David Storl stößt zweimal U20-Weltrekord
  22.06.2009 •     BLV


Mannheim (13./14.06.) - Ein Raunen ging durch die Zuschauermenge auf der Tribüne der Gegengerade, als die 6kg-Kugel des Chemnitzers im ersten Durchgang auf dem Rasen aufschlug. Denn auch aus der Entfernung war schon zu erkennen, dass es David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) heute wissen wollte. Gemessene 21,60 m gab das Wettkampfgericht über die Anzeige bekannt, die Einstellung seines eigenen deutschen Jugendrekords.

Doch das eigentliche Highlight der diesjährigen Auflage der Juniorengala sollte nach diesem "Probewurf" noch folgen. Der gewaltige zweite Stoß des 1,97 m mal 105 kg Mannes versetzte die Eisenmasse an den Rand des abgesteckten Wurfkorridors in eine dem Weltrekord nahe Weite. Nach der Präzisionsmessung mit dem Stahlbandmaß und dem erneuten Wiegen des Wettkampfgerätes wurden die auf der Leuchttafel angezeigten 22,18 m offiziell bestätigt, neuer Jugendweltrekord. Den alten Rekord von 21,96 m hielt der Kroate Edis Elkasevic, womit David auch der erste Jugendliche ist, der die 22 m übertraf.

Längst hatte sich das Interesse der Zuschauer nun auf den kreisrunden Ring in der hinteren Stadionecke konzentriert. Für David ein Anlass, erneut seine gesamte Kraft zu mobilisieren und nochmalig einen drauf zu setzen. Wieder landete die Kugel am Ende des Sektors. 22,34 m, Weltrekord Nummer zwei. Die Diskussion, welche die beste Leistung der Veranstaltung war, hatte sich damit erübrigt.

Wie jedes Jahr üblich, wenn die Juniorengala stattfindet, durfte man aber auf noch weitere zahlreiche Topleistungen der Nachwuchsathleten aus ganz Europa gespannt warten. Insbesondere weil es um die Qualifikation für die Teilnahme an den kommenden Junioren-Europameisterschaften in Novi-Sad/Serbien vom 23. Bis 26. Juli ging. Sehr erfreulich, dass vor allem die Witterungsbedingungen dieses Jahr die Athleten dabei unterstützten und zusätzlich an beiden Tagen eine große Menge an Zuschauern erscheinen ließen.

Richtig weite Stöße mit der Kugel gab es nicht nur bei den Junioren, sondern auch bei den Juniorinnen zu bestaunen. Samira Burkhardt (VfL Sindelfingen) klärte ihren ersten Platz bereits sehr frühzeitig im zweiten Durchgang ab. 16,88 m mit der 4kg-Kugel waren für die übrigen Konkurrenten unerreichbar. Zu einer der großen Hoffnungen des DLV zählt seit längerem schon Robert Hering (TUS Jena). 2008 bereits ein Favorit, setzte er sich auch ein Jahr später gegen alle seine Konkurrenten durch. Die 100m gewann er am Samstag in einer Zeit von 10,34 sec. Tags drauf feierte er seinen 19. Geburtstag und machte sich selbst wohl das schönste Geschenk, Aufstellung eines neuen Meeting-Rekordes über die halbe Stadionrunde mit 20,63 sec. Die U20 EM-Normen unterbot er damit zweimal locker.

Wie selten zuvor war der Dreisprung der Juniorinnen sehr hochklassig besetzt. Das Duell an der Spitze lieferten sich Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) und Jenny Elbe (Dresdner SC). Die Favoritenrolle wurde dabei Kristin zuteil, die jüngst den deutschen Jugendrekord beim Springermeeting in Wesel sehr deutlich auf 13,97 m verbessert hatte. Nicht ganz so weit ging es in Mannheim. Aber mit 13,71 m im vorletzten Versuch setzte sie sich dennoch gegen die 13,66 m von Jenny durch, was auch für beide Springerinnen ein Ticket für die EM bedeutet.

Schwer hatten es die Stabhochspringer, das durch die Sprungkünste von Raphael Holzdeppe im letzten Jahr verwöhnte Publikum erneut zu begeistern. Mit übersprungenen 5,40 m konnte der Erstplatzierte bei den Junioren, Leo Lohre (TSV Eltingen), zwar nicht ganz in die Fußstapfen von Raphael treten, der 2008 eine Höhe von 5,70 m bewältigt hatte, übersprang damit jedoch locker die EM-Norm von 5,10 m. Sein Pendant bei den Juniorinnen bildete Natascha Benner von der LAZ Zweibrücken. Als einzige Springerin schaffte sie die Höhe von beachtlichen 4,25 m. Für den DLV stellte sich nach Beendigung dieses Stabhochsprung-Wettkampfes ein Luxusproblem ein, denn neben Natascha überquerten noch fünf weitere Springerinnen die geforderten 4,05 m für die EM.

Unter all den Topathleten tummelten sich auch einige vom BLV abgesandte Sportler, die zwar nur eine kleine Fraktion bildeten, sich aber dennoch durch ihre sportliche Leistung hervor taten. Sehr erfreulich für den Organisator, die MTG Mannheim, dass zwei davon aus ihren eigenen Reihen kamen. So gelang Speerwerfer Andreas Hofmann ein wirklich herausragender Wurf. Mit 77,84 m flog sein Speer in die Nähe des Meeting-Rekords von 78,67 m, die EM-Norm war in dieser Weite fraglos mit inbegriffen. Auch Shanice Craft erfüllte sich im Diskuswurf den EM-Traum. 50,07 m im fünften Versuch waren die Fahrkarte dazu und ein Platz auf dem dritten Podiumsplatz.

