Badischer Leichtathletik-Verband gut vertreten/ Ehrung für Klaus Diethelm
  09.04.2013 •     BLV


Zum ersten Mal seit vielen Jahren hat der Deutsche Leichtathletik-Verband, vertreten durch den Vizepräsidenten Dr. Matthias Reick und Jörg Erdmann (Referent/Stellv. Referatsleiter Allgemeine Leichtathletik), die Berglaufveranstalter zu einer Tagung nach Ulm eingeladen. Neben Reick und Erdmann nahmen auch DLV-Berglaufberater Wolfgang Münzel und Wilfried Raatz (verantwortlich für die Organisation und Betreuung der Berglauf-Nationalmannschaft) an der Tagung teil. Mit dabei auch der fünffache deutsche Berglaufmeister Timo Zeiler (LG Brandenkopf).

Entscheidungen, die getroffen wurden und werden, transparenter zu machen, das war ein Ziel der Tagung. Dazu gehören die Vergabe von deutschen Meisterschaften und von Qualifikationsläufen für internationale Meisterschaften, Kriterien für Kaderbildung, Kadermaßnahmen, Gelder des DLV usw.
Forderungen nach Transparenz, das wurde auch immer wieder vor allem von bayrischen Berglaufveranstaltern gestellt. Doch ausgerechnet aus dem bayerischen Landesverband waren mit Ausnahme eines Vertreters des Hauchenberglaufs (Weitnau) die Berglaufveranstalter der Tagung fern geblieben. Georg „Bibi“ Anfang, Veranstalter des Hochfelln-Berglaufs und Ausrichter der diesjährigen deutschen Berglaufmeisterschaft, legt aber Wert auf die Feststellung, dass er und andere bayerische Veranstalter die Tagung in Ulm nicht boykottieren. Anfang hat sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigt.
Bleibt dennoch festzuhalten, dass die Gelegenheit Ansichten vorzutragen, gerade von dort nicht genutzt wurde, wo ansonsten schärfste Kritik geäußert wird. Ein Berglaufveranstalter und Betreiber eines privaten Internetportals tut sich da besonders hervor, und beweist durch sein Fernbleiben, dass er an einer sachlichen, konstruktiven Auseinandersetzung nicht interessiert ist. Dabei wurde auf dem Anmeldeformular ausdrücklich darum gebeten, Punkte zur Tagesordnung zu nennen. Wer sich jedoch der sachlichen und konstruktiven Auseinandersetzung entzieht, verliert die Legitimation künftig weiterhin aus der Ferne zu kritisieren.
Dass es aber auch anders geht, bewiesen die Berglaufveranstalter aus dem Badischen Leichtathletik-Verband. Die sieben Veranstalter des Schwarzwald Berglauf-Pokals waren mit neun Vertretern angereist. Mit dabei auch Klaus Diethelm (Müllheim), der fast 30 Jahre lang den Schwarzwald Berglauf-Pokal federführend organisiert hatte. Für seine Verdienste wurde er vom DLV-Berglaufwart Wolfgang Münzel mit einem Präsent geehrt.
Nach einer persönlichen Vorstellungsrunde erläuterte Dr. Matthias Reick die Verwaltungsstruktur des DLV und sprach über die Abhängigkeit von Sponsoren (70% des Haushalts wird durch Sponsorenverträge abgedeckt). Reick sieht seine Hauptaufgabe in der Förderung der „Nicht-Olympischen Disziplinen“ wie z.B. Berglauf und Ultramarathon. „Das liegt mir besonders am Herzen.“ Reick wies darauf hin, dass der Berglauf jetzt offiziell unter dem Dach der IAAF ist. „Damit ist der DLV eindeutig der regionale Vertreter und politisch Verantwortliche des Berglaufs in Deutschland.“
Wolfgang Münzel und Wilfried Raatz gaben einen ausführlichen Rückblick auf die zurückliegende Saison. Münzel dankte zwei badischen Veranstaltern für die Ausrichtung der Deutschen Berglaufmeisterschaft (TV Unterharmersbach) und die Ausrichtung der Masters-Weltmeisterschaft (TV Bühlertal). Der TV Unterharmersbach war kurzfristig als Ausrichter der deutschen Meisterschaft eingesprungen. „Ohne die Bereitschaft und die Flexibilität der Unterharmersbacher hätte es im Vorjahr keine Deutsche Meisterschaft gegeben“, so Münzel. Der TV Bühlertal hatte anlässlich seines 100-jährigen Vereinsjubiläums die Masters-Weltmeisterschaft ausrichtet. „Es war eine tolle Veranstaltung mit einer Rekordbeteiligung von mehr als 1100 Läuferinnen und Läufern. Mit neun Einzel-Goldmedaillen war das deutsche Team die erfolgreichste Nation.“ Wilfried Raatz zeigte sich sehr zufrieden mit dem Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei den drei internationalen Meisterschaften (WM, EM, Langdistanz-WM). „Wir haben bei allen Meisterschaften Medaillen gewonnen. Besonders freue ich mich über die Medaillen im Nachwuchsbereich von Anton Palzer (Bronze bei den Junioren) und Julia Lettl (Silber bei den Juniorinnen), sowie die Mannschafts-Bronzemedaille bei den Juniorinnen. Eine weitere Bronze-Medaille gab es bei der Langstrecken Weltmeisterschaft in Interlaken durch das Männer-Team. Die Frauen verpassten als Vierte nur knapp die Medaillenränge.“
