Dritte BLV-Gesprächsrunde in Kirchzarten
  11.02.2013 •     BLV


Kirchzarten (31.01.) - Einen sehr guten Zuspruch fand die 3. Etappe der Gesprächsrunde, zu der der BLV-Präsident Philipp Krämer die Mitarbeiter aus den Kreisen Emmendingen, Freiburg, Oberrhein und Neustadt in das Vereinsheim des SV Kirchzarten eingeladen hatte. Wilfried und Gisela Pletschen waren zusammen mit den Mitarbeitern des rührigen einheimischen Vereins für die Organisation verantwortlich.

Nach einer visuellen Einstimmung mit den Höhepunkten der letztjährigen EM in Helsinki und der Olympischen Spiele in London, die für den DLV und auch für die Topathleten des BLV überaus erfolgreich waren, stellte der 2. Vorsitzende des SV Kirchzarten, Jürgen Friedmann, seinen Verein vor, der mit seinen vielen Abteilungen einer der größten im Badischen Sportbund ist. Philipp Krämer gab nach seiner Begrüßung eine kurze Bilanz seiner gut zweijährigen Arbeit als Chef des Verbands. Wie ein roter Faden zog sich seine Forderung, die gestiegene Arbeitsbelastung auf möglichst viele Schultern zu verteilen, durch den gut zweistündigen Abend.  Ebenso mahnte er – als Basis für eine erfolgreiche Entwicklung der badischen Leichtathletik - ein gutes und faires Miteinander auf allen Ebenen und von allen Beteiligten  an. Nur in Teamarbeit lassen sich die Aufgaben der nächsten Jahre bewältigen. Leider offenbare sich in den Vereinen, Kreisen, Bezirken und beim Verband die mangelnde Bereitschaft, zeitaufwendige Ehrenämter zu übernehmen. Gleichwohl bat der BLV-Präsident alle Anwesenden – als Multiplikatoren – die Ansprachen zur Mitarbeit nicht aufzugeben. „Wer – wenn nicht wir, die wir Leichtathletik sind“ – soll dies sonst leisten, fragte er in den Raum.  Auch die Bitte Dinge nicht einfach laufen zu lassen richtete er an die Anwesenden – sonst sind die  irgendwann „ausgelaufen. Dass die 435 Vereine innerhalb des BLV das gleiche Problem haben, wurde in den Diskussionen des Abends immer mehr deutlich. Demzufolge sollte in allen Bereichen des BLV das Hauptziel sein, mehr verantwortungsbereite Mitarbeiter in der olympischen Sportart Nummer 1 zu finden. Dann könne auch das große Potential, das die Leichtathletik besitzt, besser ausgeschöpft werden. Über weitere Themen des Vortrags wurde bereits in dem Bericht von Ralf Wohlmannstetter von den Tagungen in Offenburg und Karlsruhe ausführlich geschrieben.
BLV-Kampfrichterwart Wilfried Pletschen berichtete über die Schwerpunkte seiner Arbeit. Zentrale Maxime bei allen sportlichen Tätigkeiten in Wettkampf und Training ist die Sicherheit von Athleten und allen, die sich an der Sportstätte aufhalten. Umsichtiges Verhalten und absolut zuverlässige Anlagen, die dauernd kontrolliert werden müssen, bieten einen wirksamen Schutz vor Unfällen und Verletzungen. Die Rolle der Kampfrichter sollte sein, anerkannte Partner der Athleten zu sein, um ihnen optimale Möglichkeiten zur Ausübung ihres Sports an den Wettkampfanlagen zu geben. Leider lassen sich für eine größere Veranstaltung selten genügend Kampfrichter und Helfer finden. 55 bis 60 ausgebildete Personen sind zur Ausrichtung eines solchen Events zwingend notwendig. Dazu kommt noch das Personal für die Verpflegung, die nicht nur bei den Besuchern ankommt sondern auch für den Verein eine der wenigen Einnahmequellen darstellt. Zur Gewinnung des Mitarbeiterstabs in den Vereinen sollen Breitensportler, ehemalige Athleten, Eltern von Leichtathleten sowie die jungen Aktiven angesprochen werden, die sich damit auch aktiv in ihren favorisierten Sport einbringen können. Auch die Kreise müssen nach Wegen suchen, alle wichtigen Ämter zu besetzen. Nur in wenigen Ausnahmen gelingt dies nur ohne eine Mehrfachbelastung der Funktionäre in den Vereinen.
