Aufgespießt – Aus der Not eine Tugend gemacht
Teilweise war der Kontakt völlig abgebrochen. Seine Befürchtung und die seiner Trainerkollegen damals: „Wenn wir erst im Herbst wieder mit dem Training beginnen können, könnten bis zu einem Viertel der Athleten aufhören.“
Dazu ist es nicht gekommen. Im Gegenteil. In Walldorf durften Sprinter, Werfer, Hoch- und Weitspringer schon Mitte Mai wieder auf den Trainingsplatz. Zunächst in kleinen Gruppen und mit einer Aufteilung der Trainingszeiten. Dadurch, sagt Heinzmann nun, habe man aus der Not sogar eine Tugend gemacht. „Wir konnten plötzlich ein intensiveres Training anbieten und uns besser um die einzelnen Sportler kümmern.“ Das war auch deshalb möglich, weil mehr Trainer-Helfer zur Verfügung standen.
Nicht nur die Athleten, auch Ehrenamtliche waren nach dem langen Stubenhocken ausgehungert nach Bewegung. Ulrike Hormann hatte das vorausgesehen. Die Schülertrainerin und stellvertretende Jugendwartin der Walldorfer Leichtathleten hatte dem Lockdown mit Optimismus getrotzt: Sie rechne damit, dass alle heiß darauf sein werden, endlich wieder Sport zu machen und uns die Bude einrennen.
Hormann hatte Recht behalten.
Der Zulauf sei größer als zuvor gewesen, freute sich Heinzmann. Sogar einige Kinder aus dem Fußball – der als Kontaktsportart erst später starten durfte – seien ins Training gekommen.
Und: Die Sportler hatten mehr Zeit fürs Training, weil Schulstunden ausfielen oder Prüfungen verschoben wurden.
Am Mittwoch fand sogar das erste von zwei kurzerhand geplanten Abendsportfesten in Walldorf statt. Ohne Zuschauer natürlich und mit maximal 100 Teilnehmern, so viele wie die Beschränkungen im Juli hergaben. Man habe zahlreiche Anfragen ablehnen müssen, sagte Heinzmann. Selbst Klubs aus Hessen und der Pfalz hatten in der Astorstadt nachgefragt. Am 12. August soll es das nächste Abendsportfest geben, am 12/13. September wollen die Walldorfer die Baden-Württembergischen Meisterschaften der Aktiven und U20 und am Wochenende darauf die Landesmeisterschaften der Junioren, U23 und U18 ausrichten. Dann sind wegen der neuen Verordnung insgesamt bis zu 500 Sportler und Zuschauer zugelassen.
Ein bisschen Bammel hat Heinzmann nur vor dem Winter, wenn man nicht ganz so oft ins Freie kann und vor allem die Jüngsten in der Halle trainieren. Ganz so pessimistisch wie zum Beginn der Corona-Krise ist allerdings auch er nicht mehr.
Kontakt: claus.weber@rnz.de