34. Internationaler Kandel-Berglauf
  11.05.2015 •     BLV


Mit dem Kandel-Berglauf in Waldkirch bei Freiburg wird nun schon seit 1979 die Berglaufsaison im Schwarzwald eröffnet und seit fast 30 Jahren die Schwarzwald-Berglauf-Pokalserie gestartet. In diesem Jahr ging es zusätzlich noch um die baden-württembergische Seniorenmeisterschaft. Rund 300 Läuferinnen und Läufer stellten sich bei sehr guten äußeren Bedingungen dem Starter auf dem Waldkircher Marktplatz. 12,2 km bei 940 Meter Höhenunterschied galt es bis zur 1240 Meter hoch gelegenen Kandel-Passhöhe zu bewältigen.

Bevor aber der Startschuss ertönte, wartete der Sprecher mit einer  besonderen Überraschung auf, als er ankündigte, dass mit Yossief  Tekle aus Eritrea, der Junioren Weltmeister von 2010 am Start sei. Nach seiner Flucht aus Eritrea lebt Tekle in Bobingen bei Augsburg und startet für die LG Reichenau-Zusamtal. „Da er als Asylbewerber nicht im Ausland starten darf sucht Yossief Tekle zur Zeit gut besetzte Bergläufe in Deutschland, da sind wir auf den Kandel-Berglauf gestoßen“, begründet sein Trainer Franz Herzgsell den Start in Waldkirch.   
Nachdem sein Start bekannt gegeben wurde, war auch die  Favoritenrolle geklärt. Die Frage ob er gewinnen würde, stellte sich erst gar nicht, offen war  nur, ob er den Uraltrekord von Wolfgang Münzel, der 1986 die bislang unangefochtene Marke von 48:39 Minuten aufstellte, verbessert.  Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn), der in den vergangenen Jahren bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften als Zweiter ( 2012) und als Dritter  (2013) in die Medaillenränge laufen konnte, war der einzige Läufer im Starterfeld, dem man zutraute dem früheren Junioren Weltmeister halbwegs Paroli bieten zu können. Recht schnell nach dem Startschuss setzten sich Benedikt Hoffmann und Yossief Tekle vom Feld ab. Drei Kilometer lang hielt Hoffmann das hohe Tempo des Läufers aus Eritrea mit, danach lief Tekle die restlichen neun Kilometer locker allein dem Ziel entgegen. „Ich habe gar nicht versucht dran zu bleiben, das wäre auch, hinsichtlich der Deutschen Berglaufmeisterschaft am kommenden Samstag in Bühlertal völlig kontraproduktiv gewesen“, so Hoffmann später. Vorne lief Tekle weiter sein einsames Rennen gegen die Uhr, vergrößerte immer mehr seinen Vorsprung. Im Ziel wartete gespannt der Streckenrekordinhaber Wolfgang Münzel. Als dann Yossief Tekle nach 50:59 Minuten die Ziellinie überquerte, konnte Wolfgang Münzel seine Freude nicht verbergen. Sein Rekord konnte selbst ein Weltmeister nicht überbieten und hat nun nach 30 Jahren weiterhin Bestand. Es ist natürlich eine Genugtuung für mich, dass der Rekord auch heute, obwohl ein Junioren-Weltmeister am Start war, gehalten hat. Da hatte ich zwischenzeitlich Bedenken, als ich unterwegs sah wie locker Tekle lief und wie groß der Vorsprung auf Benedikt Hoffmann war“, so Münzel . „Es ist schon ein besonderes Gefühl für mich, heute hier oben beim Ziel zu stehen. Da kommen viele schöne Erinnerungen hoch, natürlich erinnere ich mich noch genau an das Jahr 1986, als ich hier die Bestzeit aufstellte. Es war mein erster Berglauf überhaupt, und die etablierten Bergläufer fragten mich am Start, was ich denn hier als Straßenläufer wolle. Das hat mich noch mehr motiviert. Dazu kam, dass mir den Kandel-Berglauf, als Straßen-Berglauf mit relativ gleichmäßiger Steigung entgegenkam.“ Dass Tekle als Sieger dann aber fast drei Minuten über Münzels-Bestmarke blieb, ist doch überraschend. „Ich wollte gewinnen, ich laufe nur auf Sieg, die Bestzeit war nicht mein Ziel“, äußerte sich der Sieger unmittelbar nachdem Zieleinlauf. Hinter Tekle kam erwartungsgemäß Benedikt Hoffmann mit der Zeit von 53:03 Minuten ins Ziel. „Dass ich gegen Yossief Tekle keine Chance haben werde, war mir klar. Er hat ein super Rennen gemacht. Deshalb bin ich mit Platz zwei zufrieden. Ich wollte zwar um einiges schneller sein, aber letztendlich spielt das heute auch keine Rolle, wichtiger für mich ist am kommenden Wochenende in Bühlertal die Deutsche Berglaufmeisterschaft. Dort will ich unter die ersten Drei kommen und mich damit für die Berglauf Europameisterschaft qualifizieren.“ Um den dritten Podestplatz beim Kandel-Berglauf kämpften lange Zeit Joachim Benz (LG Brandenkopf) und Victor Larisch (TuS Lörrach-Stetten). Letztendlich setzte sich Joachim Benz, gegen seinen mehr als 20 Jahre jüngeren Konkurrenten durch und wurde in 55:48 Minuten Dritter und Sieger der Klasse M 50.