Als vorbildlich präsentiert sich dank des unermüdlichen Engagements von Wilfried Pletschen die Kampfrichterschulung in der Region, wie oft von den Vertretern vor Ort berichtet wird. Seit 2007 besteht eine enge Kooperation WLV-BLV im Kampfrichterförderprogramm, die sich bei vielen Veranstaltungen bewährt habe. Festes und vorgeschriebenes Ziel bei allen Wettkämpfen wird ab 2013/14 sein, dass an jeder Wettkampfstätte ein ausgebildeter Kampfrichter stehen muss. Bei der Ausbildung von Übungsleitern sollte nach Meinung der Vereinsvertreter verstärkt die Einweisung in das komplexe Regelwerk erfolgen. Kampfrichterschulungen sollen auch auf die Verlängerung der Übungsleiterlizenz angerechnet werden dürfen. Gute Erfahrungen habe man mit der Einführung von Prüfplaketten für die in Wettkämpfen verwendeten Speere gemacht, die damit das zeitaufwendige Vermessen vor jedem Gebrauch verringert. Große Unsicherheiten bestehen beim Einsatz der Auswertesoftware bei Veranstaltungen. Wird  bisher bei Veranstaltungen flächendeckend das Material von Seltec und Cosawin verwendet, so soll nach Willen des DLV das neu erstellte Produkt athletica aus der Schweiz eingeführt werden. Die Insolvenz von Seltec hatte die Diskussion um die Ausstattung der EDV-Anlagen noch mehr entbrannt.
Viele Veranstaltungen werden früher wie heute an zwei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt. Genügend Personal für das komplette Wochenende zu finden bereitet in der Regel  enorme Probleme. Die großen Mehrkämpfe lassen sich aufgrund des Regelwerks nur so ausrichten. Für andere Veranstaltungen bis hin zu Badischen Meisterschaften soll überprüft werden, ob die einzelnen Disziplinen nicht an einem Tag angeboten werden könnten. Dies hätte zur Folge, dass die Anzahl der Angebote für den Athleten zurückgehen. Im langjährigen Turnus sollte man sich demzufolge auf eine Abwechslung im Kanon der Disziplinen absprechen, wie dies auch bei den internationalen Sportfesten üblich ist. Sehr schwache Teilnehmerfelder in vielen Disziplinen würden diese Überlegungen unterstützen.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich die Zahl der Kunststoffanlagen auf Verbandsebene auf weit über 100 erhöht. Viele der zu einem nicht unerheblichen Anteil aus öffentlichen Mitteln finanzierten Sportstätten bieten für die Leichtathletik nicht mehr die erforderliche Ausstattung oder sind reparaturbedürftig. Im Fall des ausrichtenden SV Kirchzarten verdrängt die aufstrebende Mountainbikeaktivität die Nutzung des Stadion für die Leichtathletik in eklatanter Weise. Größere Meisterschaften, die früher in der Breisgaustadt Tradition waren, können nicht mehr durchgeführt werden. Der Fußball mit über 1000 Spielen am Wochenende in der Region verdrängt mehr und mehr die Leichtathletik aus den Stadien (und macht darüber hinaus die Talentgewinnung oft zu einem Zufallsprodukt!).
Kritisiert wurde die mangelnde Präsenz der Leichtathletik in den Medien. Dies trifft aber nicht für alle Regionen zu. In der Raumschaft Freiburg, wo eine Zeitung quasi das Monopol hat, ist das Auffinden von Artikeln zum Sportgeschehen an der Rundbahn stark eingeschränkt. In umlegenden ländlichen Kreisen ist durch die Konkurrenzsituation verschiedener Redaktionen mehr Spielraum vorhanden. Eine stärkere Präsenz in den Medien setzt aber nicht nur aktive Pressewarte in Vereinen und Kreisen voraus sondern auch eine größere Zahl von regelmäßigen Veranstaltungen, über die dann das Licht auf unsere Sportart geworfen werden kann. Auch über schulische Sportfeste wie „Jugend trainiert für Olympia“, „Leichtathletik in Aktion“ oder die „VR-Talentiade“ ließe sich gut berichten und könne ebenfalls in der Schule wirkungsvoll Werbung für die neben dem Turnen klassische Schulsportart machen. Auf jeden Fall müsse der Kontakt zum zuständigen Sportredakteur der Zeitung intensiv gepflegt werden.
Besonders freute sich der BLV-Präsident, dass sich mit dem letztjährigen deutschen Schülermeister im Neunkampf, Christian Wangnick vom SV Waldkirch, ein Aktiver unter die Teilnehmer des sehr informativen Abends gemischt hatte, dem er für die weitere sportliche Zukunft alles Gute wünschte. In einem lockeren Rahmen nach dem offiziellen Ende bestand für die Teilnehmer noch einmal die Möglichkeit, weitere Gedanken für die kommende Arbeit auszutauschen.

Ottmar Heiler