Milo Skupin-Alfa im U20-WM-Finale auf Platz sieben
  16.07.2018 •     BLV


Drei Rennen unter seiner Saison-Bestzeit, davon die ersten zwei unter 21 Sekunden. Milo Skupin-Alfa hat am Freitag bei der U20-WM in Tampere als Siebter über 200 Meter eine Serie starker Rennen erfolgreich zu Ende gebracht.

Eigentlich hatte er sich nach dem Halbfinale schon verabschiedet. Dann hatte er es überraschend doch noch als Achter und Letzter ins Finale geschafft – ein großer Erfolg für Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg), der sich in der Meldeliste nicht einmal in den Top 20 wiederfand. Im Finale musste er auf Bahn eins ran, und die Bahn zwei des Schweden Henrik Larsson blieb frei. Keine optimale Ausgangslage, aber: "Da habe ich eben versucht, mich an den anderen zu orientieren."

Der DLV-Athlet kam gut aus der Kurve und war da am Rest der Konkurrenz noch relativ nah dran, dann konnte aber die Spitze noch einen Zahn zulegen, allen voran die Briten, die mit Jona Efoloko (20,48 sec) und Charles Dobson (20,57 sec) einen Doppelsieg vor Eric Harrison (USA; 20,79 sec) feierten. Milo Skupin-Alfa wurde in 21,07 Sekunden Achter.

"Ich bin zufrieden", strahlte er, nachdem ein aufregendes Tageswerk vollbracht war – schließlich hatte er nur wenige Stunden zuvor mit der Staffel den deutschen U20-Rekord eingestellt. So ging's nach dem 200-Meter-Finale zur Rekord-Anerkennung auch erstmal ab zur Dopingkontrolle. Dann heißt es: Ausruhen und wieder neu konzentrieren. Die Sprintstaffel hat sich für Samstag viel vorgenommen.

Bericht: Silke Bernhart

Johanna Siebler im Siebenkampf auf Platz 19

Johanna Siebler (LC Überlingen) war die einzige deutsche Starterin im Siebenkampf der U20-Weltmeisterschaften von Tampere (Finnland). In einem starken Feld mit mehreren 6.000-Punkte-Athletinnen ging es für die 18-Jährige darum, in ihrem ersten U20-Jahr an ihre Bestmarke von 5.411 Punkten heranzukommen. Nach zwei Tagen mit Höhen und Tiefen hat es für Johanna Siebler, gehandicapt von Fußverletzungen, nicht zu einer neuen Bestmarke gereicht. Am Ende musste sie sich mit 5.211 Punkten und Platz 19 zufrieden geben.

>> Zum Bericht von Silke Bernhart auf leichtathletik.de: Der Siebenkampf von Disziplin zu Disziplin

Stefan Volzer scheitert knapp am Finaleinzug

Stefan Volzer hatte sich einen runden Lauf für das Halbfinale gewünscht – und in der Tat hätte er mit einem Rennen in Richtung Bestleistung vermutlich in der Runde der besten Acht gestanden. Der letzte Zeitschnellste kam mit 13,57 Sekunden weiter, eben dort liegt der Hausrekord des Stuttgarters. Doch es kam anders.

„Der Start war ein bisschen besser, dann war ich eigentlich ganz gut dran. Aber bei der vierten oder fünften Hürde habe ich einen Schlag von nebenan bekommen, und dann noch mal.“ Im Kampf um die beste Ausgangsposition hatte ihn die Hand eines Gegners aus dem Schwung gebracht. So waren die Top Zwei, die direkt weiterzogen, und auch die Plätze der Zeitschnellsten außer Reichweite. Nach 13,91 Sekunden waren die U20-Weltmeisterschaften für Stefan Volzer, der noch ein weiteres Jahr in der U20 vor sich hat, beendet. „Ich wäre gerne mit einer besseren Zeit rausgegangen“, erklärte er, „aber solche Läufe gibt es eben auf diesem Niveau.“

Velten Schneider geht nach Umweg die Kraft aus

Nach zwei Runden krachte es am Hindernis nach der Ziellinie. Ein Athlet war über den Balken gestolpert, weitere in das Hindernis gerannt, hinter ihnen staute sich die Konkurrenz und die Läufer weiter hinten mussten in einem Bogen außen über das Hindernis springen. Dazu gehörte auch Velten Schneider (VfL Sindelfingen), der in seinem zweiten Rennen über 3.000 Meter Hindernis gleich die Tücken der anspruchsvollen Strecke zu spüren bekam. Noch ärger erging es Mohamed Amine Drabli (Algerien), der sich noch 50 Meter weiter schleppte, dann aufgeben musste und mit einem Rollstuhl aus dem Innenraum gebracht wurde.

