Christian Reif und Tatjana Pinto entfachen Jubelstürme
  05.06.2012 •     BLV


Die Cosinus Kurpfalz Gala konnte bei gewohnt gutem Wetter mit einer Reihe von Superlativen glänzen: 1200 Zuschauer und 475 Athlet/innen waren Spitze, eine Fülle von Meetingrekorden und drei Olympianorm-Erfüllungen taten ihr übriges, um das Publikum mitzureißen.

Die Münsteranerin Tatjana Pinto sorgte im Vorlauf mit Vorjahressiegerin Yasmin Kwadwo für einen Paukenschlag, als sie die Meetingrekordlerin (11,29 in 2011) nicht nur hinter sich ließ, sondern mit fulminanten 11,19 sec ihr Olympiaticket erlief und in die europäische Spitze vordrang. Europameisterin Verena Sailer (MTG Mannheim) machte bei leichtem Gegenwind im Vorlauf einen guten Eindruck und legte 11,37 sec vor. Da Pinto zugunsten der Staffel verzichtete, gewann Sailer in 11,34 sec vor ihrer hartnäckig kämpfenden Vereinskameradin Anne Möllinger (11,41 sec). Bei den Männern waren die Vorzeichen ähnlich viel versprechend: Alexander Kosenkow (10,28 sec), Christian Blum (10,29) und Aleixo Platini Menga (10,34) legten schnelle Zeiten vor, verzichteten aber staffelbedingt aufs Finale, so dass dort der Weg frei war für Lucas Jakubczyk (10,34 sec) vor Sven Knipphals (10,35).
Eigens zur Abhaltung eines Staffeltrainings früher angereist, war das deutsche Nationalquartett gegen Schweden und Österreich stets Herr im eigenen Haus: Tobias Unger, Martin Keller, Alexander Kosenkow und Aleixo Platini Menga liefen viel umjubelt in 38,41 sec ein und näherten sich dem deutschen Rekord bis auf zwölf Hundertstel. Bemerkenswert war hier, dass die Staffel DLV II mit Julian Reus, Marius Broening, Sebastian Ernst und Sven Knipphals mit 38,55 sec fast auf Augenhöhe war. Bei so viel Staffelherrlichkeit standen die Frauen in nichts nach: Marion Wagner, Anne Möllinger, Tatjana Pinto und Verena Sailer waren mit 43,19 sec so schnell wie seit dem Gewinn von WM-Staffelbronze 2009 nicht mehr.
Das emotionale Highlight der Veranstaltung sollte Europameister Christian Reif setzen. Wegen Achillessehnenbeschwerden stand sein Start bis zuletzt in Frage. Ein böiger, ständig wechselnder Wind tat sein übriges, Zweifel an einem erfolgreichen Wettkampf zu schüren. Gleich im ersten Versuch schlug der Sprungfuß des Pfälzers krachend auf das Brett und trug ihn weit hinaus. Instinktiv vollführte Reif Freudensprünge, ehe die Anzeige es amtlich machte: 8,26 m, gültiger Wind, Olympianorm (8,20) abgehakt. Klasse. Um sich weiter zu kurieren, verzichtete der Sunnyboy auf weitere Versuche und bedankte sich bei seinen vielen Fans. Alyn Camara wurde mit 7,86 m Zweiter. Die Frauen hatten größere Windprobleme, allen voran Seriensiegerin Bianca Kappler, deren 6,59 m von der deutschen Meisterin Michelle Weitzel (6,60 m) knapp getoppt wurden.
Spektakulär wie immer waren die Hürdensprints. Alexander John (LAZ Leipzig) verfehlte im Vorlauf mit 13,50 sec die Olympianorm um ein Hundertstel und schied im Endlauf tragischerweise wegen Fehlstarts aus, so dass der Weg für Helge Schwarzer (Hamburger SV, 13,71 sec) frei war. Bei den Frauen gewann Cindy Roleder (Leipzig) mit EM-Norm von 13,00 sec.
Über 200m lief Sebastian Ernst (TV Wattenscheid) mit 20,42 sec scheinbar eine viel umjubelte OS-Norm, bis bekannt wurde, dass der Wind mit 2,1m/s um eine Winzigkeit zu stark war. Es blieben gleich zehn Läufer unter 21 Sekunden und demonstrierten eindrucksvoll den Ruf der schnellen Bahn. Bei den Frauen blieben gleich fünf Frauen unter dem Meetingrekord wobei die Schweizerin Lea Sprunger (23,34 sec) knapp vor Maike Dix (Wattenscheid, 23,39) lag. Über die Stadionrunde war die deutsche Juniorenmeisterin Lena Schmidt (LG Hilden) nicht zu schlagen, die sich mit 54,27 sec den Meetingrekord holte. Bei den Männern war Alexander Haß (LAV Rostock) in 47,36 sec vor dem Südafrikaner Paul Gorries (47,57) erfolgreich.
Bei der Jugend U20 war Doppelmeister Patrick Domogala (MTG Mannheim) in starken 10,55 sec und Bestzeit von 21,05 sec nicht zu schlagen. JWM-Norm gab es auch für Anna Lena Freese (Jahn Brinkum) in 23,83 sec. Bemerkenswert waren auch die 1,81 m von Josie Graumann (Konstanz) im Hochsprung.
Bestens angenommen wurde der neue VIP-Cateringbereich, der über eine Aussichtsplattform eine tolle Übersicht zuließ. „Wir hatten unser bisher bestes Meeting und dürfen nicht gleich abheben; dieses Niveau gilt es, zu stabilisieren“, setzte Meetingchef Thomas Geißler realistische Akzente.

Thomas Geißler