Senioren-Europameisterschaften in Poznan:<br>Vier Mal Gold für Andreas Schulze /<br>Drei Goldmedaillen für Traudel Seiler, Peter Lessing und Hans Jürgen Gasper
  22.08.2006 •     BLV


Poznan (20.-30.07.) - Die 15. Senioren-Europameisterschaften im polnischen Poznan waren für die deutschen Altersklassen-Sportlerinnen und -Sportler wieder ein gutes Pflaster. Mit 372 Medaillen, davon 131 Mal Gold, 123 Mal Silber und 118 Mal Bronze, waren die deutschen Wettkämpferinnen und Wettkämpfer vor Großbritannien (188), Gastgeber Polen (115), Finnland (83), Schweden (67) und Frankreich (54) erfolgreich. Mehr als 90 Championshipsrekorde, 25 Europarekorde und 15 Weltrekorde wurden insgesamt von den über 35-jährigen Männern und Frauen aufgestellt.

Auch die badischen Seniorinnen und Senioren glänzten wieder mit zahlreichem Edelmetall, obwohl in diesem Jahr nicht ganz so viele wie sonst auf den obersten drei Treppchenplätzen zu finden waren. Das lag aber nicht daran, dass unsere BLV-Oldies schlechter waren als sonst, sondern eher daran, dass dieses Mal einige der sonst sicheren Medaillenanwärter aus unterschiedlichen Gründen nicht dabei waren.

Die Wettbewerbe begannen am Donnerstag, 20. Juli an zwei verschiedenen Wettkampfstätten, dem "Olimpia Stadion" und dem Stadion der Sporthochschule. Der Marathonlauf startete am 30. Juli - dem Schlusstag - an der berühmten Regattastrecke des Malta-Sees, und das Straßengehen fand am 27. Juli in der Nähe des Stadions der Sporthochschule statt. Mit den Staffelwettbewerben und der Schlussfeier wurden am Sonntag, 30. Juli die Meisterschaften beendet.

Vom ersten Wettkampftag an herrschten in Poznan Temperaturen bis knapp über 40 Grad im Schatten. "Es gab aber keinen Schatten", meinte dazu ein fachkundiger Beobachter. Und so war jeder froh, der irgendwo ein "kühles" Plätzchen zwischen den Wettbewerben aufsuchen konnte.

Mit vier Goldmedaillen war Andreas Schulze vom Rastatter TV der erfolgreichste Badener im heißen Polen. Über 400m Hürden lief der 37-Jährige in 54,74 sec so schnell wie noch nie und auf den obersten Treppchenplatz. Drei Tage später schaffte er im Int. Fünfkampf mit starken Einzelleistungen 3080 Punkten (int. Wertung mit Alterspunkten). 6,09 m im Weitsprung, 37,58 m im Speerwurf, 23,09 sec über 200m, 27,38 m mit dem Diskus und 4:39,76 min über die abschließenden 1500m brachten ihm erneut Gold. Zwei weitere goldene Medaillen konnte er sich am Schlusstag umhängen lassen, wo er in beiden deutschen Staffeln (4x100m und 4x400m) eingesetzt wurde. Dazu kamen noch ein vierter Platz über 110m Hürden und ein fünfter Platz über 200m, was für den M35-Senior eine Super-EM abrundete. Auch über 400m stand er im Finale, verzichtete aber darauf, weil gleichzeitig der Fünfkampf lief.

Im kaum nach stand Peter Lessing (LG Ortenau Nord), der bei den Männern M65 mit drei Gold- und einer Silbermedaille die Heimreise antreten konnte. Sein erstes Gold gab es für den Ausnahmelangstreckler bei "brütender Hitze" über 10000m. Peter, bekanntermaßen ein "Hitzeläufer", brach bei seinem Erfolg den von ihm geplanten Weltrekordversuch ab und lief in 38:20,41 min ins Ziel. Bereits nach zwei Runden hatte der pensionierte Ingenieur aus Urloffen seine Marschroute geändert und das Tempo reduziert, um nicht ein Opfer der Hitze zu werden. Ein kluger Rat, wie dramatische Szenen in den folgenden Läufen zeigten, als der anwesende Arzt konsequent Läuferinnen und Läufer aus dem Rennen nahm, die ihre Kräfte falsch eingeteilt hatten.

Beinahe hätte es auch über 5000m zum Sieg gereicht. Peter gewann den ersten Zeitendlauf in 18:28,20 min, musste sich aber dem Sieger des zweiten Laufs um knapp drei Sekunden geschlagen geben. Zweifaches Gold gab es dann aber am Schlusstag im Marathonlauf für Peter Lessing: In 2:58,01 Std lief er zum Sieg in der Einzelwertung der Klasse M65 und führte auch die DLV-Mannschaft auf den ersten Platz vor dem Team aus Russland.