Sich nicht entgehen lassen durfte man an diesem Wochenende auch den Hochsprung, sowohl den der Juniorinnen als auch der Junioren. Marie-Laurence Jungfleisch (LC Rothaus Breisgau) machte die Angelegenheit sehr spannend und nahm die EM-Norm-Höhe von 1,82 m wie auch die Zweitplatzierte Charlotte Brauch (TV Rheinzabern) erst im dritten Versuch. Die Siegeshöhe von 1,85 m übersprang Marie-Laurence dann allerdings im ersten Versuch, als einzige. Hoch hinaus ging es auch für Sven Tarnowski (TV Rheinfelden). Durch seine 2,15 m ist er als ein weiterer badischer Athlet für die EM nominiert und freute sich gleichzeitig über Rang drei.

Typisch für Mannheim setzte der DLV die Juniorengala wieder als Normwettkampf für die Hürdensprinter in den Frauen- und Männerklassen an. Wer von ihnen mit auf die WM nach Berlin wollte, kam nicht daran vorbei, als Frau 12,96 sec über die 100m Hürdenstrecke und als Mann 13,55 sec über die 110m zweimal zu unterbieten. Die Männer konnten diese Chance gut nutzen und Alexander John (LAZ Leipzig), der sich mit seiner Vorlaufzeit von 13,35 sec auf Platz eins der aktuellen deutschen Bestenliste schiebt, werden mit Jens Werrmann (LAZ Zweibrücken) und Helge Schwarzer (HSV Hamburg) noch zwei weitere Hürdensprinter voraussichtlich nach Berlin folgen. Bei den Frauen hingegen gelang es keiner Athletin, in der geforderte Zeit die 100m zu durchlaufen.

Traditionsgemäß fanden im Rahmen der Juniorengala auch wieder Rahmenwettbewerbe für junge Talente aus der Metropolregion Rhein-Neckar statt, welche diesen die Möglichkeit einer hochklassigen Startgelegenheit gegen starke Konkurrenz geben soll. Die ersten Plätze gebucht hatte der BLV über die Mittelstrecken, sowohl bei der männlichen als auch bei der weiblichen Jugend. Die 800m klar für sich entscheiden konnte Johanna Leinert (TV Schriesheim) mit 2:16,39 min. Deutlich umkämpfter war da der erste Rang bei der männlichen Jungend. Der A-Jugendliche Tobias Arnold (SG Bad Schönborn) setzte sich in 2:33,39 min gegen Alexander Lang (MTG Mannheim) und 2:34,65 min durch. Bei der B-Jugend drehten die Mannheimer dagegen den Spieß um und setzten sich mit Marcel Lutterer (2:39,27 min) vor die SG Bad Schönborn, die vertreten durch Joshua Sickinger mit 2:40,28 min knapp dahinter einlief.

Der Weitsprung der Schülerinnen war in fester Hand des LG Kurpfalz-Duos Marie Kias und Leonie Rabe. Dabei entschied Leonie mit einer Weite von 5,20 m den Wettbewerb der W14 für sich, Marie den der W15 mit 5,45 m. Bereits wenige Minuten vor Beginn des Weitsprungs hatte Marie schon die 100m-Sprintstrecke bestritten und hier ebenfalls einen ersten Platz verbucht. Mit 12,77 sec war sie zeitgleich mit der Zweitplatzierten Petra Heininger von der MTG Mannheim. Den Weitsprung der Schüler M15 gewann Florian Bayer (MTG Mannheim) mit 5,82 m.
Gut sah es auch in den Wurfdisziplinen aus. Nachdem Max Günter (MTG Mannheim) bereits einen zweiten Platz im Diskus der M14 zu verzeichnen hatte, legte er mit gestoßenen 14,15 m mit der 4kgKugel noch einmal nach.

Im Diskuswurf der etwas älteren männlichen und weiblichen Jugend B holten sich die ersten Plätze Marius Fitterer (LG Rheinstetten) mit 47,51 m und Michelle Emmerich (LAZ Mosbach/Elztal) mit 41,57 m. Wurfstark vertreten war auch wieder das Bruderpaar Fiorito (MTG Mannheim). Beide machten die vorderen beiden Plätze im Diskus der M15 unter sich aus. Giancarlo hatte hier mit 50,76 m gegenüber den 46,10 m seines Bruders Daniele die Nase vorn. Weitere erste Plätze feierte die MTG Mannheim noch auf der Bahn. So gewann Daniela Wenzel in der Klasse W13 die 75m in 10,02 sec. Bei der weiblichen Jugend B lief Marieke Weise über die 100m mit einer Zeit von 12,78 sec als Erste über die Ziellinie, ebenso wie Julia Giereth über die 200m in 26,39 sec und Lea Gottmann über die 400m.

Alles in allem war die Gala der Nachwuchsathleten auch dieses Jahr wieder für Athleten, Trainer, Organisatoren und Zuschauer, eine schöne Veranstaltung. Der im MTG-Stadion neu verlegte MONDO-Belag hat seine Feuertaufe nun vollständig überstanden und gezeigt, dass er für die Erbringung von Topleistung taugt. Hoch gelobt wurde er bereits im Voraus und erst recht im Nachhinein von der Presse. Doch sollte nicht vergessen werden, dass letztlich die Athleten für die erbrachten Leistungen verantwortlich sind und nicht der Untergrund.