BLV-Verbandstag in Bad Schönborn
  20.03.2006 •     BLV


Kontinuität bei Personalentscheidungen / Franz-Josef Eckstein weiter Präsident / Zahlreiche Satzungsänderungen beschlossen

 

Bad Schönborn (18.03.) – Kontinuität bei den Personalentscheidungen, angeregte Diskussionen zu den umfangreichen Satzungsänderungen, ein überaus gelungener Festteil und eine hervorragende örtliche Organisation prägten den 18. Ordentlichen Verbandstag des Badischen Leichtathletik-Verbandes in der Kraichgauhalle in Bad Schönborn. Einstimmig wählten die Vertreter der badischen Vereine Franz-Josef Eckstein wieder ins Amt des Präsidenten.

Im Vergleich zum letzten Verbandstag in Welschensteinach waren aber dieses Mal die Tisch- und Stuhlreihen weniger dicht geschlossen, erschreckend war, dass zwei Kreise überhaupt nicht vertreten waren. Die Mandatsprüfungs- und Wahlkommission konnte dann auch feststellen, dass von 460 stimmberechtigten Vereinen insgesamt nur 112 Vereine mit 177 Stimmberechtigten anwesend waren. Zuzüglich den 28 Verbandsratsmitgliedern konnten damit maximal 205 Stimmen abgegeben werden.

 

Engagierter Diskussion bei Satzungsaenderung

Den Arbeitsteil am Nachmittag begann Franz-Josef Eckstein nach seiner Eröffnung mit dem Bericht des Präsidenten, in dem er nochmals die Schwerpunktthemen der letzten beiden Jahre zusammenfasste und einen Ausblick auf die anstehenden Aufgaben wagte. Schatzmeister Klaus Schüler hatte die Einnahmen und Ausgaben aufgeschlüsselt und konnte vermelden, dass durch den erzwungenen Sparzwang einige der Verbandsschulden abgebaut werden konnten. Obwohl er einen leichten Aufwärtstrend vermelden konnte, besteht aber weiterhin kein Grund zur Euphorie. Da die Ausgaben nicht mehr weiter verringert werden könnten, müsse über eine Einnahmeerhöhung nachgedacht werden, und hier verwies der BLV-Vize auf die Notwendigkeit, umgehend die Aktivitäten im Marketing zu steigern. Wolfgang Bronner konnte für die Kassenprüfer trotz der finanziellen Engpässe eine einwandfreie Kassenführung bescheinigen und empfahl den Delegierten die Entlastung. Der anschließend von Klaus Schüler vorgestellte Haushaltsplan 2006 wurde einstimmig von der Versammlung angenommen.

Weit weniger einstimmig ging es dann bei der Beratung und Beschlussfassung der Satzungsänderungen zu. Zuerst musste über zwei eingegangenen Anträge des Rhein-Neckar-Kreises abgestimmt werden. Der Wunsch einen Vertreter der Kreis- und Bezirksvorsitzenden ins Präsidium zu wählen, erhielt nicht die dafür notwendige Stimmenzahl. Kontroverse und engagierte Diskussionen gab es zum zweiten Antrag, den Kreisen die Eigenständigkeit mit e.V-Status zu gewähren. RNK-Vorsitzender Josef Zeitler zog daraufhin diesen Antrag zurück.

Hauptbestandteil der Satzungsänderungen war der Vorschlag des Präsidiums die Wahlperiode auf vier Jahre zu verlängern und für den Verbandstag – anstatt Vereinsvertretern – das Delegiertensystem mit Vertretern der Kreise einzuführen. Auch hier gingen die Meinungen innerhalb der Versammlung auseinander. Bei den Abstimmungen gab es dann aber eindeutige Mehrheiten mit 175 (Delegierte) und 169 (4-Jahres-Rhythmus) Ja-Stimmen für die Anträge des Präsidiums. Viel Zeit mussten die Verbandstagsteilnehmer aufbringen, da über alle Punkte einzeln abgestimmt wurde. Am Ende wurde die neue Satzung mit den Änderungen bei einer Enthaltung fast einstimmig beschlossen.

