Ex-Weltrekordler Carl Kaufmann ist tot
  03.09.2008 •     BLV


Einer der erfolgreichsten badischen Leichtathleten ist tot: Der frühere Weltklasse-Athlet Carl Kaufmann starb am Montag, 1. September nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren.

Karl „Charly“ Kaufmanns größte sportliche Erfolge waren zwei Silbermedaillen über 400m und mit der deutschen 4x400m-Staffel bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom.

Beim 400m-Endlauf der Männer gelang es ihm mit einem packenden Endspurt den führenden US-Amerikaner Otis Davis auf der Ziellinie einzuholen - mit einem Riesensatz stürzte sich der damals 24-Jährige ins Ziel auf die regendurchnässte Aschenbahn. Nach der lange andauernden Auswertung des Zielfotos war Otis Davis der Glücklichere - mit hauchdünnem Vorsprung. Beide wurden jedoch mit der Weltrekordzeit von 44,9 Sekunden in die Siegerlisten eingetragen. Die noch nicht anerkannte elektronische Zeitmessung zeigte 45,07 für den Amerikaner und 45,08 sec für den Karlsruher.

Neben diesen beiden Silbermedaillen hatte Charly Kaufmann im Trikot des Karlsruher SC zwischen 1958 und 1960 auch dreimal die deutsche Meisterschaft über 400m gewonnen. Insgesamt gewann er sieben deutsche Meistertitel. Bereits im Alter von 28 Jahren hängte er die Laufschuhe an den Nagel.

Nach seiner Sportler-Karriere wurde Kaufmann Realschullehrer. Seine Liebe galt aber der Kunst. Als Opern- und Operettensänger sowie als Theaterleiter in Karlsruhe machte er eine zweite Karriere. Er studierte Klavier und Gesang an der Badischen Hochschule für Musik und trat auch als Schlagersänger auf ("In einer Nacht in Taormina", "Und Amor läuft mit"). 1967 gründete er das Theater "Die Käuze", das er bis zu seinem Tod leitete und wo er sich mit seiner Familie stark engagierte. Einen Schwerpunkt setzte der ausgebildete Tenor dabei auf die Kinder- und Jugendarbeit.

1967 war er auch einer der Gründungsmitglieder des SSC Waldstadt Karlsruhe, den er in den Anfangsjahren besonders prägte und dessen Vorsitzender er vier Jahre lang war. Seit 1977 war Carl Kaufmann im SSC-Beirat. Der Leichtathletik war er als Trainer und Betreuer seiner Tochter Larissa weiterhin eng verbunden.
Geboren wurde er aber 1936 in New York (USA), wo sein Vater damals arbeitete. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges landete die Familie dann aber in Karlsruhe. Dort besuchte Carl Kaufmann das Bismarck-Gymnasium. Mit 17 Jahren wurde zufällig an der Schule sein Lauftalent entdeckt.

Carl Kaufmann war Inhaber des silbernen Lorbeerblattes und Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Der Badische Leichtathletik-Verband spricht seiner Familie und Freunden sein tief empfundenes Mitgefühl aus. Der BLV wird „Charly“ Kaufmann ein ehrendes Andenken bewahren.