Lehrgang Sportabzeichenprüfer und -coach in Steinbach
  25.10.2021 •     BLV , Bildung


Beim dritten Anlauf hat es endlich geklappt. Nach zwei coronabedingt ausgefallenen Terminen 2020 und im Frühjahr 2021 konnte der Lehrgang zur Ausbildung zum Sportabzeichenprüfer und -coach an der Sportschule Steinbach am 8. und 9. Oktober durchgeführt werden. Der Termin lag exakt an dem Wochenende, an dem der schon lange geplante Seniorenkongress in Steinbach hätte stattfinden sollen.

Modellhafte Umsetzung der Kompetenzvermittlung für Mitarbeiter beim Sportabzeichen
Nach den Einschränkungen durch die Pandemie einigten sich der Badische Leichtathletik-Verband (BLV), der Badische Turner-Bund (BTB) sowie der Badische Sportbund Freiburg (BSB) darauf, den Kongress auf 2023 zu verschieben und das frei gewordene Wochenende mit je einer kurzen Ersatzveranstaltung zu nutzen. Der BLV hatte dafür das Thema Sportabzeichen ausgewählt.

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BLV-Vizepräsident Ottmar Heiler, gleichzeitig Präsidiumsmitglied im BSB, referierte nach der Begrüßung durch Herrn Dr. Christof Armbruster von der Sportschule über die Organisation der Sportabzeichenvergabe, über die Struktur des Leistungskatalogs sowie über die Rolle und die Handlungskompetenzen der Prüfer und Coaches. Der BSB hat seit einer Pilotveranstaltung beim DOSB in Frankfurt die Coach-Ausbildung mit der Prüferlizenz gekoppelt und bereits in zwei Veranstaltungen erfolgreich durchgeführt. Dadurch soll nicht nur die Korrektheit der Messung von Zeiten, Weiten und Höhen gewährleistet sein, sondern auch das Wissen um methodische Wege in der Vermittlung von Fertigkeiten vertieft werden.

Herr Armbruster von der Sportschule zeigte in seinen Ausführungen besondere Aspekte, wie die moderne Trainingslehre in den Trainingsalltag einfließen soll. Im ersten Praxisteil beschäftigte sich Ottmar Heiler mit der Disziplingruppe Kraft. Er zeigte einfache Übungsformen, die relativ schnell zu einem guten Ergebnis im Kugelstoßen führen können. An Fallbeispielen versuchte er aufzuzeigen, wann ein Versuch gültig oder ungültig sein kann. Etwas erstaunt zeigten sich die Teilnehmer, dass nach mehrfachen Studien ein gezieltes Krafttraining fast den gleichen Trainingseffekt hat wie ein pures Techniktraining mit der Kugel. Für die meisten neu war die Darstellung des Steinstoßens, das eine gute Alternative zum Kugelstoßen sein und nicht selten zu besseren Ergebnissen führen kann.

Nach dem Abendessen wurde bei Dunkelheit das Schleuderballwerfen in der Halle erlernt. Die Technik des Drehens stand dabei im Vordergrund. Da die niedrige Hallendecke und die kleine Fläche keine kraftvollen Würfe erlaubten, wurde mit durch Parteibändern verlängerten Tennisreifen die Drehung und der Abwurf geschult. Neben dieser der Koordination zugeordneten Disziplin konnte auch das zur Kraft gehörende Medizinballwerfen ausprobiert werden, das bei allen Teilnehmern für nicht immer erwartete, gute Ergebnisse sorgte.

Zweiter Tag war der Koordination und der Schnelligkeit gewidmet
In methodischen Reihen wurden am 9. Oktober die Elemente Anlauf, Absprung und Landung erprobt. Auch an der Sprunggrube wurde die Messung in Meter und Zentimeter und auch mit Zonen für die jüngeren Schülerklassen demonstriert. Alle Teilnehmer konnten dann beim relativ einfachen Standweitsprung eine weitere Alternativübung zum Kugelstoßen ausprobieren und ihr Sprungvermögen austesten.