Verbandstagssenior Clemens Fabrizio aus Schopfheim, immerhin schon 85 Jahre alt, konnte dann zur Entlastung des Präsidiums schreiten, die von der Versammlung einstimmig erfolgte. Die Neuwahlen brachten dann kaum Veränderungen und bis auf einmal eine und einmal neun Enthaltungen wurden alle Präsidiumsmitglieder einstimmig wiedergewählt. Lediglich bei der Jugend gab es Veränderungen: Bei der Jugendversammlung, dem BLJA, war der bisherige Jugendwart aus privaten Grünen nicht mehr zur Wiederwahl angetreten. Dafür war Wolfgang Stöcklein aus Karsau im Bezirk Oberrhein gewählt worden. Er wurde vom Verbandstag einstimmig bestätigt. Nicht mehr im Präsidium ist zukünftig die Frauenwartin. Auf Vorschlag der bisherigen Amtsinhaberin wurde dieser Posten aus den veränderten gesellschaftlichen Gegebenheiten heraus gestrichen.

Auch ansonsten herrschte Einigkeit bei den Delegierten, die anschließend noch die vom Verbandsrat vorgeschlagenen Fachwarte sowie die vom BLJA gewählten Jugendvertreter bestätigten. Als neuer Fachwart für Schüler rückte Damian Kunkis (Neuhausen) nach. Als neuer Schiedsmann der Region 2 ersetzt Adi Marxer den ausgeschiedenen Hermann Pfaff und in Region 3 Dieter Roth den ausgeschiedenen Martin Bürkle.

Als nächster Tagungsort für das Jahr 2010 hatte sich die Gemeinde Östringen beworben. Einstimmig wurde dieser Bewerbung zugestimmt: Die Delegierten der badischen Kreise treffen sich somit in vier Jahren zum nächsten, dem 19. Verbandstag erneut im Kreis Bruchsal.

 

Hochkarätige Prominenz bei Festteil

Der Tag hatte um 10 Uhr mit dem festlichen Teil des Verbandstags begonnen. Hochkarätige Prominenz aus Sport und Politik hatte an diesem Vormittag den Weg in die Bad Schönborner Kraichgauhalle gefunden. Allen voran der Innenminister des Landes Baden-Württemberg, Heribert Rech, und der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Dr. Clemens Prokop.

Zahlreiche weitere Ehrengäste aus Politik, Sport und Wirtschaft konnte Präsident Franz-Josef Eckstein begrüßen, der sich über die erwiesene Referenz aufrichtig freute. Als „Hausherr“ begrüßte Rolf Müller, der Bürgermeister von Bad Schönborn, der seine aus Bad Mingolsheim und Bad Langenbrücken bestehende Gemeinde vorstellte und auf die Verbundenheit zur Leichtathletik hinwies, die sich auch 2006 beim mittlerweile zehnten Walking-Festival und –Symposium zeigt. Besonders wies er darauf hin, dass derzeit zusammen mit der SG Bad Schönborn und dem Fußballverein ein Sportpark geplant wird, der in den nächsten zwei bis drei Jahren realisiert werden soll. „Damit“, nahm SG-Vorstandssprecher Friedbert Dochat den „Ball auf“, „endet für die SG Bad Schönborn eine über 30-jährige Misere, über keine eigenen Sportanlagen zu verfügen.

Das Verhältnis von Sport und Politik stand im Mittelpunkt der Großworte des Innenministers Heribert Rech, der in Bad Schönborn „Heimspiel“ hatte und, wie aus den lockeren Einführungsworten von BLV-Vizepräsident Roland Frey zu erfahren war, früher dem Tischtennissport frönte. Rech, der zwar für vieles andere aber nicht für den Sport im Ländle zuständig ist, konnte trotzdem auf die gestiegene Sportförderung im Jahr 2006 hinweisen. Nach den drastischen Mittelkürzungen des Landes in den Jahren 2004 und 2005 wird die Sportförderung im laufenden Jahr wieder um eine Million Euro auf insgesamt 79,8 Millionen Euro ansteigen. „Der Sport hat in den letzten Jahren mit seinen Mittelkürzungen sehr zur Haushaltskonsolidierung des Landes beigetragen“, bedankte er sich. Er forderte aber auch den Solidarpakt ein: „Der Sport muss Prioritäten setzten!“

BSB-Präsident Heinz Janalik konnte sich an diesem Tag einige Notizen machen. In seinem Grußwort bezeichnete er die Leichtathletik als privilegierte Sportart: „Ihre Sportart bietet mit Laufen – Springen – Werfen die Grundvoraussetzungen für fast alle anderen Sportarten!“ Leider seien aber diese grundlegenden leichtathletischen Bewegungen aus dem Alltag unserer Kinder fast verschwunden. Er wünschte sich, dass die Leichtathletik in Schule und Hochschule wieder eine Renaissance erlebe, dass es zu einer optimalen Zusammenarbeite der Lehrenden in Schule und Verein komme. „Oftmals arbeiten diese beiden Gruppen aber gegeneinander!“