Velten Schneider brachte das Rennen zu Ende, zwischenzeitlich konnte er sich in einer langgezogenen Führungsgruppe wieder eine gute Position erkämpfen. Auf den letzten zwei Runden aber fehlten die Kräfte. In 9:14,74 Minuten wurde er Zehnter. Bei Top Fünf, die sich direkt qualifizierten, und weiteren fünf Zeitschnellsten war da schon fast klar: Das würde nicht fürs Finale reichen. „Es ist schade, von der Vorleistung her wäre das Finale drin gewesen“, sagte der Sindelfinger, der von den 1.500 Metern kommt, sich aber langfristig auf der Hindernisstrecke sieht. „Im Moment fehlt mir noch die Substanz. Aber im Laufbereich ist es einfach: Je mehr man trainiert, umso schneller wird man. Im Erwachsenenbereich geht’s erst richtig los, und ich bin bereit dafür.“

Vorlauf-Aus für Lisa Sophie Hartmann

Lisa Sophie Hartmann (SpVgg Renningen) wird keine zweite Chance bekommen, eine Bestleistung mit nach Hause zu bringen: Für die Württembergerin, die in der Jugend in diesem Jahr sowohl über 400 Meter als auch über 400 Meter Hürden die deutsche Nummer drei ist, wurden für Rang fünf ihres Vorlaufs 59,76 Sekunden gestoppt. Das reichte nicht für einen Platz unter den sechs Zeitschnellsten. „Am Anfang hat es sich gut angefühlt, aber dann war auf der Gegengeraden ganz schön Gegenwind und ich musste schon an der fünften Hürde den Rhythmus wechseln“, berichtete Hartmann von ihrer Premiere bei einer internationalen Meisterschaft und gestand: „Die Aufregung vorher war schon sehr groß. Es war toll hier zu laufen und hat mir viel Motivation gegeben.“

Wackliger Auftritt von Leia Braunagel ohne Befreiungsschlag

Das Resultat und der Gesichtsausdruck von Charleen Zoschke (SCC Berlin) und Leia Braunagel (SCL Heel Baden-Baden) waren ähnlich, als sie – wenngleich rund anderthalb Stunden zeitversetzt  – am Dienstag das Stadion von Tampere verließen.

Leia Braunagel hatte ihre internationale Premiere schon im Vorjahr in Nairobi (Kenia), hier hatte sie Silber bei der U18-WM geholt. Dementsprechend hoch waren die eigenen Erwartungen, die sie sich mit 48,97 Metern nicht erfüllen konnte – obwohl dieser Wurf rund vier Meter unter Bestmarke dennoch fast für das Finale gereicht hätte. Erst im allerletzten Wurf der Qualifikation verdrängte sie eine Konkurrenz noch aus den Top Zwölf.

Die U18-Vize-Weltmeisterin hatte nur einen einzigen gültiger Versuch erwischt, die anderen beiden gingen ins Netz. "Damit hatte ich zuletzt öfter mal Probleme, aber wir haben im Training viel daran gearbeitet", sagte die 18-Jährige. Sie hat noch ein weiteres U20-Jahr Zeit, die Technik zu festigen, um es bei der U20-EM 2019 in Gävle (Schweden) wieder besser zu machen.

Bianca Stichling: gut gesprungen aber leider kein "Q"

Ein einziges Mal waren Lavinja Jürgens (TSV Kranzegg) und Bianca Stichling (TSG Weinheim) in diesem Sommer über 1,83 Meter gesprungen, das war das Ticket nach Tampere wert. In den meisten ihrer weiteren Wettkämpfe hatte für ähnliche Höhen noch die Sicherheit gefehlt. In der Qualifikation der U20-WM aber waren sie hochkonzentriert und voll da.

Bianca Stichling leistete sich von ihrer Einstiegshöhe von 1,70 Meter bis hin zu 1,80 Meter keinen einzigen Fehlversuch – es war das zweitbeste Resultat ihrer Saison. Bei 1,82 Meter war dann jedoch Endstation. In einem starken Feld reichte das als 15. nicht für das Finale. Sie sei bei ihrer zweiten internationalen Meisterschaft aufgeregter gewesen als bei ihrer ersten 2017 in Tiflis (Georgien), "hier ist mehr Druck." Aber: „Ich habe mich trotzdem gut gefühlt.“ Umso größer war die Enttäuschung aufgrund der knapp verpassten Qualifikation. 1,82 Meter im Ersten hätten ihr gereicht.

Lisa Hartmann und Milo Skupin-Alfa stark in der Staffel

Starke Auftritte mit den Staffelteams hatten an den beiden letzten Tagen der U20-Weltmeisterschaften Milo Skupin-Alfa, der über 4x100 Meter Bronze holte, sowie Lisa Sophie Hartmann, die über 4x400 Meter mit ihren Teamkolleginnen im Finale auf Platz 5 lief.
 
Sprinter stürmen mit einer Hundertstel Vorsprung auf den Bronze-Rang

Die deutsche 4x100-Meter-Staffel hat wenige Minuten nach dem Gold-Coup der Sprinterinnen für die zweite deutsche Staffel-Medaille bei der U20-WM in Tampere gesorgt: Mit einer Hundertstel Vorsprung auf Japan sicherte Schlussläufer Luis Brander dem Quartett Bronze.

