Christina Obergföll gewinnt Speerwurf-Silber
  14.08.2012 •     BLV


London (03.-12.08.) – Der Badische Leichtathletik-Verband wurde bei den Olympischen Spielen in London wieder einmal sehr gut von seinen Leistungsträgern repräsentiert. Christina Obergföll konnte ihren Coup von Peking wiederholen und gewann erneute eine Medaille: Silber war in einem guten Wettkampf eine tolle Ausbeute für die Offenburgerin. Verena Sailer und Anne Cibis wurden mit der deutschen 4x100m-Staffel in einem hochklassigen Wettkampf Fünfte. Verena schaffte den Einzug über die 100m ins Halbfinale, ebenso wie ihre zweite Vereinskameradin Carolin Nytra über die 100m Hürden.

Es war ein Abend mit einer versöhnlichen Aussage am Ende: „Alle haben mal Glück gehabt. Ich all die Jahre seit 2005 nicht mehr.“ So war Christina Obergföll auch der Meinung: „Es gibt eine Speerwurfgott!“ Insgesamt war diese Aussage natürlich schon ein Stück weit nachvollziehbar. Jahrelang war die Athletin von Werner Daniels immer wieder als absolute Top-Favoritin in die Wettkämpfe gegangen und hatte am Ende zwar regelmäßig Edelmetall erhalten, aber dabei war sie entweder unter ihren Möglichkeiten geblieben oder wie vor vier Jahren in Peking trotz einer Weite mit mehr als 69 Metern Opfer eines überragenden Wettkampfs geworden.
Dieses Jahr war es etwas anders. Christina erzielte bereits im ersten Versuch ihre Top-Weite von 65,16 m und wurde danach auch recht schnell von Barbora Špotáková (69,55 m), der alten und neuen Olympiasiegerin aus Tschechien, übertroffen, aber sie hielt bis zum letzten Versuch diesen silbernen Rang, der für sie an diesem Abend golden glänzte. Vor 80.000 Zuschauern scheiterten dieses Mal andere Athleten. Europameisterin Vira Rebryk (Ukraine) war erst gar nicht ins Finale der besten Zwölf gekommen, für Weltmeisterin Maria Abakumova war nach dem Vorkampf Endstation und die bis zu diesem Abend Weltjahresbeste Südafrikanerin Sunette Viljoen wurde am Ende mit 64,53 m Vierte. Zwischen sie und die Offenburgerin schob sich noch die ehemalige Europameisterin Linda Stahl aus Leverkusen.
Nicht alle Träume verwirklichen konnten die Mannheimer Sprinterinnen und doch gaben sie ein sehr positives Bild ab. Die Schützlinge von Trainer Valerij Bauer, Anne Cibis und Verena Sailer, erreichten mit Leena Günther (Köln) und Tatjana Pinto (Münster)in der 4x100m-Staffel zunächst einmal souverän das Finale und machten sich sicher auch kleine Hoffnungen auf Edelmetall. Aber die Europameisterinnen konnten sich dann nach 42,69 sec nur noch um zwei Hundertstel steigern und erreichten am Ende den fünften Rang. Dabei hätte Verena Sailer mit einem starken Finish fast noch die Nigerianerinnen abgefangen. Mit 42,67 sec blieb die Staffel nur um 15 Hundertstel hinter ihrer Jahresbestzeit, mit der sie in Helsinki Gold gewonnen hatte.
Überragend in diesem Finale die US-Amerikanerinnen: Das Quartett um 200m-Olympiasiegerin Allyson Felix und Carmelita Jetter löschte mit 40,82 sec den Uralt-Weltrekord der DDR aus dem Jahre 1985 vom Weltcup in Canberra (41,37). Damit revanchierte sie sich auch für manche Niederlage gegen Jamaika im Sprint in der jüngeren Vergangenheit.
Über 100m war – wie bei den Männern – die alte auch die neue Olympiasiegerin: Shelly-Ann Fraser-Pryce gewann den Titel für Jamaika in 10,75 sec. Mit ihren 11,25 sec, die sie im Halbfinale erzielte, war Verena Sailer wieder die schnellste weiße Sprinterin der Konkurrenz. Im Vorlauf hatte Verena sogar 11,12 sec erzielt und war bis auf wenige Hundertstel an ihre in Weinheim knapp eine Woche zuvor aufgestellte Bestzeit heran gekommen.
Immerhin auch den Einzug ins 100m-Hürden-Halbfinale bei den Olympischen Spielen schaffte Carolin Nytra. Sie lief im Vorlauf 13,30 sec und sicherte sich damit den dritten Rang ab, der zur direkten Qualifikation für das Halbfinale berechtigt. Dort konnte dann Caro sich allerdings nicht steigern und lief 13,31 sec. So schied der Schützling von Trainer Rüdiger Harksen, nach einer nicht optimalen Saison mit vielen verletzungsbedingten Einschränkungen, in der Vorschlussrunde aus.
Der mehrmalige deutsche Meister Matthias Bühler (LG Offenburg) war bei den 110m Hürden am Start, konnte sich aber in seinem Vorlauf nicht für das Halbfinale qualifizieren. Der von Wilhelm Seigel trainierte Hürdensprinter lief 13,68 sec und damit fehlten im am Ende elf Hundertstel für die nächste Runde.

Björn Maier