Bei den Frauen wiederholte Britta Müller (LG Nordschwarzwald) ihren Vorjahressieg und feierte damit ihren vierten Sieg beim Kandel-Berglauf. Die 52-jährige Läuferin gewann in 1:07:21 Stunden und verwies damit ihre 33 Jahre jüngere Konkurrentin Katrin Köngeter (FC Unterkirnach) auf Platz zwei. „Obwohl ich schon so lange dabei bin, war ich die ganze Woche vor dem Kandel-Berglauf nervös. Da es für mich der erste Berglauf in dieser Saison war, konnte ich mein derzeitiges Leistungsvermögen nicht einschätzen. Dass ich, als über 50-Jährige erneut Gesamtsiegerin werden konnte, freut mich natürlich riesig“, sagte eine überglückliche Siegerin. Dass sie zusätzlich noch baden-württembergische Seniorenmeisterin der Klasse W50 wurde, gehört zur Chronistenpflicht. Katrin Köngeter, im Vorjahr Deutsche Vizemeisterin bei den Juniorinnen, lief 1:07:44 Stunden. „Ich bin froh, dass der Abstand zu Britta Müller nicht all zu groß war.“ Dritte wurde Elke Keller (LG Filstal).

Für den Veranstalter SV Waldkirch zieht Bernhard Hollunder eine positive Bilanz. "Auch in diesem Jahr bestätigte sich wieder, dass der Kandelberglauf mehrere Läufer-Generationen anzieht. 66 Jahre Altersunterschied lagen zwischen dem jüngsten Starter Lukas Denne (15 Jahre) und Heiner Killi, der in der Altersklasse M80 startete. Dass dann noch überraschend mit Yossief Tekle ein früherer Junioren-Weltmeister am Start war, zeigt, dass der Kandel-Berglauf auch weit über Baden hinaus einen guten Ruf hat. Das Wetter spielte in diesem Jahr mit, kein Regen und für viele Starter angenehme Temperaturen. Das Organisations-Team kann wieder auf eine gelungene Veranstaltung zurückblicken und wird im kommenden Jahr die 35. Ausgabe des Kandelberglaufs durchführen." Und Marion Freider-Schaffrik,  ebenfalls vom Organisationsteam und Berglaufwartin im Badischen Leichtathletik-Verband „Auch ich finde, dass unsere Organisation gut geklappt hat, das Wetter war topp, die Stimmung unter den Läufern gut. Ich hätte mir noch mehr Nachmeldungen gewünscht. Auch müssen wir noch mehr Werbung in Waldkirch machen.“
(Winfried Stinn)

Die baden-württembergischen Seniorenmeister/innen im Überblick:
M35: Allesandro Collerone, Sparda Team Rechberghausen
M40: Frank Groß, LG Offenburg
M45: Roland Vetter, USC  Freiburg
M50: Joachim Benz, LG Brandenkopf
M55: Martin Berger, LG Ortenau-Nord, 1:00:33
M60: Meinrad Beha, FC Unterkirnach
M65: Edwin Müller, TB Wilferdingen
M70: 1.Edmund Schlenker, VFL Ostelsheim
M75: Gerold Seifert, SWU SKF Ulm
M80: Heiner Kill, LG Offenburg

Mannschaften
M40/45: Sparda-Team Rechberghausen
M50/55: LT Furtwangen
M60 und älter: FC Unterkirnach

W35: Katrin Ochs, LG Filder
W40: Beatrix Beckert, TuS Badenweiler
W45: Elke Keller, LG Filstal
W50: Britta Müller, LG Nordschwarzwald
W55: Brigitte Hoffmann, LG Welfen
W60: Elfriede Ganter, PTSV Jahn Freiburg
W65: Beritta Zell, LSG Karlsruhe

Mannschaften
W50 und älter: LSG Karlsruhe

Alle Ergebnisse: www.kandelberglauf.de