Drei Mal Gold und ein Mal Bronze ersprintete sich Hans Jürgen Gasper (LG Karlsruhe) bei den über 70-Jährigen. Die 100m liefen top für den Mittelbadener: Bereits in den Vorläufen rannte er in 13,71 sec die schnellste Zeit und auch im Finale war er in 13,75 nicht zu schlagen. Über 400m erreichte er 65,04 sec, was ihn in einem spannenden Finale mit nur 17 Hundertstel Rückstand zum Zweitplatzierten auf den dritten Platz brachte. Seine zweite und dritte Goldmedaille bekam er für die Siege mit der deutschen M70-Staffel über 4x100m und 4x400m.

Gold, zwei Mal Silber und Bronze erlief und ersprang sich Walter Bauer (HSV Hockenheim) in M65. Über 100m Hürden setzte er sich in 17,24 sec im Finale gegen den favorisierten Guido Müller (Vaterstetten) durch. Über 300m Hürden musste er sich dagegen dem Bayern beugen und lief in 49,21 sec zur Vizemeisterschaft. Eine weitere Silbermedaille gab es für seine 10,33 m im Dreisprung. Seinen Medaillensatz komplettierte der Hockenheimer im Weitsprung, wo er mit 4,82 m auf dem Bronzeplatz landete.

Einmal Meister und ein Mal Vizemeister wurde BLV-Senior Karl Porep (SV Germania Karlsruhe). Im Int. Fünfkampf gewann der über 80-Jährige mit 3272 Zählern Gold deutlich vor dem Schweden Johnson (2881). 3,69 m, 25,98 m, 37,11 sec, 22,34 m und 9:49,20 min waren die Einzelleistungen zum Sieg. Ganz knapp an der zweiten goldenen Medaille vorbei sprang Porep beim Dreisprung, wo er mit glatten 8 m am Ende nur acht Zentimeter Rückstand zum Sieger hatte.

Gold bekam auch noch Arno Hamaekers (LAG Obere Murg) am Schlusstag für den deutschen Staffelsieg über 4x100m in M65.

Eine sichere "Gold-Bank" war wieder einmal Senioren-Geherin Waltraud Seiler (TB Gaggenau) in der Klasse W65. Drei Mal bekam sie die begehrte Goldmedaille umgehängt und war damit die erfolgreichste badische Frau in Poznan. Zuerst standen die 5000m Bahngehen im Zeitplan und schon hier war Traudel Seiler ihren Konkurrentinnen deutlich überlegen. In 30:38,45 min hatte sie am Ende nach zwölfeinhalb Runden mehr als zwei Minuten Vorsprung auf die Vizemeisterin. Auch drei Tage später beim 10 Kilometer Straßengehen konnte keine der Konkurrentinnen mithalten. Nach 1:02:29 Std kam die Gaggenauerin mit fast sieben Minuten Vorsprung ins Ziel. Das dritte Gold gab es für den deutschen Mannschaftssieg bei den über 65-jährigen Geherinnen in der Mannschaftswertung. Die drei deutschen älteren Damen erzielten in 3:23:36 Std dabei das zweitbeste Tagesergebnis - nur übertroffen von den französischen W45-Siegerinnen.

Vizemeisterin in W40 wurde Ellen Weller (MTG Mannheim), die beim Kugelstoßen 11,58 m erreichte. Dazu gab es für die Medizinerin noch einen fünften Platz im Werfer-Fünfkampf und einen sechsten Platz im Diskuswerfen. Silber holte sich auch Elisabeth Henn (Ettlinger SV) im 2000m Hindernislauf W45 im Endspurt in 8:17,38 min mit knapp drei Zehntelsekunden Vorsprung.

Zwei Mal Silber gab es auch bei den Frauen W60 durch Gerda Seibert und Dagmar Widmann (beide TSG Heidelberg). Gerda Seibert holte sich ihre Vizemeisterschaft im 400m-Finale, wo sie in 76,01 sec gestoppt wurde. Für Dagmar Widmann gab es Silber im Stabhochsprung mit 2,00 m. Gerda verpasste zudem als Vierte über 100m und 200m weiteres Edelmetall nur knapp. Doch noch zu Gold kamen die beiden Damen dann aber am Schlusstag in den deutschen Staffeln. Gerda und Dagmar wurde beide in der 4x100m-Staffel eingesetzt, die in 64,16 sec Gold vor Schweden holte. Gerda kam dann auch über 4x400m zum Einsatz, wo die deutschen Seniorinnen in 5:28,70 min ebenfalls vor Schweden zum Sieg liefen.

Alle badischen Platzierungen im Überblick.

