Meeting gespickt mit Höhepunkten /<br>Glänzende Weitsprung-Bestleistungen für Howard und Knapp
  01.07.2008 •     BLV


Mannheim (21./22.06.) - Die alljährlich im Mannheimer MTG Stadion stattfindende Gala der besten deutschen und europäischen Nachwuchsathleten bot auch im Jahr 2008 aus sportlicher Sicht erneut ein Wochenende voll gepackt mit Highlights und Topleistungen. Stets werden hier die Fahrkarten zu anstehenden großen internationalen Meisterschaften vergeben, so dass auch in diesem Jahr für die Sportler, welche sich für die anstehende Junioren-WM in Bydgoszcz vom 8. bis 13. Juli qualifizieren wollten, der Weg über Mannheim führte.

Aber auch diejenigen, welche nicht angereist waren, um die vom DLV gesteckte WM-Norm zu unterbieten, boten der schnelle Belag, die tatkräftige Unterstützung des Publikums und die hochklassig besetzten Starterfelder, optimale Voraussetzungen, um die ein oder andere persönliche Bestleistung purzeln zu lassen. Insgesamt wieder eine Gala, und darüber waren sich die beiden Verantwortlichen Rüdiger Harksen und Dietmar Chounard einig, bei der die deutschen Leichtathleten zeigten, welches Potential in ihnen steckt, und Leichtathletik vom feinsten zeigte.

An erster Stelle ist da sicherlich die Weltklasse-Leistung des Stabhochspringers Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken zu nennen. Der 18-Jährige verbesserte seine alte persönliche Bestmarke um fünf Zentimeter, stellt mit übersprungenen 5,70m zum damaligen Zeitpunkt einen neuen deutschen Jugend Rekord auf und knackt damit sogar die Norm für die Olympischen Spiele in Peking. Über seinen Sieg zeigte er sich überglücklich und gab nicht zuletzt dem klasse Publikum Anteil an seinem Erfolg. (Eine Woche später stellte er mit 5,80 m den U20-Weltrekord ein!) / Anm. der Red.)

Während die Stabhochsprunganlage allzeit von den Zuschauern gut unter Beobachtung stand, zeigte auch David Storl vom LAC Erdgas Chemnitz beim Kugelstoßen etwas Abseits der Haupttribüne eine wahre Glanzleistung. Er überbot den alten Meetingrekord von 2006 mit 20,02 m um ganze neun Zentimeter und übertrifft um mehr als eineinhalb Meter die WM-Norm mit Leichtigkeit.

Schon aus dem letzten Jahr in Mannheim bekannt und mit Spannung erwartet, war das Sprintertalent Robert Hering. Wegen Problemen bei der Startanlage, die in den ersten Stunden am Samstag zu zahlreichen Fehlstarts führten und zu einer wahren Nervenprobe für die reaktionsschnellen Sprinter wurden, bereits zusammen mit drei Mitläufern vom Rennen disqualifiziert, durfte er nochmalig Aufstellung im Startblock nehmen und konnte sich locker für den Endlauf qualifizieren. Der Läufer von der TUS Jena setzte sich im A-Finale knapp zwei Stunden später als einziger Deutscher durch und siegte in 10,47 sec.

Einen Doppelsieg in mindestens genau so hoch einzuschätzender Leistung erlief er Tags darauf. Mit 20,78 sec über die halbe Stadionrunde und einem deutlichen Vorsprung vor der Konkurrenz setzte er sich in der deutschen 200m-Spitze unter Tobias Unger und Konsorten fest. Ebenso auf der Rundbahn war auch die Topzeit über 400m von Niklas Zender (TSV Friedberg-Fauerbach) zu bestaunen. Er schrammte in 46,18 sec mit nur sieben Hundertstel am alten Meetingrekord vorbei.

