17,86 Metern holte die Kugelstoßerin überraschend die Silbermedaille und führte damit ein DLV-Trio in den Top Acht des Wettbewerbs an.

Mit geballter Power von drei Athletinnen war der DLV wieder im Kugelstoß-Finale einer U23-EM vertreten. Ein Resultat aber wie zwei Jahre zuvor mit dem Triple von Gold, Silber und Bronze – das war dieses Mal nicht in Reichweite. Und dennoch endete der Wettbewerb erneut mit einem deutschen Medaillen-Coup, der vielleicht noch überraschender war als der Sweep damals in Gävle (Schweden).

Lea Riedel (VfL Sindelfingen), schon in der Qualifikation mit 16,93 Metern in Bestform, packte gleich in Runde eins mit 17,23 Metern die nächste Bestmarke aus. Und feuerte die Kugel dann in Runde sechs, als sie schon als Medaillengewinnerin feststand, sogar in Richtung der 18-Meter-Marke. Mit 17,86 Metern übernahm die junge Kugelstoßerin sogar kurzzeitig die Führung – ein Szenario, das wohl selbst in den kühnsten Träumen niemand für möglich gehalten hätte. Nur eine Athletin konnte noch kontern: die Niederländerin Jessica Schilder (18,11 m). Bronze ging an die lange führende Axelina Johansson (Schweden; 17,85 m).

„Ich kann's absolut nicht glauben“, sagte Lea Riedel nach ihrem Wettkampf. „Ich bin ins Finale als Dritte der Qualifikation einzogen und musste da noch mal nachschauen, weil ich schon das nicht glauben konnte. Das ist zu 1.000 Prozent überraschend. Im Frühjahr war ich mir noch nicht einmal sicher, dass ich hier überhaupt dabei sein würde. Der Drehstoß hat ja immer noch mal Überraschungen auf Lager, aber so viel draufzupacken ist schon unglaublich. Ich bin überglücklich.“

4x400m Frauen

Noch ein letztes Mal hieß es „Kräfte mobilisieren“ für die Stadionrunde. Und das für Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover) und Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) schon zum vierten beziehungsweise sogar fünften Mal im Rahmen der Meisterschaften sowie nur wenige Stunden nach dem Staffel-Vorlauf. Nach dem klaren Sieg vom Vormittag wurde es am Abend deutlich härter, was sich schon daran zeigte, dass nach der ersten Stabübergabe von Brenda Cataria-Byll (LG Olympia Dortmund) an Lisa-Sophie Hartmann (VfL Sindelfingen) und dem Ende der Kurvenvorgabe nicht die Führung, sondern ein umkämpfter dritter Platz die Ausgangslage für den weiteren Rennverlauf bildete.

Lisa-Sophie Hartmann übergab hinter Frankreich und Tschechien sowie knapp vor Polen den Stab an Luna Thiel, die die dritte Position bis kurz vor dem letzten Wechsel halten konnte. Knapp zogen die Polinnen dann noch vorbei und Schlussläuferin Mona Mayer konnte mit einem schnellen Antritt die Tschechin Barbora Malikova hinter sich lassen. In dieser Konstellation ging's auf die Zielgerade, und da war es die Tschechin, die das letzte Wort hatte. Die 19 Jahre junge U23-Vize-Europameisterin hatte auf den letzten 100 Metern das beste Stehvermögen und schob sich von Rang vier noch auf den ersten Platz nach vorne – Gold für Tschechien in 3:30,11 Minuten vor Frankreich (3:30,33 min) mit neuem U23-Landesrekord vor Polen (3:30,38 min).

