Geschafft! - Christina Obergföll ist Weltmeisterin!
  26.08.2013 •     BLV


Nach sechs internationalen Silber- oder Bronzemedaillen bei Großereignissen der vergangenen Jahre durfte Christina Obergföll bei den Weltmeisterschaften in Moskau endlich über Gold jubeln. Die Speerwerferin von der LG Offenburg konnte beim Saisonhöhepunkt die beste Leistung abrufen und sicherte sich mit der Weltklasseweite von 69,05 m den Titel. Dafür hat Christina ihr Leben lang trainiert! "Ich bin sprachlos und bewegt. So viele Jahre hätte es klappen sollen, und es hat nie geklappt. Und jetzt, als ich nicht mehr damit gerechnet hatte, hat es funktioniert", sagte Christina anschließend unter Tränen. "Endlich habe ich den kompletten Medaillensatz."

Die Startliste hätte am Schlusstag der Meisterschaften nicht dramatischer gesetzt sein können: Christina Obergföll war als letzte der zwölf Finalistinnen dran, direkt vor ihr Lokalmatadorin und Titelverteidigerin Mariya Abakumova. Aber diesmal war es die Deutsche, die der Russin einen Wurf vorsetzte: 69,05 m, die fünftbeste Weite in der langen und erfolgreichen Karriere der 31-Jährigen. Nach dem ersten Durchgang lag Christina mit 64,63 m noch auf Platz drei hinter der Russin (65,09 m) und Linda Stahl (Leverkusen; 64,78 m). Dann schockte die Australierin Mickle mit 66,25 m die Konkurrenz. Doch Christina hielt dagegen und packte den 69m-Wurf aus. Da konnte niemand mehr kontern. Die Australierin steigerte sich im sechsten Versuch zwar noch auf 66,60 m – doch die russische Titelverteidigerin kam im gesamten Endkampf nicht mehr zurecht. Nach ihrem letzten Versuch fiel Christina auf dem Rasen auf die Knie, dann ihrem zukünftigen Mann Boris Henry in die Arme – am 21. September folgt die Hochzeit – und Boris heißt dann Obergföll!
„Es ist ein Befreiungsschlag und eine Belohnung für alle die Jahre, in denen ich hart gearbeitet habe. Ich bin nie in der Quali rausgeflogen. Ich habe nie wirklich versagt. Es war nicht mehr so schön wie in Helsinki aber auch nicht schlecht. Jetzt ist einfach das Quäntchen Glück dabei gewesen. Das habe ich einfach verdient. Und ich denke, dass mir das alle anderen Athletinnen gönnen“, freute sich Christina nach dem Wettkampf.
Am Freitag in der Qualifikation hatte Christina ein Wurf auf 62,36 m genügt, um die geforderte Quali-Weite zu übertreffen. „Ich bin zufrieden. Es zählt, über die Quali-Linie zu werfen. Ich will am Sonntag einen guten Wettkampf machen“, war Christina gelöst und zuversichtlich: „Ich habe gute Trainingseinheiten gemacht, es lief alles nach Plan, ich bin gesund. Ich will an so einem Tag zeigen, was ich kann.“ Und das tat sie dann auch eindrucksvoll.

DLV-Sprinterinnen nach Verwirrungen Vierte

Für die schnellen deutschen Sprinterinnen reichte es am Ende der 4x00m-Staffel nicht ganz zu einer Medaille. Yasmin Kwadwo von der MTG Mannheim als Startläuferin, Inna Weit (LC Paderborn), Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) und Schlussläuferin Verena Sailer (MTG Mannheim) belegten in 42,90 sec Rang vier.
Auf der Bahn eins gingen die deutschen Mädels im Finale an den Start. Yasmin, Inna und Tatjana hatten Mühe auf dieser ungünstigen Bahn ihre gewohnten Leistungen abzurufen. Verena zündete auf der Zielgeraden zwar nochmal den Turbo, doch mehr als zunächst auf Rang fünf konnte sie das DLV-Quartett nicht nach vorne bringen. Zu den USA (42,75 sec) fehlten 15 Hundertstel. Gold gewann überlegen Jamaika (41,29 sec). Zu Großbritannien (42,87) fehlten nur drei Hundertstel. Die Französinnen (42,73), die bei der Siegerehrung noch Silber umgehängt bekamen, wurden drei Stunden danach noch nachträglich disqualifiziert; damit rückte das deutsche Team auf Rang vier vor. „Der Vorlauf war echt super! Im Finale auf Bahn eins zu starten, war dann schon schwer“, meinte Yasmin Kwadwo. „Natürlich ärgert man sich im ersten Moment, dass es so knapp nicht zur Medaille gereicht hat. Aber ich bin trotzdem super stolz, wir haben zwei schnelle Rennen gemacht und am Ende einfach Pech gehabt.“
Zwischen Vor- und Endlauf hatte es schon einiges Zittern gegeben, weil das DLV-Team nach dem dritten Platz aus dem Vorlauf (42,65 sec) als disqualifiziert angezeigt wurde. Angeblich soll das Staffelholt bei irgendeinem Wechsel nicht ordnungsgemäß übergeben worden sondern „in der Luft gewesen“ sein. Ein Verstoß in diese Richtung der deutschen Frauen war aber nicht erkennbar und die Disqualifikation wurde zurück genommen. „Es hat lange gedauert, bis die Entwarnung kam und wir sicher sein konnten, dass wir weiter sind. Aber wir haben uns trotzdem normal warm gemacht und aufs Finale konzentriert. Wir wussten nicht, wofür wir hätten disqualifiziert werden können!“, sagte auch Verena Sailer nach dem Wettkampf.

Wenig Fortune hatte die Freiburgerin Marie-Laurence Jungfleisch (LAV Tübingen). Die Hochspringerin überstand zwar mit 1,92 m die Qualifikation, scheiterte dann aber im Finale an der Anfangshöhe von 1,89 m. Das Finale erreicht zu haben, bleibt aber eine tolle Leistung. „Ich war enttäuscht von meiner eigenen Leistung, habe mir das Finale noch etwas angesehen und bin dann raus gegangen. Ich will mit meinem Trainer darüber sprechen, was die großen Fehler waren. Bei der Quali habe ich die Innenlage nicht gehalten. Diesmal habe ich das einigermaßen geschafft, aber ich war zu langsam. Das habe ich leider nicht geschafft zusammenzubringen. Die Anfangshöhe war eine große Herausforderung. Die Doppelbelastung mit Quali und Finale, damit muss ich noch lernen, besser klarzukommen.“

Ralf Wohlmannstetter