Auch einige badische Athleten nutzten die Chance, im Flair der Gala mit zu schwimmen. In der Weitenstatistik von Weitspringer Julian Howard standen bisher 7,39 m an vorderster Stelle, 16 Zentimeter zu wenig für die Fahrt nach Bydgoszcz. Die mussten her. Befreit vom überwundenen Abiturstress konnte er locker in den Wettkampf gehen. Die Bedingungen waren optimal, ein kontinuierlich wehender leichter Rückenwind ließ weite Sprünge erhoffen. Das zeigte dann auch schon der Einstiegsversuch mit 7,24 m. Die nun folgende Serie war eine wahre Augenweide. Nächster Versuch 7,62 m, dass war sie, die Norm. Fünfter Versuch 7,56 m, nochmalige Bestätigung der Norm. Und im letzten der krönende Abschluss: 7,68 m, bis zum Ende der Sandgrube war es nicht mehr weit. Julian und sein Trainer Holger Prestor waren hochzufrieden. Mit dieser Leistung hatte wohl niemand im Vorfeld gerechnet. Nicht ganz so spurlos gingen die Abiturprüfungen an seiner Vereinskollegin Julia-Müller-Foell vorbei. Die viele Lernerei zehrte etwas an der Substanz und kostete über ihre Spezialstrecke, den 400m, vielleicht die entscheidenden Zehntel. Trotz einer sehr schnell gelaufenen ersten Rennhälfte, fehlten im Ziel mit 54,73 sec dann 0,33 sec bis zur vom DLV verlangten Normzeit. Hinter der Schwedin Moa Hjelmer (54,15) als beste deutsche 400m-Läuferin auf Rang zwei ist ihr jedoch ein Staffelplatz bei der WM sicher.

Nicht ganz zufrieden zeigte sich Marcel Bosler (TV Iffezheim) über seine Weite im Kugelstoßen. 17,38 m mit der 6 kg Kugel waren nicht ganz das, was er sich nach seiner hervorragenden Leistung von 18,02 m vor zwei Wochen in Heilbronn erhofft hatte. Als jüngster Teilnehmer im Wettbewerb platzierte er sich trotzdem noch in der Mitte des Feldes auf Rang acht.

Eine länger erwartete Steigerung stellte sich bei Martin Seiler (SG Bad Schönborn) in seiner Spezialdisziplin, dem Hochsprung ein. Die 2,09 m standen bisher zu Buche, diesmal blieb die Latte jedoch noch bei 2,12 m liegen. Martin versuchte sich anschließend an der WM-Norm von 2,15 m. Die Höhe hatte er fast, aber nach Wettkampfende war es Tino Martin (SV Halle), der dies als einziger Deutscher übersprang. Martin platzierte sich hinter dem Zweitplatzierten Letten Martins Karabesko auf Rang drei. Mannheimer Athleten schienen an diesem Wochenende den Heimvorteil besonders auszunutzen. Wie schon Julian Howard pulverisierte noch eine weitere Vereinskollegin, nämlich Nicole Knapp, ebenfalls im Weitsprung ihre alte Bestmarke. Mit 6,16 m sprang sie auf den vierten Rang und ist nur wenige Zentimeter von der Siegerin Xenia Atschkinadze (LG Eintracht Frankfurt) mit ihren 6,23 m entfernt. Lisa Steinkamp (TV Engen) kam mit 6,04 m in diesem Feld auf Platz sechs.

Gegen äußerst starke Konkurrenz mit Namen wie Alexander John oder Erik Balnuweit, hatte sich auch der Offenburger Hürdensprinter Matthias Bühler durchzusetzen, schlug sich jedoch wacker. Bei den 110m der Männer qualifizierte er sich im Vorlauf mit 13,65 sec für den Endlauf und sprintete dort in 13,80 sec auf Rang vier. Auf der langen Hürdendistanz lief Björn Schüler (TV Engen) in für ihn allerdings nicht zufriedenstellenden 53,99 sec auf den siebten Platz.

Zwei sehr positive Ergebnisse gibt es auch von den längeren Distanzen der Mittelstrecke zu vermelden. Über die 1500m waren bis dato noch keine Normierungen vorgenommen worden, da die Norm von 3:47,50 min noch von keinem Läufer unterboten wurde. Es bestand also Zugzwang, was ein schnelles Rennen vom Start ab vermuten ließ. Dies nutzte Tobias Menges (SG Walldorf Astoria) für sich aus und setzte sich von Anfang an im Sog des Feldes fest. Die Anstrengungen des 5000m-Spezialisten wurden belohnt, denn 3:50,73 min und etwa sieben Sekunden Steigerung auf die alte Bestzeit ist schon fast ein kleiner Quantensprung über diese Distanz. Noch einer, der vom Heimvorteil beflügelt wurde, war Timo Hoberg. Im Endspurt auf der Zielgerade setzte er sich an die Spitze des Feldes und entschied den zweiten Zeitendlauf über 800m für sich in neuer persönlicher Bestzeit von 1:53,15 min. Insgesamt Rang acht für ihn.