Trainertagung in Ludwigsburg-Pflugfelden:<br>Bundestrainer Jürgen Mallow zu Gast
  18.11.2006 •     BLV


Rund 30 Trainer konnten Cheftrainer Werner Daniels sowie BLV-Präsident und derzeitiger Vorsitzender der ARGE BWLV Franz-Josef Eckstein in der Sporthalle in Ludwigsburg-Pflugfelden bei der diesjährigen Trainertagung begrüßen.

Eckstein dankte den anwesenden Trainern für ihre geleistete Arbeit in der abgelaufenen Saison und erläuterte, dass derzeit auf allen Ebenen um die finanziellen Mittel für Trainerstellen, Kaderförderung, Baumassnahmen gekämpft werden muss. Die vom Land bereitgestellten Mittel werden immer knapper, der Bedarf an Mittel immer höher. "Die Zeiten werden härter, wir wissen heute nicht, ob wir alle Besitzstände halten können", so Eckstein.

Ebenfalls zu Beginn der Veranstaltung nahm Roland Frey, derzeitiger Vorsitzender des Landesausschuss Leistungssport, mit Eckstein die Ehrung für langjährige Landestrainer vor. 30 Jahre sind Rüdiger Zentgraf und 20 Jahre Ivan Macura-Böhm für ihre Verbände tätig. Für die an diesem Tag nicht anwesenden Trainer werden diese Ehrungen an anderer Stelle nachgeholt.

Werner Daniels gab einen Überblick auf die sportlichen Erfolge in diesem Jahr. Die Erfolge im Nachwuchsbereich mit Teilnehmern bei der U18-WM, gute Ergebnisse in der Altersklasse U23 sowie weitere Fortschritte im Aktivenbereich standen im Mittelpunkt seiner Ausführungen. Bedenklich aus seiner Sicht ist, dass immer weniger Vereine Leistungssport betreiben. Um Vereine und deren Trainer zu stärken, wurde innerhalb der ARGE eine Leistungssportoffensive gestartet, um die Netzwerke darzustellen, zur Sicherung einer hohen Trainingsqualität.

Anfang Oktober trat Dieter Baumann als LSV-Berater für Leistungssport seine neue Aufgabe an. Er legte den Anwesenden seine Vorstellung zur Zusammenarbeit dar, möchte Schwachstellen aufzeigen und mitwirken, diese abzustellen.

Eingeladen zur Leistungssporttagung war in diesem Jahr Bundestrainer Jürgen Mallow, der diesen Termin auf der Rückreise vom Nationalmannschaftslehrgang nach Darmstadt wahrnahm und von seiner Gattin begleitet wurde. "Ihr und wir sind der DLV", so seine Botschaft, "nur gemeinsam können wir Ziele erreichen." Er verglich in seinem Referat die Leichtathletik mit der Seefahrt, dem Fußball und dem Wein. "Wenn ein Tanker ankommen will, muss es klare Zielvorstellungen von Verantwortung geben.

Zielsetzungen sind die klare Vorraussetzung, damit etwas vorankommt", so sein Vergleich zur Seefahrt. Beim Vergleich mit dem Fußball glaubt Mallow, dass man dort schon etwas weiter ist. Talentierte Spieler werden nicht irgendwo isoliert groß, sondern in Stützpunkten mit Gleichstarken. Es ist wie bei der Wahl der Schulbildung. "Wo werde ich am besten ausgebildet, denn ich will bestausgebildet sein." In der Leichtathletik wird noch oft die Einzelfalllösung gesucht, die im Einzelfall richtig sein kann, in der Regel jedoch nicht zum größtmöglichen Erfolg führt.

Der Trainer musste dem Vergleich mit dem Wein standhalten. Nicht aus jedem Rebstock kommt ein guter Wein, und auch nicht jeder Athlet kann ein Spitzenathlet werden. Es kann aber bei jedem gute Qualität entstehen. Für Trainer und Winzer gehören Handwerk, Kunst, Können und Glück dazu, um auf der Erfolgsschiene zu landen.

Mallow stellte sich anschließend der Diskussion und stand für Gespräche bereit, um Einzelfälle, welche die baden-württembergische Leichtathletik betreffen, zu erläutern.

Einer der Kernpunkte der Diskussion war die Förderung der L-Kader, die nicht die gewünschte Priorität erfährt. Für diese Athleten, oft Leistungsträger der Verbände bei deutschen Meisterschaften, steht keine finanzielle Förderung bereit, da die Landesförderung lediglich den Nachwuchs vorsieht. Die in vergangenen Jahren von BLV und WLV bereitgestellten Mittel für L-Kader mussten umgeschichtet werden und stehen an dieser Stelle nicht mehr zur Verfügung.

Nach der Mittagspause gab Rob Kwakmann aus Rastatt interessante Einblicke in die Thematik "Osteopathie und Leistungssport" aus medizinischer Sicht und die Rolle der Statik und Bewegung, sowie der Funktion des Bindegewebes. Die anschließende Fragerunde zeigte, dass bei dem einen oder anderen Trainer dieses Thema bereits angekommen war.

Leistungssportkoordinator Dieter Voigt stellte der Runde nochmals sich und seine Aufgaben vor. Sie bestehen hauptsächlich aus dualer Karriere Schule, Ausbildung und Sport, dem Organisieren von Vergleichskämpfen, sportmedizinischen Untersuchungen, dem Erarbeiten struktureller Entscheidungen, sowie der Kooperation und dem Berichtswesen gegenüber dem LSV.

Dieter Roth, Fachwart für den Bereich Förderstufe IV, stellte das neue Strukturmodell der FIV vor. Wesentliche Änderung ist, dass nun auch im WLV-Bereich Stützpunkte eingeführt werden, wie dies innerhalb des BLV seit Jahren praktiziert wird. 2007 soll erstmals ein gemeinsames BLV/WLV-Talentiadecamp durchgeführt werden. Ende November werden in der Sportschule Steinbach die F-Kader Stützpunktleiter und die Teamleiter der ARGE in einem Workshop Konzepte zur Talentsichtung erarbeiten.

Das Schlusswort gehörte WLV-Präsident Jürgen Scholz, der über seine Probleme im Sitz des Leistungssportausschusses im LSV berichtete. Es ist nun mal schwer, die Bedürfnisse der Leichtathletik mit ihren vielen Disziplinen, die versorgt werden müssen, in den LSV-Gremien vorzustellen. Er appellierte an die Trainer, ihre Aufgaben trotz der Widrigkeiten und den immer schwierigeren Rahmenbedingungen zu meistern und auf Leistung aufmerksam zu machen. Er schloss mit der Bitte, weiterhin ihre Kraft in die Athletenbetreuung zu investieren.