Die badischen Leichtathleten gratulieren Verena Sailer zum Titelgewinn über 100m und Christina Obergföll zur Silbermedaille im Speerwurf.
  30.07.2010 •     BLV


Den besten Start im 100m-Finale erwischte die Französin Myriam Soumaré, doch Verena Sailer hatte das beste Finish und sprintete in neuer persönlicher Bestzeit von 11,10 Sekunden zum Sieg. Auch eine gute halbe Stunde später war die Sprinterin von der MTG Mannheim noch immer völlig von den Socken.

Richtig realisiert hatte die 24-Jährige noch nicht, was sie gerade geleistet hatte. „Das ist Wahnsinn. Unbeschreiblich“, sagte sie und schüttelte den Kopf. Interview reihte sich an Interview, Fans ließen sich mit der ehemaligen U23-Europameisterin fotografieren. „Ich habe einfach die Birne ausgeschaltet und bin gerannt“, sagte sie. Silber und Bronze gingen an die beiden Französinnen Véronique Mang (11,11 sec) und Myriam Soumaré (11,18 sec). Noch nie hatte Gold und Silber nur eine Hundertstel getrennt, der kleinste Abstand war bislang acht Hundertstel gewesen. Verena Sailer sorgte für das erste deutsche 100-Meter-Gold einer Frau seit 20 Jahren. „Ich wusste, dass sich mir die Gelegenheit zum Sieg nur bei Europameisterschaften bietet und habe die Gelegenheit beim Schopfe gepackt“, sagte eine völlig überwältigte Verena Sailer.

Ihre physische aber auch ihre mentale Stärke hatte man bereits im Halbfinale sehen können, als sie trotz eines kleinen Stolperers kurz nach dem Start sofort wieder in Tritt kam und bei etwas zu starkem Rückenwind in 11,06 als Schnellste der beiden Halbfinalläufe gestoppt wurde. Sailers Vereinskameradin Anne Möllinger kam bis in den Zwischenlauf, wo sie allerdings nach einem schwachen Start hinterherlaufen musste und dabei etwas verkrampfte. Trotzdem zeigte sie sich mit dem Erreichten zufriden: "Für mich war es schon ein Erfolg, den Vorlauf überstanden zu haben. Ich habe meine Erfahrungen gesammelt."
 
Zeitgleich mit dem 100m-Finale kämpften die Speerwerferinnen um die Medaillen. Die WM-Sechste Linda Stahl (Leverkusen) siegte und mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 66,81 Metern vor der Offenburgerin Christina Obergföll (65,58 m) und der Weltrekordlerin Barbora Spotakova (Tschechische Republik; 65,36 m).
Dabei sah es vier Durchgänge lang nach einem Sieg der Tschechin aus. Barbora Spotakova hatte im ersten Versuch gleich 65,36 Meter vorgelegt, womit sie sie vier Durchgänge lang in Front lag. Dann aber kam die deutsche Offensive. Linda Stahl, bis dahin mit 63,76 Metern bereits Dritte, jagte den Speer überraschend auf 66,81 Meter hinaus und übertraf damit ihre Bestleistung um 75 Zentimeter. Es war die Führung der 24-Jährige, die unmittelbar danach gleich zittern musste, als Christina Obergföll auch  die 65-Meter-Linie übertraf. 65,58 Meter brachten auch die Olympia-Dritte an Barbora Spotakova vorbei zurück auf den zweiten Platz, den sie bereits zuvor inne gehabt hatte. Für die beiden Deutschen an der Spitze war das große Zittern vorbei, als Barbora Spotakova in ihrem sechsten Wurf keine Steigerung mehr gelang. "Das ist meine erste Europameisterschaftsmedaille. Es ist aber jetzt im ersten Moment ein bisschen schwer einzuschätzen. Einerseits war der Sieg heute auch greifbar nahe und ich war auch in der Form dazu, das zu machen. Andererseits habe ich während des Wettkampfs richtig Probleme und richtig schwere Beine gehabt. Deshalb bin ich froh, dass ich im fünften Durchgang doch noch die 65 geworfen habe. Linda hat heute mehr Glück gehabt. Ich freue mich jetzt. Ich stehe auf dem Podium und ich werde die Hymne gemeinsam mit Linda hören", sagte Christina unmittelbar nach dem Wettkampf.
 
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