Für die deutsche Staffel gab es Platz vier ebenfalls mit einer herausragenden Zeit: 3:30,72 Minuten waren drei Sekunden unterhalb der Zeit, mit der die deutsche Staffel zwei Jahre zuvor U23-EM-Bronze geholt hatte. „Das war mehr Arbeit als im Vorlauf“, bestätigte Luna Thiel anschließend, „mit so vielen Läufen in den Beinen wurde es noch mal anstrengend. Aber es waren auch Athletinnen vieler anderen Nationen am Start, die viele Rennen in den Beinen hatten. Die hatten heute vielleicht ein Quäntchen mehr Glück. Aber Platz vier ist ein super Ergebnis!“

Kugelstoßen Männer

Genau für die Dauer eines Versuches hatte er ihn, den umkämpften Platz auf einem der drei Medaillenränge: Auf 18,96 Meter beförderte Eric Maihöfer (VfL Sindelfingen) im vierten Versuch die 7,26 Kilogramm schwere Kugel. Doch der Grieche Odysseas Mouzenidis konterte sogleich und schob sich mit 19,19 Metern direkt wieder an ihm vorbei. Während an der Spitze Dzmitry Karpuk (Belarus; 20,33 m) und Alperen Karahan (Türkei; 19,75 m) spätestens ab dem dritten Versuch unangefochten waren, entwickelte sich dahinter ein heißer Fight um die dritte Medaille.

Eric Maihöfer bewahrte dabei die Nerven und konnte ebenfalls noch zulegen. Ein zufriedener Schrei entwich ihm aber erst nach dem sechsten Versuch, als die Kugel bis auf 19,27 Meter flog – allerdings gleich gefolgt von einem Kopfschütteln, denn als die Weite verkündet war, war klar: zwei Zentimeter fehlten zu diesem Zeitpunkt zum Podest. Mit seinem letzten Stoß holte sich dann Odysseas Mouzenidis vom zwischenzeitlich drittplatzierten Aleh Tamashevich (Belarus; 19,29 m) noch mit 19,41 Metern den Medaillenrang zurück. Für Eric Maihöfer, mit gerade 20 Jahren der jüngste Athlet im Feld, endete der Wettbewerb auf Platz fünf.

„Ich hatte gar nicht mit einer Medaille gerechnet und war schon froh, den Endkampf erreicht zu haben“, berichtete Eric Maihöfer nach seiner Premiere bei U23-Europameisterschaften. „Der Wettkampf war echt gut, alle haben sich in jedem Versuch gesteigert. Am Ende hat es leider knapp nicht gereicht, aber es war schön hier zu stoßen, auch mit den anderen Athleten. Im letzten Versuch wollte ich noch mal alles geben, der war auch der weiteste, aber da hat schon ein wenig die Kraft gefehlt.“

Diskuswurf Frauen

Im regennassen Ring von Tallinn flogen die Disken bei kaum einer Athletin in Richtung Bestweite – auch nicht bei Antonia Kinzel. Mit Platz sechs gelang der Ulmerin bei der U23-EM gegen starke Konkurrenz dennoch ein sehenswertes Ergebnis.

Sie war als Sechste der Meldeliste angereist. Und sie beendete das Diskuswurf-Finale von Tallinn als Sechste: Antonia Kinzel (SSV Ulm 1846) hat am Freitag bei den U23-Europameisterschaften ihre erste internationale Top-Acht-Platzierung errungen. Nach dem knappen Vorrunden-Aus bei der U20-EM 2019 in Boras (Schweden) war das Abschneiden der 20-Jährigen der nächste Schritt in ihrer Karriere – wenngleich der Diskus nicht ganz so weit flog wie gewünscht.

„Am Anfang hat's geregnet und der Ring war recht rutschig“, erklärte Antonia Kinzel, „im zweiten Versuche habe ich dann ja aber doch die 52,49 Meter geworfen, die für die Top Acht gereicht haben. Technisch hat es heute einfach nicht so gut geklappt, ich habe nichts aus den Beinen gemacht und nur oben drauf gehauen. Aber mit dem sechsten Platz bin ich zufrieden!“

Aus dem Kreise derjenigen Athletinnen, die in ihrer Karriere schon die 60-Meter-Marke überboten haben, gelang dies am Freitag nur einer – und das war die 70-Meter-Werferin im Feld: Jorinde van Klinken (Niederlande), in diesem Jahr mit 70,22 Metern an der Weltspitze angekommen, sicherte sich mit 63,02 Metern unangefochten die Goldmedaille. Dahinter wurde Helena Leveelahti (Finnland; 57,09 m) für die einzige Bestweite im Wettbewerb mit Silber belohnt, Bronze ging an Amana Ngandu-Ntumba (Frankreich; 56,24 m).

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