Leichtathletik-Weltcupfinale in Stuttgart 2006<br>Großer Leichtathletiksport im Gottlieb-Daimer-Stadion
  12.09.2006 •     BLV


Stuttgart (09./10.09.) - Zwei tolle Leichtathletiktage erlebten die insgesamt 56.000 begeisterten Zuschauer beim Weltcupfinale in Stuttgart. Von der ersten Minute an brauchte keiner sein Kommen zu bereuen, eher schon nicht im Stadion gewesen zu sein. Stimmungsvoll und kurzweilig präsentierte sich die Leichtathletik bei herausragenden Leistungen der Athleten. Idealste Wetterbedingungen taten ihr Übriges dazu. Leichtathletik in Bestform.

Schon gleich am Samstag der erste Hammerschlag. Betty Heidler gewann den Hammerwurf der Frauen mit überragenden 75,44 m. Fabian Schulzes Versuche im Stabhochsprung sahen aus, als ob er seine Bestleistung auf 5,82 m steigern könnte. Er musste sich dann aber doch mit übersprungenen 5,72 m zufrieden geben. Tim Lobinger übersprang dagegen die Höhe im dritten Versuch und teilte sich den zweiten Platz mit dem überraschend ebenfalls diese Höhe meisternden Toby Stevenson (AUS). Souverän im ersten Versuch und damit Sieger des Stabhochsprungs wurde Paul Burgess (USA).

Erster absoluter Höhepunkt war dann das 400m-Rennen der Männer. Sieger Jeremy Wariner (USA) hatte reichlich Mühe, die Konkurrenz zu gewinnen. In einem der besten 400m-Rennen behielt der Laufästhet in famosen 44,02 sec die Oberhand. Dicht gefolgt von Gary Kikaya (AR) in 44,10 und LaShawn Merritt (USA) in 44,14 gab es stehende Ovationen für die Athleten.

Zweites absolutes Highlight des Nachmittags war der 110m Hürdenlauf der Männer. In einem packenden Rennen blieb die Uhr für Xiang Liu (CHN) bei 12,93 sec stehen, absolut in Reichweite seines eigenen Weltrekords von 12,88 sec. Getrieben wurde er zu diese Zeit vom Zweiten, Dayron Robles (CUB), in 13,00 und dem "Altmeister" Allen Johnson (USA) in 13.01. Xiangs Fanclub hatte schon bei der Vorstellung der Athleten die Zielkurve in ein chinesisches Fahnenmehr verwandelt. Jetzt gab es kein Halten mehr.

Schnelle Zeiten auch über die 200m der Frauen: Allyson Felix (USA) als Siegerin in 22,11 sec und Sanya Richards (USA) in 22,17 vor Sheron Simpson (JAM) in 22,22 garantierten Spannung auf höchsten Niveau.
Trotz ausgezeichneter 65,06 m in der Speerwurfkonkurrenz reichte es Steffi Nerius nicht zum Sieg. Špotáková Barbora (CZE) gewann mit 66,21 m. Christina Obergföll von der LG Offenburg hatte nicht ihren besten Tag erwischt, konnte sich aber mit einem Wurf über die 60m-Marke den fünften Platz sichern.

Zum Abschluss des ersten Tages setzen die Männer noch ein Highlight oben drauf. Weltrekordler Asafa Powel (JAM) gewann nervenstark in 9,89 sec die 100m. Einen Hauch später kamen Leonard Scott (USA) in 9,91 und Tyson Gay (USA) in 9,92 ins Ziel. Drei Läufer um 9,90 sec gibt es nicht alle Tage.

Man konnte auf den zweiten Tag gespannt sein. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Irving Saladino (PAN) gewann den Weitsprung der Männer mit starken 8,41 m. Franka Dietzsch setzte sich letztendlich im Diskuswerfen mit 64,73 m durch.

Sensationell entwickelte sich der 200m-Lauf der Männer. Überragend in der Kurve setzte sich Tyson Gay (USA) in fulminanten 19,68 sec vor Wallace Spearmon (USA) durch, der mit 19,88 ebenfalls noch eine Zeit unter 20 Sekunden lief. Die Zuschauer dankten es mit stehenden Ovationen. Schlag auf Schlag ging es weiter: 49,25 sec für die Siegerin Sanya Richards (USA) im 400m-Lauf der Frauen.

Im 100m Hürdenlauf der Frauen hatte Kirsten Bolm einen extrem guten Start. Man traute seinen Augen nicht. Bis zur sechsten Hürden lag sie gar in Front, ehe sie durch einen Strauchler vor der siebten Hürde leider aus dem Rhythmus kam. Eine Zeit um 12,50 wäre möglich gewesen, weiß man doch um das Stehvermögen der Mannheimerin über die letzten Hürden. Die Siegerin Michelle Perry (USA) gewann in 12,52 sec.

Emotionaler Höhepunkt war der letzte Speerwurf des Jan Zelezný (CZE). Stehend verabschiedeten ihn 28.000 Zuschauer. Jan Zelezný begann seine lange Karriere in Stuttgart und beendete diese wiederum in Stuttgart mit einem letzten Wurf, getragen von der lautstarken Anfeuerung im weiten Stadionrund, auf nochmals 81,61 m. So gerieten die anderen Topp-Leistungen von Andreas Thorkildsen (NOR, 89,50 m), Tero Pitkämäki (FIN, 88,25 m) und Peter Esenwein, der sich auf Saisonbestweite von 85,30 m steigerte, etwas ins Hintertreffen.

Wie am ersten Tag beschloss ein 100m-Rennen das Programm. Sherone Simpson (JAM) sorgte mit ihrer Zeit unter 11 Sekunden (10,89) bei den Frauen für einen würdigen Abschluss dieser wirklich gelungenen Veranstaltung.

Zwei Tage Leichtathletik pur sind vorbei. Dies ist nur ein Auszug der gezeigten Leistungen, die sich alle sehen lassen konnten. Athletenpräsentation, Musikuntermalung, strahlender Sonnenschein, begeisternd mitgehende Zuschauer bei allen Sportlern und dazu absolute Topp-Leistungen der Athleten. In dieser Form macht Leichtathletik Spaß. Stuttgart hätte ein volles Stadion verdient gehabt. Aber das kann ja korrigiert werden. Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.