BLV-Trainer Nils Kruse übernahm dann den zweiten Praxisteil. Im ersten Block wurde gezeigt, wie beim Sprint und insbesondere beim Start altersgerechte Trainingsformen eingesetzt werden können. Der im Programm folgende Hochsprung erfordert ein hohes Maß an koordinativen Fähigkeiten. Dies setzt in der Ausbildung daher eine vielfältige methodische Vorbereitung voraus. Diese einzelnen Elemente wurden von den 18 Teilnehmern Schritt für Schritt probiert und umgesetzt.

Auch wenn die Beine durch die vielen Belastungen bei so manchen Teilnehmern schon merklich strapaziert und müde waren, konnten beim Seilspringen noch einmal die letzten Reserven mobilisiert werden. Der genaue Ausführungsmodus in den verschiedenen Altersklassen erfordert von den Prüfern Sachkenntnis und ein gutes Auge. Im Zweifelsfall sind im Internet alle Sprungfolgen als Kurzfilme einsehbar. Das Ausprobieren der verschiedenen Formen machte den Teilnehmern offensichtlich vielen Spaß.

Im Laufe der zwei Tage wurde den Lehrgangsteilnehmern auch vermittelt, wie Prüfungen im Schwimmen und Radfahren abgenommen werden können. Die Prüfungen im Turnen müssen mit einem ausgebildeten Trainer bzw. Kampfrichter durchgeführt werden. Bei Fortbildungen in den kommenden Jahren will sich der BSB dezentral auch detaillierter mit den Aufgaben aus dem Turnbereich beschäftigen. Diese „Auffrischungen“ sind für Sportabzeichenprüfer alle vier Jahre verpflichtend, wobei auch eine Vertiefung in der methodischen Aufarbeitung angeboten wird. Bei der Behandlung aller praktischen Einheiten wurde von beiden Referenten auf die notwendigen Sicherheitsaspekte hingewiesen. Weiter wurde auf die Beachtung einer alters- und könnensbasierten Vermittlung großen Wert gelegt. Der Weg zum Ziel, nämlich der möglichst ganzjährige Trainingsprozess, sei mindestens genauso wichtig wie die erfolgreiche Durchführung der Prüfung.

Viele Teilnehmer äußerten sich nicht nur sehr positiv über die Vermittlung der Lehrinhalte in den zwei anstrengenden Tagen. Großes Lob gab es auch für das Personal der Sportschule, das trotz weitreichender Einschränkungen durch das auferlegte Corona-Hygienekonzept einen reibungslosen Verlauf ermöglichte.

Nicht nur in Baden, sondern auch bundesweit ist die kontinuierliche Ausbildung von Prüfern enorm wichtig, da viele Personen seit vielen Jahren und Jahrzehnten diese ehrenamtliche Tätigkeit auf sich genommen haben und sich altersbedingt einschränken müssen. Um nach dem coronabedingt über die Hälfte starken Rückgang der Sportabzeichenverleihung den erhofften Aufschwung in nächster Zukunft bewältigen zu können, müssen neue Trainer gewonnen werden. In den Schulen sollen Sportlehrer zur Abnahme von Leistungen ihrer Schüler motiviert werden. Das Sportabzeichen ist seit vielen Jahren im Bildungsplan der Schulen verankert. Als umfangreicher und aussagekräftiger Fitnesstest hat es dort oder auch im freien Sport seine besondere Bedeutung.

Der BSB Freiburg honoriert die besten Schulen und Vereine jährlich in einer Ehrungsveranstaltung, bei der die erfolgreichsten Teilnehmer mit Geldpreisen ausgezeichnet werden. Auch mindestens 2 Mitglieder aus zwei Generationen können das Familiensportabzeichen erwerben. Viele Sportfachverbände können mit ihren Abzeichen (z.B. Fußballabzeichen, Geräteturnabzeichen, Tennisabzeichen…) eine der vier Bereiche des Sportabzeichens mit der Maximalpunktzahl (Gold) einbringen. Verschiedene Krankenkassen unterstützen seit vielen Jahren Sportabzeichenabsolventen mit Bonusprogrammen. Für Bewerbungen, z.B. beim Zoll, bei der Polizei und anderen Organisationen, ist der erfolgreiche Erwerb Grundvoraussetzung.