Bei Rekordwetter Bestenliste aufgemischt
  12.08.2013 •     BLV


Das war ein Paukenschlag im richtigen Moment: Die WM-Verabschiedung erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen über alle Maßen. Das Sepp-Herberger-Stadion erlebte bei 36 Grad und moderatem Rückenwind eine so noch nie dagewesene Leistungsshow der WM-Teilnehmer des DLV. Glänzend aufgelegte Sprinter liefen reihenweise Bestleistungen und katapultierten sich ebenso wie Weitspringerin Sosthene Moguenara in die Weltspitze.

Verena Sailer machte den Anfang: an der Stätte ihres vorjährigen Triumphes in 11,05s kam die Mannheimerin nach eher mäßigem Start richtig auf Touren und ließ der Konkurrenz in 11,02s keine Chance. Seit 1991 war keine Deutsche schneller. Sailer kann sich nun berechtigte Hoffnung auf das WM-Halbfinale machen.

Ein Wimpernschlag vom Rekord entfernt
Bei den Männern richteten sich die Blicke auf Saisonüberflieger Julian Reus, der hier vor Jahresfrist in 10,09s in den Bereich des deutschen Rekordes (10,06s) lief. Der Wattenscheider gab alles, verkrampfte aber am Ende leicht, kam aber dennoch auf 10,08s. Martin Keller absolvierte in seinem Zeitlauf eine tolle zwei Hälfte und steigerte sich auf 10,07s, phänomenal. Als Belohnung winkt nun ein Einzelstart in Moskau. Nicht zu vergessen die übrigen Staffelmitglieder Sven Knipphals (10,20s) und Lucas Jakubczyk (10,21s), die Bestzeit bzw. Saisonbestzeit liefen. Muss bei solchen Einzelzeiten nicht zwangsläufig der deutsche Staffelrekord fallen, fragten sich die 1000 Zuschauer. Nein, muss er nicht: nach dem gerade erlebten Stabverlust von London ließ es das Quartett etwas sicherer angehen und lief mit 38,13s die zweitschnellste Zeit einer deutschen Staffel überhaupt. Kanada (38,61s) und die Schweiz (40,12s) hatten das Nachsehen. In Moskau sollte die momentane Form noch für eine Steigerung gut sein. Neben den Männern gefiel auch das Frauenquartett: Maike Dix, Inna Weit, Tatjana Pinto und Verena Sailer gaben sich nicht voll aus, um in 43,10s deutlich vor Kanada zu liegen.

Riesensatz von Moguenara
Eigentlich nur als Rahmenwettbewerb aufgenommen, entwickelte sich der Weitsprung zu einem Leistungsfestival. Sosthene Moguenara –bereits für Moskau qualifiziert- wollte mit maximal drei Versuchen nur den Anlauf testen: 6,76m verhießen eine Bombenform und im zweiten Durchgang ging ein Aufschrei durch das Publikum; 7,04m wurde die Wattenscheiderin weit in die Grube getragen, die fünftweiteste Marke einer Deutschen überhaupt. Claudia Rath (6,62m), Christabel Nettey (Kanada, 6,56m) und Xenia Achkinadze (Gelnhausen, 6,45m) waren starke Platzierte. Die Männer kamen mit den letzten Versuchen richtig in Fahrt: Mario Kral (Hamburger SV) kratzte mit 7,97m an der Acht-Meter-Marke. Martin Jasper (Rehlingen) verbesserte sich auf 7,65m, Dreisprungmeister Andreas Pohle (Erfurt) freute sich über 7,53m.

Deutsche Extraklasse gab es auch über 400m Hürden. Mit Meister Silvio Schirrmeister (49,56s), Georg Fleischhauer (49,73s) und Varg Königsmark (49,78s) blieben gleich drei Athleten unter fünfzig Sekunden. Über 200m war ein junger Kanadier das Mass aller Dinge: Aaron Brown lief in 20,44s Stadionrekord vor Landsmann Okuwasegun Makinde (20,62s). Stark aufsteigende Form bewies Aleixo Platini Menga mit 20,67s.
Auch im internationalen Vergleich liegen die Weinheimer Ergebnisse auf allerhöchstem Niveau: 100m Männer: Platz 30; 4x100m: Platz 2; Frauen: 100m: Platz 15, 4x100m: Platz 10, Weitsprung: Platz 2.

Meetingchef Thomas Geißler ist froh, ein Fehlstartkontrollgerät eingesetzt zu haben: „Das macht die Leistungen ein Stück weit unangreifbarer.“ Im kommenden Jahr wird die Cosinus Kurpfalz Gala am 24.Mai statt finden und die Normenjagd für die EM in Zürich einleuten. Bleibt zu hoffen, dass der Abschlusswettkampf wieder an der Bergstraße statt findet, auf dem Weg läge es ja.