Auf der Zielgeraden wurde es ganz eng, zumindest im Kampf um Rang drei, denn vorn wurden die USA (38,88 sec) und Jamaika (38,96 sec) ihren Favoritenrollen gerecht. Aber dahinter war die dritte Medaille heiß umkämpft. In den Hauptrollen: DLV-Schlussläufer Luis Brandner (LAC Erfurt) und der Japaner Keigo Yasuda. "Das Rennen war nicht optimal", befand Brandner, aber er habe sich ins Ziel geschmissen – das lohnte sich: 39,22 Sekunden und Bronze vor den Japanern (39,23 sec).

Das deutsche Quartett war in derselben Besetzung angetreten wie im Vorlauf, so durfte Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) auch im Finale die erste Kurve laufen. Die Aufregung war erneut groß, "aber die anderen haben mich beruhigt. Dann habe ich versucht, an den Italiener ranzulaufen". Der Stab ging im ersten Wechsel an Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig), der nach einem Holperer im dritten Schritt gut ins Rollen kam und die Italiener überholen konnte, wenngleich er im Augenwinkel auch die USA heranstürmen sah.

Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg) bündelte nach drei 200-Meter-Rennen und dem Staffel-Vorlauf noch mal alle Reserven, obwohl er sich "nicht mehr so spritzig" fühlte. "Das war nicht das gelbe vom Ei", bewertete er seine Kurve selbstkritisch, "aber dafür habe ich ein tolles Team, auf das ich mich verlassen kann." Im zweiten Versuch hatte Luis Brandner den Stab, und ab ging's in Richtung Bronzemedaille. Mit der schließlich alle sehr zufrieden waren. Es war schon die zweite in Folge nach Bydgoszcz (Polen) 2016, wo die deutsche U20-Staffel damals neuen deutschen U20-Rekord gerannt war. Die Zeit von 39,13 Sekunden hatten Ansah-Peprah, Schulte, Skupin-Alfa und Brandner im Vorlauf eingestellt.

DLV-Langsprinterinnen mit Spitzenzeit Fünfte

Die deutschen Langsprinterinnen haben im Finale der U20-WM gleich mehrere Gänge hochgeschaltet: Mit einer Steigerung von fast vier Sekunden im Vergleich zum Vorlauf und mit einer Neubesetzung rannte die 4x400-Meter-Staffel in Tampere auf Platz fünf. Die U20-Weltmeisterinnen kommen (wieder einmal) aus den USA.

Seit dem Jahr 2002 und damit in allen acht vergangenen Ausgaben von U20-Weltmeisterschaften in Folge kommen die Staffel-Weltmeisterinnen über 4x400 Meter aus den USA. Das war auch in Tampere nicht anders. In 3:28,74 Minuten hatte das Quartett nach vier Runden einen deutlichen Vorsprung herausgelaufen. Doch dahinter wurde es spannend.

Bis 150 Meter vor dem Ziel sah es noch aus, als hätte Jamaika Silber sicher. Doch dann gingen Schlussläuferin Calisha Taylor die Kräfte aus. Gleich drei Staffeln hatten auf der Zielgeraden die Lücke zu ihr fast zugelaufen, darunter auch die deutsche Schlussläuferin Corinna Schwab (TV Amberg). Die Bayerin machte das nächste glänzende Rennen. Nach drei 200-Meter-Starts sowie zwei Starts mit der Sprintstaffel fehlte im sechsten Rennen nur am Ende der allerletzte Kick. Australien (3:31,36 min) konnte Jamaika (3:31,90 min) noch überspurten, dahinter gingen Rang vier mit Landesrekord an Kanada (3:31,93 min) und Rang fünf an Deutschland (3:32,84 min).

Pfeilschnelle Zeit

"Wir sind Fünfte der Welt!“ freute sich Lisa Sophie Hartmann (SpVgg Renningen), die den Stab ungefähr auf Position sechs von Startläuferin Anna-Maria Hofmann (SG Motor Gohlis Nord) übernommen hatte und auf derselben Position an Einzelstarterin Laura Kaufmann (LG Ohra Energie) übergab: „Heute ging’s besser als im Halbfinale“, konnte diese nach ihrem insgesamt vierten 400-Meter-Rennen feststellen, und so schickt sie Corinna Schwab ungefähr auf Position fünf auf die letzte Runde. Diese pirschte sich zwar näher an die Führenden heran, aber bei der Position blieb es.

„Wir haben alle viel in den Beinen“, sagte Lisa Sophie Hartmann, „wir haben uns um vier Sekunden gesteigert, wir können uns nichts vorwerfen, wir haben das richtig gut gemacht.“ Diese Aussage untermauert auch die Tatsache, dass die Zeit der Staffel in drei der vergangenen fünf Meisterschaften für Bronze gereicht hätte. 2014 war ein deutsches Quartett auf Rang drei gelaufen – in 3:33,02 Minuten war es zwei Zehntel langsamer gewesen als Hofmann, Hartmann, Kaufmann und Schwab in Tampere. Diese Vier erzielten am Sonntag die beste deutsche U20-Zeit seit 1996.

Alle Berichte: Silke Bernhart

 >> Zu den kompletten Ergebnissen der U20-Weltmeisterschaften in Tampere / Finnland