W40: 100m: 14. Barbara Sange (LG Neckargemünd) 15,53 sec; 200m: 11. Barbara Sange 32,88 sec; Weit: 12. Barbara Sange 3,82 m; Kugel: 2. Ellen Weller (MTG Mannheim) 11,58 m; Diskus: 6. Ellen Weller 29,36 m; Hammer: 9. Ellen Weller 32,02 m; Werfer-Fünfkampf: 5. Ellen Weller 3231 Pkt (32,80-11,37-29,42-26,85-9,96m);

W45: 2000m Hind: 2. Elisabeth Henn (Ettlinger SV) 8:17,38 min; Hoch: 5. Margaret Weißenborn (TSG Dossenheim) 1,45 m;

W50: Kugel: 7. Claudia Vollert (LG Radolfzell) 10,03 m; Diskus: 4. Claudia Vollert 28,60 m; Speer: 6. Claudia Vollert 26,72 m;

W55: Weit: 5. Elisabeth Pattison (TV Helmsheim) 3,97 m; Kugel: 12. Annelore Schmitz (SV Kirchzarten) 9,18 m; Diskus: 13. Annelore Schmitz 18,66 m;

W60: 100m: 4. Gerda Seibert (TSG Heidelberg) 15,99 sec (VL 15,69), 6. Dagmar Widmann (TSG Heidelberg) 16,36 sec (VL 1634); 200m: 4. Gerda Seibert 33,27 sec; 400m: 2. Gerda Seibert 76,01 sec; 4x100m: 1. DLV (mit Gerda Seibert und Dagmar Widmann) 64,16 sec; 4x400m: 1. DLV (mit Gerda Seibert) 5:28,70 min; Weit: 5. Dagmar Widmann 3,87 m; Stabhoch: 2. Dagmar Widmann 2,00 m;

W65: 5000m BG: 1. Waltraud Seiler (TB Gaggenau) 30:38,45 min; 10m km StrG: 1. Waltraud Seiler 1:02:29 Std; 10 km StrG-Mannschaft: 1. DLV (mit Waltraud Seiler) 3:23:36 Std;

M35: 100m: 10. Andreas Schulze (Rastatter TV) 11,60 sec; 200m: 5. Andreas Schulze 23,54 sec (VL 23,41); 400m: 8. Andreas Schulze 52,11 sec; 110m Hü: 4. Andreas Schulze 16,90 sec; 400m Hü: 1. Andreas Schulze 54,74 sec; 4x100m: 1. DLV (mit Andreas Schulze) 44,16 sec; 4x400m: 1. DLV (mit Andreas Schulze) 3:25,91 min; Int. Fünfkampf: 1. Andreas Schulze 30,80 Pkt (6,09-37,58-23,09-27,38-4:39,76); 1500m: 11. Yves Albrecht (VFB Gaggenau) 4:29,23 min; 3000m Hind: 9. Yves Albrecht 11:18,61 min;

M50: Drei: 8. Peter Gerth (LV Ettenheim) 12,00 m; Int. Fünfkampf: 9. Günter Auberle (LG Radolfzell) 2614 Pkt (4,23-42,07-29,89-39,85-6:45,08);

M55: 1500m: 14. Herbert Jähtzen (Gazelle Pforzheim) 5:03,15 min;

M60: Hoch: 7. Franz Didio (ESV Weil am Rhein) 1,47 m; Diskus: 10. Franz Didio 41,26 m;

M65: 100m: 8. Arno Hamaekers (LAG Obere Murg) VL 13,79 sec; 5000m: 2. Peter Lessing (LG Ortenau Nord) 18:28,20 min; 10000m: 1. Peter Lessing 38:20,41 min; Marathon: 1. Peter Lessing 2:58,01 Std; Marathon-Mannschaft: 1. DLV (mit Peter Lessing) 10:00:86 Std; 100m Hü: 1. Walter Bauer HSV Hockenheim) 17,24 sec, 6. Klaus Heidinger (TB Emmendingen) 19,31 sec, 8. Arno Hamaekers VL 18,40 sec; 300m Hü: 2. Walter Bauer 49,21 sec, 8. Klaus Heidinger 54,86 sec; 20 km StrG: 10. Franz-Anton Zähringer (TB Bad Krozingen) 2:25:29 Std; 4x100m: 1. DLV (mit Arno Hamaekers) 52,32 sec; Hoch: 12. Rembert Plutowski (TV Neustadt) 1,30 m; Weit: 3. Walter Bauer 4,82 m; Drei: 2. Walter Bauer 10,33 m, 7. Klaus Heidinger 8,57 m; Zehnkampf: 6. Klaus Heidinger 6272 Pkt (14,45 - 4,37 - 9,67 - 1,23 - 70,47 - 19,75 - 29,06 - 2,00 - 30,03 - 6:27,77), 16. Rembert Plutowski 4999 Pkt (15,57 - 3,89 - 7,52 - 1,29 - 79,72 - 22,23 - 21,72 - 2,30 - 27,77 - 7:27,85);

M70: 100m: 1. Hans Jürgen Gasper (LG Karlsruhe) 13,75 sec (VL 13,71); 400m: 3. Hans Jürgen Gasper 65,04 sec; 4x100m: 1. DLV (mit Hans Jürgen Gasper) 55,52 sec; 4x400m: 1. DLV (mit Hans Jürgen Gasper) 4:31,07 min;

M75: 5000m BG: 4. Otto Schwab (Gazelle Pforzheim) 34:42,13 min;
M80: Drei: 2. Karl Porep (SV Germania Karlsruhe) 8,00 m; Int. Fünfkampf: 1. Karl Porep 3272 Pkt (3,69 - 25,98 - 37,11 - 22,34 - 9:49,20).