Badens Leichtathleten trauern um Clemens Fabrizio
  15.01.2013 •     BLV


Unser Freund Clemens Fabrizio, einer der ganz Großen der badischen Leichtathletik, BLV-Ehrenmitglied und -Ehrenringträger, ist am 9. Januar 2013 im gesegneten Alter von 91 Jahren in Schopfheim verstorben.

Geboren am 18. April 1921 in Mulhouse im Elsass, erhielt er damals von seinen Eltern (Alfredo Fabrizio und Cecilia Fabrizio geb. Mannarelli) die Namen Clement Robert Rinaldo, wie es in seiner Geburtsurkunde steht.
Durch seine Internationalität (Sohn italienischer Eltern, in Frankreich geboren und dann nach Deutschland gekommen) kam er schnell zum badischen Sport und hat da in Jahrzehnten viel Gutes geleistet.
Wie aus einem Schriftwechsel hervorgeht, war der Verstorbene der erste Organisator in schwieriger Zeit, er war der Initiator des ersten grenzüberschreitenden Spiels einer schweizerischen Fußballmannschaft nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland.
Dank seiner sehr guten französischen Sprachkenntnisse besorgte er für die Delegation aus der Schweiz die für den Grenzübertritt notwendige Laissez passer. Die Genehmigung zum Grenzübertritt hatte er am 1. Juni 1946 nach langen Verhandlungen mit der Militärregierung erwirken können. Die Spiele fanden dann in Lörrach statt.
Zu seinem 90. Geburtstag erhielt Clemi, wie ihn seine Freunde stets nannten, die Originalbriefe von 1946 mit einem von Autogrammen gefüllten Glückwunschschreiben. Auch da wurde die große Wertschätzung und Beliebtheit von Clemi deutlich.
Der versierte Statistiker und Sammler hat sein Leben im Sport exakt aufgezeichnet, vieles davon liegt uns im Original vor.
So umfasst seine Auflistung der Aktivitäten von 1941 bis 2012 mehrere A4-Seiten.
Da begann alles am 21. Juni 1941 mit einem Sportfest in Lörrach. Nach der Kriegs-Pause ging es 1946 weiter mit dem Handballspiel und am 7. April 1946 organisierte er die ersten Waldlaufmeisterschaften im Homburger Wald, dies lag damals in der französischen Zone. Im August folgten die ersten südbadischen Meisterschaften (franz. Zone) in Lörrach. Als Obmann Sprung war er am 5./6. Juli 1947 bei den badischen Meisterschaften in Lahr, als Zeitnehmer bei den deutschen Meisterschaften in Köln.
Da er als Einwohner der französischen Zone dort nicht aktiv werden konnte, „startete ich damals unter falschem Namen!“, so ein Original-Zitat von Clemi. Mit Uli Wolters organisierte er am 1. Mai 1948 das erste Sportfest in Nordrach und seitdem verband ihn eine sehr herzliche Freundschaft mit Kurt Spitzmüller, später langjähriger Präsident des südbadischen Verbandes.
Am 6./7. August 1949 war er als Kampfrichter bei den DM in Bremen, als Obmann Weitsprung am 5./6. August 1950 bei den DM in Stuttgart. Am 31. Juli 1955 war er Betreuer der badischen Mannschaft beim Vergleichskampf gegen das Elsass in Straßburg.
Als im Oktober 1955 in Freiburg der Länderkampf gegen Italien lief, war Clemi Dolmetscher der Gäste aus dem Süden. Die Süddeutschen Meisterschaften im August in St. Georgen erlebten ihn als Technischen Leiter und Stadionsprecher .Bei den badischen Meisterschaften am 7./8. Juli 1956 in Heidelberg betreute er das Oberrhein-Team, ebenso bei den Süddeutschen in Karlsruhe; die Lahrer Sportwoche 1958 erlebte ihn als Zeitnehmer. Zum Länderkampf des DLV gegen Italien in Rom durfte er als Dolmetscher im DLV-Team reisen. Beim Länderkampf gegen Frankreich im Baden-Badener Aumattstadion brachte er sein großes Fachwissen im Orga-Team ein.
