Die badische Leichtathletik trauert um Heinz Fütterer: Ehemaliger Sprint-Weltrekordler und BLV-Ehrenmitglied verstarb am 10. Februar

  11.02.2019    BLV
Der frühere Sprint-Star Heinz Fütterer, genannt der „Weiße Blitz“, ist tot. Er verstarb in der Nacht zum Sonntag nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 87 Jahren zuhause in Elchesheim-Illingen. Seine größten Erfolge sind drei Europameistertitel 1954 und 1958, die Einstellung des 100m-Weltrekords 1954 mit 10,2 Sekunden, ein neuer Hallenweltrekord über 60m 1955 sowie eine olympische Bronzemedaille 1956 mit der deutschen 4x100m-Staffel. Der KSC-Sprinter erzielte 536 internationale Siege und blieb von 1953 bis 1955 unbesiegt.

Heinz Fütterer wurde am 14. Oktober 1931 als Sohn eines Fischers in Illingen bei Rastatt geboren. Mit Leichtathletik begann er bereits als Zwölfjähriger während des Krieges im Jahr 1943. Seine Karriere begann 1947 bei einem Sportfest in Rastatt, wo er barfuß über 75m allen Konkurrenten davon lief. Im gleichen Jahr wurde er im Trikot des SV Illingen südbadischer Meister über 75m und im Weitsprung. Lorenz Hettel holte das Talent dann zur Germania Bietigheim. 1949 wurde er badischer Jugendmeister über 100m und im Weitsprung, anschließend DLV-Jugendmeister im Weitsprung und Dritter über 100m. Im Spätjahr 1949 unterbot er in 10,9 erstmals die Elf-Sekunden-Marke über 100m.

Ende 1950 wechselte Fütterer nach Karlsruhe, wo er zuerst von Prof. Robert Suhr (1950-1952) und danach von Helmut Häfele (1952-1958) trainiert wurde. Damit einher ging auch die berufliche Veränderung vom Fischer zum Kaufmann. 1951 sprintete Fütterer die 100m im Trikot von Phönix Karlsruhe in 10,4 sec – europäische Jahresbestzeit – und war damit in der internationalen Spitzenleichtathletik angekommen. 1952 war er für Olympia qualifiziert, erlitt aber kurz vor dem Beginn der Spiele einen Muskelriss. Zum „Weißen Blitz“ wurde er 1953 in Paris, wo er den schwarzen US-Amerikanern enteilte und ein französischer Journalist den Namen kreierte. Fütterers erfolgreichstes Jahr war 1954, wo er in Bern Doppel-Europameister über 100m (10,5) und 200m (20,9) wurde. Im gleichen Jahr verbesserte er den 200m-Europarekord auf 20,8 Sekunden – eine Marke die 20 Jahre Bestand haben sollte. Ende Oktober stellte Fütterer im japanischen Yokohama in 10,2 Sekunden den 100m-Weltrekord des Amerikaners Jesse Owens ein. "Ich bin am Start förmlich explodiert und habe mich der Erdenschwere enthoben gefühlt", erinnerte sich Fütterer an seinen denkwürdigen Sieg. Am Ende des Jahres wurde Heinz Fütterer von den Sportjournalisten zum „Sportler des Jahres“ in Deutschland gekürt.
Im Februar 1955 stellte er mit 6,5 Sekunden einen Hallenweltrekord über 60m auf. 1956 folgte die Bronzemedaille mit der deutschen 4x100m-Staffel bei den Olympischen Spielen, 1958 dann der krönende Abschluss – Staffel-Europameister in Stockholm – und im gleichen Jahr Staffel-Weltrekord in 39,5 Sekunden gemeinsam mit Martin Lauer, Manfred Steinbach und Manfred Germar. Bei den Deutschen Meisterschaften 1958 startete Fütterer nochmals über 100m, Germar, Armin Hary und Fütterer laufen alle drei 10,2 Sekunden.

Danach zog der Illinger seine Spikes für immer aus.
Nach seiner Leichtathletikkarriere machte er durch seine guten Kontakte zu den Fußballern den A-Trainerschein und kam mit der KSC-Jugend bis zur süddeutschen Meisterschaft. Dem Sport blieb er erhalten, allerdings auf dem Golfplatz. Bis ins hohe Alter frönte er dem Golfsport. Noch zu seinem 85. Geburtstag sagte Fütterer in einem Interview: "Mir geht's so weit gut." Sein Rezept war ein täglicher Besuch im hauseigenen Fitnessstudio.

Der Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde galt als einer der ersten Sport-Stars der Nachkriegszeit und war in der Region auch noch im hohen Alter bei vielen Sportereignissen oder gesellschaftlichen Anlässen präsent. Fast alle Medaillen und Erinnerungsstücke seiner beeindruckenden Karriere sind im Heimatmuseum von Elchesheim-Illingen zu bewundern, wo er noch bis zuletzt Gäste persönlich durchführte. Trotz seiner großen Erfolge und Popularität ist Heinz Fütterer stets bodenständig und heimatverbunden geblieben.

Die Leichtathletik wird Heinz Fütterer vermissen. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Ricky, seinen Kindern Karin und Marc.

Ralf Wohlmannstetter