Badischer Doppelsieg über 100m der Frauen / Staffel-Silber für MTG-Frauen / Christina Obergföll Vizemeisterin / Stephan Hohl gewinnt Bronze
  19.07.2010 •     BLV


Braunschweig (17./18.07.) - Die 110. Auflage der Deutschen Meisterschaften fand zum dritten Mal nun schon im Stadion an der Hamburger Straße in Braunschweig statt. Die Titelkämpfe waren für die Athleten die letzte Chance, sich für die nahende EM in Barcelona zu empfehlen. Braunschweig gehört noch zu den Städten, die sich noch nicht zu hundert Prozent dem Fußball verschrieben haben. Dies spiegelt sich in einer auf die Leichtathletik abgestimmten Stadionarchitektur und einem äußerst begeisterungsfähigen Publikum wieder. Die örtliche Politik legt auf ein „mixed“ Stadion nach wie vor wert und schmückt ihres selbst mit dem Titel „schönstes Leichtathletikstadion Deutschlands“. Nicht umsonst hat sich die Arena 2000 und 2004 den Ruf das „deutsche Zürich“ erworben. Die Konstellation des Austragungsortes und EM-Nominierungsversuche versprachen spannende Wettkämpfe.

Mit großer Spannung wurden die 100m-Läufe erwartet, wo es zum Showdown der schnellsten Männer Deutschlands kommen sollte. Nach der starken Vorstellung von 10,14 sec vor zwei Wochen in Mannheim galt Tobias Unger (München) als der Favorit, wusste aber seine Leistung im Endlauf nicht abzurufen und brach auf den letzten Metern noch stark ein. Den Titel holte sich Altstar Alexander Kosenkow (Wattenscheid) in 10,29 sec. Tobias verpasste in 10,37 die Podiumsränge und landete auf Platz vier.
Die Meisterschaft bei den schnellsten Frauen Deutschlands ging unter ebenso großer Lärmkulisse des anwesenden Braunschweiger Publikums weg. Mit Verena Sailer und Anne Möllinger, beide MTG Mannheim, hatte der BLV hier zwei ganz heiße Eisen mit Medaillenambitionen im Feuer. Dass Verena nach ihrer Verletzungspause im Winter wieder zurück ist, war schnell klar, nachdem schon im Vorlauf mit 11,28 sec die deutsche Jahresbestzeit fiel und sie im Endlauf mit 11,23 sec zum fünften deutschen Meistertitel über die 100m in Folge flog. Mit dem Rennen zeigte sich die Mannheimerin zufrieden. „Die Platzierung stand im Vordergrund, nicht die Zeit. Ziel ist jetzt Barcelona und dort möchte ich noch schneller laufen“.
Dahinter platzierte sich Anne (11,48 sec) auf dem Silberrang und machte den badischen Doppelsieg perfekt. Die deutsche Hallenmeisterin über 200m verzichtete am Sonntag auf einen weiteren Start über die halbe Stadionrunde und stellt sich statt dessen zusammen mit Verena und den beiden Vereinskolleginnen Tamara Seer und Nora Bäcker in den Dienst der MTG-Staffel. In einer sehr knappen Entscheidung mit nur vier Hundertstel Rückstand lief das Quartett in 44,12 sec hinter dem TV Wattenscheid zur Vizemeisterschaft.
Nächster Titelverteidiger im Bunde der Badener Kämpfer hieß Matthias Bühler (LG Offenburg). Nach den Vorläufen der 110m Hürden war für das Finale eine ähnliche Situation wie im Vorjahr in Ulm gegeben. Jahresbester Alexander John (LAZ Leipzig) qualifizierte sich wieder mit der stärksten Vorlaufzeit für den Endlauf. In Ulm trat er zum Finale nicht an, in Braunschweig endete es für ihn nach einem Fehler irgendwo an der fünften Hürde. Dafür gab es von Matthias Bühler, einem seiner stärksten Konkurrenten, die „zweite Ohrfeige“ hintereinander. Nach dem Minimalprinzip zog der Offenburger mit 13,81 sec in das Finale ein um dort richtig auszupacken. In 13,59 sec verwies er Helge Schwarzer (Hamburger SV, 13,79) und Marlon Odom (LAZ Zweibrücken, 13,80) klar auf die Plätze zwei und drei. Sein Saisonplan mit Titelverteidigung und Norm ging somit auf. „Dass es nach muskulären Problemen in der letzten Zeit mit dem Titel geklappt hat, ist natürlich geil. Saisonziel war die Qualifikation für Barcelona. Der Weg ist jetzt frei“.
