Carl Dohmann geht nach Rio
  08.03.2016 •     BLV


-- Kolumne im Badischen Tagblatt (BT) --

Teil 5

 

Etwas müde von den vergangenen Tagen, aber die Wärme vor Augen wende ich mich heute nochmal an Sie, liebe Leserinnen und Leser. Wenn Sie das lesen, werde ich schon wieder in Südafrika weilen, zum dritten und letzten Mal in dieser Saison. Denken Sie sich also ein Stück in die Vergangenheit zurück, ein paar Tage dürften dafür reichen. Hier in Deutschland hat mich der Alltag eingeholt, vor allem was das Studentische angeht (den sportlichen Alltag habe ich ja auch im Trainingslager). Die Semesterabschlussklausuren standen an, von denen ich mich – anders als in den letzten Jahren – diesmal auf zwei beschränkt habe. Die Olympia-Vorbereitung hat dieses Jahr Vorrang, im Sommer nehme ich deshalb ein Urlaubssemester. Trotzdem mussten die beiden Klausuren erstmal neben dem Training bewältigt werden, weshalb ich mich in den drei Wochen zwischen den Trainingslagern ein bisschen am Riemen reißen musste. Doch nun sind sie rum und das Unternehmen Südafrika kann wieder starten.

Nachdem ich im Spätherbst zwei Wochen in Stellenbosch und im mittleren Winter fast vier Wochen in der Höhe von Dullstroom war, geht es nun nach Potchefstroom: Auch in die Höhe, aber diesmal nur auf etwa 1300 Meter, wo die Luft noch nicht ganz so dünn ist und man auch mal ein bisschen schneller trainieren kann. Dafür werden wir mit hohen Temperaturen um die 30 Grad rechnen müssen, was im Training eine Herausforderung ist. Wer meinen letzten Text aus Dullstroom gelesen hat, erinnert sich vielleicht noch an die einsame Gegend und die vielen exotischen Tiere, von denen ich darin berichtet habe. Das wird diesmal etwas anders sein: Potchefstroom ist eine kleine bis mittelgroße Stadt, wo es neben einer Universität auch einige moderne Sportanlagen gibt, auf denen wir trainieren können. Die spanischen Fußballer haben hier während der WM 2010 ihre Zelte aufgeschlagen. Ich durfte 2011 bereits einmal dabei sein, bei meinem ersten Höhentrainingslager überhaupt. 2016 sind wir sechs Geher, die dort trainieren – neben den drei Potsdamern, die auch in Stellenbosch und Dullstroom dabei waren, werden sich jetzt auch zwei Erfurter dazugesellen.

Der Februar war für mich auch ein Monat des Rückblicks und der Vorschau. So lud der Physiotherapeut Halil Senpinar kurzfristig zum Empfang, bei dem unter anderem auch alle Sportler der Jahres 2015 der Stadt Baden-Baden dabei waren. Diese Auszeichnung hatte ich im Januar bekommen, konnte die Veranstaltung damals wegen meines Trainingslagers aber leider nicht besuchen. So konnte ich dieses Versäumnis in kleinerem Rahmen nachholen. In Vorschau auf die Olympischen Spiele zeigte zudem das ZDF Mittagsmagazin am 29. Februar einen kurzen Beitrag über meine Vorbereitung in Freiburg und Baden-Baden.

Ganz besonders freue ich mich natürlich auch, dass ich vom BT erneut zum Sportler des Jahres geehrt wurde. Nachdem ich die Proklamation die letzten beiden Jahre verpasst hatte, – weil ich gerade im Trainingslager war – konnte ich nach 2013 endlich wieder selbst dabei sein. Ich war erstaunt, wie flexibel man die Akademiebühne in der Cité einrichten kann... Vor allem will ich mich an dieser Stelle nochmal für die vielen Leserinnen und Leser bedanken, die für mich gestimmt haben und mich so auch bei der Leserwahl immerhin auf einen tollen vierten Platz gebracht haben.

Jetzt freue ich mich aber erstmal auf die knapp drei Wochen in Südafrika. Wenn ich am 23. März zurückkomme (pünktlich zum Frühling, zumindest kalendarisch gesehen), wird sich mein Hauptwohnsitz auch erkennbar für längere Zeit wieder in Freiburg befinden, mit regelmäßigen Abstechern nach Baden-Baden. Erst im Juli geht es dann wieder zum Trainieren ins Ausland, und zwar nach Bulgarien. Anfang April werde ich berichten, wie es in Potchefstroom war – danach geht dann langsam die Wettkampfsaison los.