Christine Schleifer gewinnt zum dritten Mal den Halbmarathon
  11.04.2011 •     BLV


Extrem hohe Temperaturen sorgten für viele Zusammenbrüche und verhinderten Top-Zeiten, Favoritensiege durch Nils Schallner (Marathon) und Christine Schleifer (Halbmarathon) sowie Außenseitersiege durch Judith Iseler (Marathon) und Phillip Willaschek (Halbmarathon) sind die Schlagzeilen des 8. Freiburg Marathons.

Dass Freiburg zu den wärmsten Städten in Deutschland gehört, ist nicht Neues. Der tägliche Blick auf die Wetterkarte verrät dies und lässt viele Menschen etwas neidvoll in den Süden blicken. Aber die schon sommerlichen Temperaturen am ersten April-Wochenende waren selbst für Freiburg rekordverdächtig. Eigentlich ein Grund sich zu freuen, doch für viele der rund 11000 Läuferinnen und Läufer wurde der diesjährige Freiburg Marathon zu einer harten Belastungsprobe. 25 Grad Celsius und mehr gibt es ja im Spätfrühjahr und Sommer häufig; aber da hat man sich an solche Temperaturen gewöhnt, nicht aber Anfang April. So waren die rund 70 Sanitäter und sechs Notärzte im Dauereinsatz. Laut Veranstalter mussten 80 Personen medizinisch versorgt werden, teilweise mit Infusionen. Zehn Personen wurden zur weiteren Beobachtung ins Krankenhaus gebracht. Ein Läufer musste wiederbelebt werden. Es waren nicht nur die Volksläufer, die unter der Hitze litten und teilweise ihre Grenzen überschritten. Der Überraschungssieger über die Halbmarathonstrecke, Phillip Willaschek taumelte durchs Ziel, brach zusammen, musste von Sanitätern auf die Trage gelegt werden und war lange Zeit nicht ansprechbar. Auch der Marathonsieger Nils Schallner, Arzt von Beruf, gestand „Das war extrem hart, ich habe leiden müssen.“
„Wir haben uns auf die Hitze so gut wie möglich eingestellt und noch am Samstag für  mehr Wasser gesorgt“, sagte Gernot Weigel vom Veranstalter Runabout. „Die medizinischen Einsatzkräfte von DRK und Malteser wurden durch das DRK der Nachbarstädte Müllheim und Emmendingen verstärkt.“ Vor dem Lauf wurden die Teilnehmer nochmals drauf hingewiesen, vernünftig zu laufen und  auf die Signale des Körpers zu hören.“
Mehr als 11000 Meldungen verzeichneten die Veranstalter. 650 hatten noch am Samstag nachgemeldet. „Das ist für Freiburg ein Rekord“, so Weigl. Nur rund 1400 Läuferinnen und Läufer (1045 im Ziel) wollten den Marathon bestreiten und weit mehr als 6000 (6118 im Ziel) den Halbmarathon. Die übrigen Teilnehmer verteilen sich auf Staffelläufe.
Start und Ziel waren auf bzw. beim Messegelände. Der Start war, wie schon im vergangenen Jahr, auf einer vierspurigen Straße, bessere Startbedingungen gibt es wohl kaum. 21,1 km ist eine Runde, so dass die Marathonläufer den Kurs zweimal durchlaufen müssen. Höhepunkt der Strecke ist die Altstadt mit der Kaiser-Josef Straße, dem Martins- und Schwabentor, dem Schlossbergring, die reizvollen Gassen und die Bächle.
Schaut man in die Ergebnislisten des Freiburg Marathons, so finden wir überwiegend Sieger aus der Region. Ulrich Benz (2004 und 2008), Max Frei (2005, und 2006), Birgit Bartels (2004, 2005, 2007 und 2008), Annette Götz (2009) um nur einige zu nennen. Im Vorjahr trug sich mit Serem Philemon Kipketer, der kurzfristig nachgemeldet hatte, erstmals ein Kenianer in die Siegerlisten ein. Er machte damals Lokalmatador Nils Schallner, der im Vorfeld als Favorit gehandelt wurde, einen Strich durch die Rechnung. Doch diesmal ging sein Wunsch in Erfüllung und Schallner siegte in 2:28:32 Std. „Ich wollte heute gewinnen, das war mein Ziel“, erklärte der Freiburger Langstreckenläufer. Zunächst setzte sich mit Nils Schallner, Gerhard Schneble (TV Gailingen) und Felix Köhler (Bad Säckingen) eine Dreiergruppe ab. Bis Kilometer drei blieb Schneble dran, dann fiel er zurück. Das für die Temperaturen hohe Tempo von Nils Schallner hielt Felix Köhler bis kurz vor der Halbmarathon-Distanz durch, dann musste auch er sich von Schallner verabschieden. Nils Schallner lief die erste Runde in 1:13:06 Std, Felix Köhler in 1:13:26 Std. Schallner vergrößerte in der zweiten Runde seinen Vorsprung und siegte unangefochten. „Nach dem zweiten Platz im Vorjahr bin ich natürlich überglücklich, dass ich heute gewonnen habe. Es ist schon etwas tolles, in seiner Heimatstadt zu gewinnen. Ich wollte natürlich eine bessere Zeit laufen, das war aber bei den Bedingungen heute nicht drin.