Wilfried Raatz informierte über die Kaderbildung, legte genau die Kriterien dar und begründete für jeden Athleten/in, die entsprechende Kaderzugehörigkeit. Ebenfalls begründete Raatz, warum Qualiläufe häufig im Ausland stattfinden. „Wir haben in Deutschland kaum Bergläufe, die von der Streckenlänge und den Höhenmetern zu den internationalen Meisterschaften passen. Und dann muss der Qualifikationslauf, damit wir den Nominierungs-Termin einhalten können, mindestens drei Wochen vor der jeweiligen internationalen Meisterschaft sein.“
Die Vertreter der Veranstalter gaben einen Kurzbericht, Karsten Weis vom TV Bühlertal berichtete in Worten und Bildern über die erfolgreiche Masters-Weltmeisterschaft in Bühlertal.
Diskutiert wurde auch über die neue Definition „Berglauf“, sowie über die Kriterien für eine deutsche Meisterschaft, die sich daraus ergebenden Konsequenzen und die Startberechtigung Jugendlicher beim Berglauf. Der Berglauf wird wie folgt definiert: „Ein Berglauf im klassischen Sinne findet in landschaftlich anspruchsvoller Topografie statt und weist im Durchschnitt eine Steigung von 70 Höhenmetern pro Kilometer auf, die Streckenlänge beträgt dabei 8 bis 15 Kilometer. Bei Deutschen Meisterschaften für Aktive und Senioren müssen die Kriterien von mindestens 700 Höhenmetern und einer Streckenlänge von 8 bis 12 km eingehalten werden.“ Matthias Reick informierte, dass ab 1. April Jugendliche der Altersklasse U16 bei Bergläufen (bis 10 km) starten dürfen. Diese positive Neuerung geht nicht zuletzt auf die Initiative von Henning Schneehage (Bad Dürkheim / Pfälzer Berglaufpokal), der auch bei der Ulmer Tagung anwesend war, zurück.
Ein weiterer Tagungspunkt: Die Deutschen Berglaufmeisterschaften 2013, 2014 und 2015. Gerade die Vergabe von Deutschen Berglaufmeisterschaften wurde immer wieder kritisiert, und gerade hierfür ist ein regelmäßiges Treffen von allen interessierten Berglaufveranstaltern notwendig. Hier können Berglaufveranstalter Interesse für die Ausrichtung einer Meisterschaft signalisieren. Für 2013 steht der SC Bergen als örtlicher Ausrichter schon lange fest. Anlässlich des 40. Hochfelln-Berglaufs hatten sich die Bergener um die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft beworben und den Zuschlag erhalten. Nachdem nun die letzten Probleme, die mit Sponsorenverträgen des DLV zusammenhingen, gelöst wurden, ist die deutsche Meisterschaft auch gesichert. Für 2014 konnte noch kein Interessent gefunden werden. Für 2015 hat der TV Bühlertal Interesse angemeldet.
Die Darstellung des Berglaufs im Internet, Steigerung der Attraktivität, Talentsuche im Nachwuchsbereich (dass die Badener hier Vorreiter sind, darauf wies der Freiburger Peter Kirn hin) waren weitere Themen.
DLV Vizepräsident Dr. Matthias Reick zog zum Schluss der Tagung eine positive Bilanz. „Das wichtigste Ergebnis war für mich, dass in einer sehr angenehmen und konstruktiven Atmosphäre eine fachlich hochkompetente Diskussion und Zielorientiertheit vorherrschte. Das macht Hoffnung auf gemeinsame Projekte, Absprachen und einen weitergehenden Dialog der Partner zur Förderung der Disziplin. Es wurde zur Förderung der deutschen Meisterschaften beschlossen, den Zeitraum der Ausrichtung dieser Meisterschaften nicht auf das Frühjahr zu beschränken. Die Meisterschaften können somit von April bis Oktober vergeben werden mit der Einschränkung, zwei Wochen vor und nach einer internationalen Meisterschaften diese nicht auszurichten, damit die nationale Spitze die Möglichkeit hat, bei der DM zu starten. Es war schade, dass fast alle Vertreter der bayrischen Berglaufszene sich aus persönlichen und vielfältigen Verhinderungsgründen hatten abmelden müssen. In der Kommunikation mit ihnen wurde jedoch klar, dass auch sie an einer konstruktiven Fortentwicklung der Disziplin hochinteressiert sind und wir werden im nächsten Jahr frühzeitig einen Termin finden, der es vielen ermöglichen wird, zu kommen.“
Der Stellungnahme Reicks ist nicht viel hinzuzufügen. Die Berglauf-Tagung war ein erster Anfang, die Kommunikation zwischen DLV und den Berglaufveranstaltern zu verbessern. Die rege Diskussion hat gezeigt, dass Bedarf an einem konstruktivem Austausch besteht. Die abwesenden Berglaufveranstalter haben eine Chance verpasst, ihre Kritikpunkte mit den Verantwortlichen offen zu diskutieren, an Verbesserungen mit zu wirken und so für einen Neuanfang zu sorgen.
Es bleibt zu wünschen übrig, dass die Treffen der Berglaufveranstalter künftig regelmäßig stattfinden.

Winfried Stinn