Einen schönen Erfolg verzeichnete auch Stephan Hohl (TV Neulingen) auf der 3000m Hindernis-Distanz durch einen taktisch klugen Rennverlauf. Im Pulk der 15 Starter hielt er sich anfangs zurück, sparte Kräfte die er schließlich nutzen konnte, um in der letzten Runde von Platz vier auf den Bronzerang zu laufen. Die Uhr blieb für ihn nach 8:48,45 min stehen.
Erstes und einziges Edelmetall als Einzelkämpfer am zweiten Tag der Meisterschaft verbuchte Christina Obergföll. Der Routinier von der LG Offenburg hatte bis zum vierten Versuch allerdings große Probleme in den Wettkampf herein zu finden, machte vier ungültige Versuche und stand Eingangs ihres letzten Versuchs noch ohne Medaille auf dem Platz. Durch die Mithilfe der Zuschauer schleuderte sie ihren Speer im sechsten Versuch auf 63,13 m und verdrängte Linda Stahl (Bayer Leverkusen) auf den Bronzerang. Beste Werferin im Feld war Verena Molitor (ebenfalls Bayer Leverkusen) und 64,27 m.
Leichtathletik in Braunschweig bleibt top. Selten sieht man bei einer Leichtathletikveranstaltung eine so gut gefüllte Zuschauertribüne, die dazu noch für so tolle Stimmung sorgt. Von den zahlreichen La Olas, die durchs Stadion wanderten, getragen, schafften zahlreiche Athleten noch den Sprung in den Flieger nach Barcelona. Davon durften auch die badischen Vertreter profitieren, die mit einem schönen Satz erkämpfter Medaillen wieder nach Hause fuhren.
Weiteres gutes Abschneiden gelang Marie-Laurence Jungfleisch (LC Rothaus) im Hochsprung. Im Kampf um die Bronzemedaille lieferte sie sich bei 1,88 m einen Dreikampf mit Annett Engel (Potsdam) und Julia Hartmann (Bayer Leverkusen), den jedoch die Potsdamerin für sich entscheiden konnte und die 1,88 m als einzige von den dreien noch übersprang. Nach Fehlversuchen holte Maria-Laurence letzten Endes Rang vier. Zu Gold im Hochsprung sprang erwartungsgemäß Ariane Friedrich (Eintracht Frankfurt), die dem Publikum mit übersprungenen 2,00 m am Ende noch einen sportlichen Leckerbissen unterbreitete.
400m Hürden Spezialist Quentin Seigel (LG Offenburg) lief im Vorlauf noch nicht am Anschlag und wollte sich ein paar Körner für den Endlauf aufsparen. Mit einem knappen Zieleinlauf verpasst er aber die Podiumsplätze und landete in 50,54 sec auf Rang vier. Die gleiche Platzierung verbuchte auch Carl Dohmann (SCL -Heel Baden-Baden) über die 10000m Gehen, die er in 41:50,74 min zurückgelegt hatte.
Persönlich sehr zufrieden über seine Leistung zeigte sich Jan Förster (TV Rheinau), der über die 5000m in 14:06,62 min auf Rang sieben lief. „Ich konnte im Verfolgerfeld der Führungsgruppe sehr gut mitlaufen und am Ende im Spurt durchsetzen. Das ist neue Bestzeit für mich. Super.“
Zwei Staffelerfolge feierten noch die LG Karlsruhe und die StG Hochrhein. Karlsruhe konnte über die 4x400m der Frauen in der Besetzung Heinzen, Engelsdorfer, Schmütz und Kaufmann und einer Zeit von 3:50,85 min auf Platz sechs laufen. Die StG Hochrhein verzeichnete in den Titelkämpfen der männlichen Jugendlichen ebenfalls in der 4x400m-Staffel in der Besetzung Pendt, Golczyk, Müller und Scheible und 3:22,02 min den siebten Rang.