“ Felix Köhler musste bei seinem Marathon-Debüt Lehrgeld zahlen und verlor den schon sicher geglaubten zweiten Platz an Gerhard Schneble. „Natürlich hatte ich auch den Sieg im Visier. Aber Nils Schallner war heute eindeutig besser, da hatte ich keine Chance, er ist für diese hohen Temperaturen ein super Rennen gelaufen“, äußerte sich ein fairer „Verlierer“.
Mit einer Überraschung endete der Frauen-Marathon. Siegerin wurde Judith Iseler aus Stockach. Die Favoritenrolle hatten die Siegerin von 2009 und Vorjahreszweite Annette Götz (SV Kirchzarten) und die Schweizerin Sandra Kym, die 2007 den Marathon in Freiburg gewann, inne. Lange Zeit sah es so aus, als könne Anette Götz ihren Sieg von 2009 wiederholen. Bis Kilometer 30 lag sie vorne, dann brach sie ein und Judith Iseler lief an ihr vorbei. “Ich konnte unverschämt überholen.“ (Originalton Iseler). Wenige Kilometer zuvor hatte sie bereits Sandra Kym überholt. Judith Iseler vergrößerte ihren Vorsprung und siegte in 3:06:21 Std. „Es war eine tolle Stimmung, die Leute haben mich ins Ziel getragen. Trotz des Sieges bin ich nicht ganz zufrieden. Ich wollte unter drei Stunden laufen. Nun in ich schon zum dritten Mal an der Drei-Stunden-Grenze gescheitert. Die Bedingungen heute für eine Bestzeit waren aber auch denkbar ungünstig. Aber ein toller Saisoneinstieg.“ Als Zweite erreichte Sandra Kym in 3:11:41 Std das Ziel. Die Schweizerin, die zunächst an dritter Stelle lief, setzte sich bei Kilometer 32 an die zweite Position. „An die Führende heran zu kommen hatte ich keine Chance, die habe ich gar nicht mehr gesehen“, so Sandra Kym. Dritte wurde die Französin Catherine Rougerie in 3:14:21 Std.
Der Halbmarathon-Wettbewerb war, wie in den vergangenen Jahren, der am stärksten besetzte Lauf. Bei den Frauen gewann Christine Schleifer (Tri Team Heuchelberg) nach 2005 und 2006 zum dritten Mal. Die fünfte der letztjährigen DLV-Jahresbestenliste über die Halbmarathon-Distanz feierte einen überlegenen Start-Ziel-Sieg und erreichte nach 21,1 km und einer Zeit von 1:18,6 Std als Siegerin das Ziel bei der Neuen Messe. Ich habe mich vom Start weg an einigen Männern orientiert und schnell festgestellt, dass keine andere Frau mein Tempo mitgeht. Ich freue mich natürlich, dass ich hier erneut gewinnen konnte, aber mit der Zeit bin ich nicht zufrieden. Ich wollte, wie im September des vergangenen Jahres, unter 1:15 Stunden laufen. Leider hat es sich bei mir schon von Beginn an nicht so gut angefühlt und ich bin nicht ins "Rollen" gekommen“, äußerte sich Christine Schleifer später. „Der permanent starke Wind hat mir zusätzlich zu schaffen gemacht. Die warmen Temperaturen kommen mir eigentlich entgegen, aber anders als im Sommer ist es heuer nicht schon wochenlang warm. Vielleicht hat der plötzliche Sommereinbruch auch ein paar zusätzliche Körner gekostet. Bei einem Kampf Frau-gegen-Frau wäre mit Sicherheit auch heute eine deutlich schnellere Zeit möglich gewesen.“ Auf Platz zwei kam die Schweizerin Maja Meneghin-Pliska (1:22:46) vor Verena Utz (Willstätt/ 1:25:05).
Spannender ging es bei den Männern zu. Recht schnell setzten sich Timo Zeiler (MTG Mannheim), Ulrich Benz (LG Brandenkopf) und Phillip Willaschek (LC Erfurt LG Ohra Hörselgas) von den übrigen Konkurrenten ab. Ulrich Benz musste bereits bei Kilometer drei den Kontakt zu den Führenden abreißen lassen. Zeiler und Willaschek lieferten sich lange Zeit einen spannenden Zweikampf. Bei Kilometer 17 fiel dann die Entscheidung für Philipp Willaschek. Er verschärfte das Tempo und passierte nach 1:12:17 Std als Sieger die Ziellinie. Der Thüringer hatte sich auf den letzten Kilometern total verausgabt, so dass er im Ziel behandelt werden musste. Zeiler wurde in 1:12:40 Std Zweiter vor Ulrich Benz.
Alle Ergebnisse gibt’s unter www.marathon-freiburg.com

Winfried Stinn