Ihre Verbundenheit zum badischen Verband drückten auch Wolfgang Schad, der Präsident des Süddeutschen und des Hessischen Leichtathletik-Verbandes, der auch für seinen württembergischen Kollegen Jürgen Scholz sprach, und Rolf Sonderegger aus der Schweiz, der Präsident der Internationalen Bodensee-Leichtathletik IBL, aus. Schad: „Baden ist fest verankert im süddeutschen Verband!“ Sonderegger verwies auf die vieljährige hervorragende Zusammenarbeit mit dem BLV.

Den Festvortrag hielt DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop zum Thema „Reformnotwendigkeit und Reformwille – ist die Leichtathletik zukunftsfähig“. Baden als „Pfeiler der deutschen Leichtathletik“ zu bezeichnen, konnte der Kelheimer nur noch mit der Feststellung krönen „Nach Baden komme ich gerne – da scheint immer die Sonne!“ Weniger erfreuliches konnte er zum Thema „Reformen“ berichten. Knapp 60 Jahre nach der Wiedergründung des DLV nach dem zweiten Weltkrieg gäbe es immer noch große Strukturprobleme, die den Wunsch nach grundlegenden Reformen in der deutschen Leichtathletik notwendig machen. In seinem Zustandsbericht der deutschen Leichtathletik konnte er deutlich machen, dass in fast allen Bereichen nicht von einer Kreise gesprochen werden kann, was aber im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung stehe. Die Mitgliederzahlen in den Vereinen steigen, die Laufbewegung boomt. Der Hochleistungssport sei aber das, was die Öffentlichkeit unter Leichtathletik verstehe und diese wird an Ergebnissen und Medaillen gemessen. Da aber sportlicher Erfolg weder planbar noch erzwingbar sei, hätten sich in den vergangenen Jahren bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften die Hochs und Tiefs bei den Medaillengewinnen immer wieder abgewechselt. Prokop bekräftigte aber den Willen des DLV, unter den besten fünf der Welt zu sein, auch wenn das immer schwieriger werde, bei mittlerweile über 200 Nationen, die Leichtathletik ausüben.

Sechs Kernaussagen bezeichnen nach Meinung des DLV-Präsidenten den derzeitigen Zustand der Leichtathletik: Leichtathletik ist traditionell verankerte Grundsportart, Leichtathletik fasziniert Millionen Menschen, Leichtathletik motiviert Millionen Menschen, die Kluft in der Dreiklassengesellschaft zwischen Professionellen, Basis und Freizeit- und Gesundheitssport wird immer größer, der Hochleistungssport steckt in keiner Kreise, aber der Unterhaltungswert für ein breites Publikum ist sinkend. Clemens Prokop hatte aber auch Vorschläge dabei, was getan werden kann und getan werden muss: Ein neues Wettkampfsystem ist nötig – evtl. außerhalb der Meisterschaften auf allen Ebenen, der Mehrwert für Zuschauer muss gesteigert werden, Schwankungen im Hochleistungssport müssen möglichst gering gehalten werden, der Hochleistungssport muss die zentrale Aufgabe des DLV sein, die Förderung des Breitensports muss verstärkt werden, damit Gelder akquiriert werden können um den Hochleistungssport zu finanzieren.

Den Abschluss des harmonisch verlaufenen Vormittags bildeten die Ehrungen. BLV-Präsident Eckstein konnte dabei zahlreiche Anwesende überraschen, insbesondere Rolf Rapp aus Villingen, der zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Daneben konnte er noch einige BLV-Ehrennadeln und, zusammen mit DLV-Präsident Prokop, auch einige DLV-Ehrennadeln für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit verleihen. Umrahmt wurde der Festteil von der Jugendmusikschule Bad Schönborn.

 

Ehrungen beim BLV-Verbandstag 2006

Ehrenmitgliedschaft:
Rolf Rapp

DLV-Gold:
Elisabeth Päßler, Ralf Wohlmannstetter, Wilhelm Kerti, Wilfried Bosch

BLV-Gold:
Rüdiger Kaminski, Franz Börsig, Florian Jancura, Wolfgang Reichert, Hubert Seiler

DLV-Silber:
Martin Bürkle, Josef Zeitler, Reiner Kremer, Bernhard Liesaus, Karlheinz Schmidt, Gudrun Seiler

BLV-Silber:
Peter Seiboth