Dies ist nur ein kleiner Auszug aus seinem „Einsatzplan“, den er über all die Jahre sorgfältig führte.
Entsprechend umfangreich ist auch seine Liste der Ehrungen und Funktionen.
1934 begann Clemi mit Leichtathletik in Lörrach-Stetten mit Thomas Neuberth und Herbert Wagner. 1940 wurde er Bannfachwart LA im Bann 142. Der DLV verlieh ihm schon 1950 einen Ehrenbrief, der südbadische Verband die goldene Ehrennadel. Schon 1950 war er mit Adolf Weißer (St. Georgen) erster südbadischer Sportabzeichenprüfer. Die DLV-Nadel in Gold wurde ihm 1955 überreicht, 1956 ehrte ihn der südbadische Handballverband mit Silber. 1959 gab es vom DLV die Ehrenplakette beim Länderkampf Deutschland : Schweiz, 1961 vom Kreis Oberrhein den Goldenen Ehrenbrief. 1966 ernannte ihn Rot-Weiß Lörrach zum Ehrenmitglied, der Bezirk Oberrhein 1971 zum Ehrenvorsitzenden, nachdem er dort 23 Jahre den Kreis leitete.
1971, als sich die beiden badischen Verbände in Baden-Baden zusammenschlossen, erhielt Clemi die goldene Ehrennadel des BLV. 1978 wurde er im BLV zum Ehrenmitglied ernannt. 1980 gab es die Verdienstnadel in Gold vom südbadischen Handballverband., vom BLV 1986 den Badenschild. Ein Höhepunkt war am 20. Juni 1987, da erhielt er die Landesehrennadel Baden-Württemberg und zum 70. Geburtstag 1991 den BLV-Ehrenring. Am 19. November 1997 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Dies sind im Wesentlichen seine Ehrungen durch den Sport, die Leichtathletik. Seine Ordenssammlung ist jedoch weitaus umfangreicher.
Da sind verschiedene Vereine im In- und Ausland beteiligt. Dazu kommen der Verband deutscher Philatelisten, der Schwarzwaldverein, die französische Frontkämpfer-Vereinigung, die olympische Gesellschaft, Museumsgesellschaft, Briefmarkensammler-Vereine, usw.
Clemi hat in mühevoller Arbeit über viele Jahre die Bestenlisten am Oberrhein, die ewige 10er-Bestenliste geführt, im Grund bis zu seinem Tod.
Seine Hilfsbereitschaft, seine Vielseitigkeit und seine herzliche Freundschaft waren einmalig, viele werden diese Eigenschaften künftig vermissen.
Clemi wird uns sehr fehlen!
Eigentlich hatte er sich vorgenommen, zum nächsten BLV-Verbandstag zu kommen, dort das schöne Amt des Alterspräsidenten auszuüben - so wie er dies in vielen Jahren getan hat.
Bis zu seinem Tod ging er ganz in seinen Hobbys auf. Er sammelte ein Leben lang, organisierte Ausstellungen, schrieb Bücher. Sehr gefragt waren seine Liederbücher, gespickt mit alten Briefmarken, Ansichtskarten oder alten Geldscheinen. Damit sind auch seine Sammelleidenschaften genannt. In seinen beiden angemieteten Lagern außerhalb seiner Wohnung lagern viele Schätze aus den über 70 Jahren.
Danke Clemi!
Ich durfte aus seinem riesigen Nachlass im März in Schopfheim für den BLV die sorgfältig gebundenen und sortierten BL-Bücher seit 1958 abholen. Damit ist der BLV in der guten Situation, diese Raritäten komplett zu besitzen. Sie werden uns an den lieben Freund erinnern, der nun leider sehr viel Fachwissen und alte Erinnerungen  mit ins Grab nahm.
Er besaß eine riesige Sammlung an alten Schallplatten, historischen Abspielgeräten und Münzen. Da hörte er täglich rein, so war er glücklich.

Die badischen Leichtathleten und die Sportfreunde aus dem Bezirk Oberrhein haben einen guten Freund verloren, der sich in der Leichtathletik große Verdienste erworben hat.
Wir werden ihn sehr vermissen.

Kurt Wagner