Trainings- und Wettkampfhalle für die Leichtathletik mit Energie- und Umweltkonzept

  06.05.2010    BLV
Die Schwimmer brauchen Wasser, die Fußballer den Rasen, die Skiläufer den Schnee, die Schlittschuhläufer das Eis. Was aber benötigen die Leichtathleten? Kunststoff, Asche, Rindenschrot, normale Sportböden?

Vor rund 40 Jahren begann der Siegszug der Kunststoffbahnen: rund 1500 Bahnen sind seitdem bundesweit erstellt worden. Sie sind für den Trainings- und Wettkampfbetrieb nicht mehr wegzudenken. Alfred Jetter, ehemaliger Präsident des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes und DLV-Pressewart, hatte sich landauf landab als „Wanderprediger für Kunststoffbahnen“ einen Namen gemacht, weil er sich in den siebziger Jahren unentwegt für die „Vision Kunststoffbahnen“ eingesetzt hatte. Inzwischen ist dem Siegszug der Laufbahnen in großen Stadion längst ein gegenläufiger Trend gefolgt. In Hamburg, Bremen, Hannover, Frankfurt, Duisburg und zuletzt auch Stuttgart sind die Kunststoffbahnen dem Rückbau der Stadien in Fußballarenen zum Opfer gefallen. 

Längst kämpft die olympische Kernsportart um ihre Position im Kanon der Sportarten. Experten fordern Reformen und strukturelle Veränderungen. Neben veränderten Präsentationsformen, der Suche nach personellen Ressourcen zählt hier auch die Umgestaltung von Trainings- und Wettkampfstätten dazu. „Wir brauchen leichtathletikspezifische Trainings- und Wettkampfstätten, die einen ganz neuen Zugang zu dieser Sportart an der Basis ermöglichen“, sagt Architekt Ulrich Zimmermann aus Murrhardt, seit vielen Jahren als Trainer und Kreisvorsitzender in der Leichtathletik verankert und mit den Problemen vertraut. Zimmermann hat jetzt eine Vision vorgelegt: ein Konzept für eine Leichtathletik-Trainings- und Wettkampfhalle, dessen Realisierung der Basis der Leichtathletik flächendeckend grundlegende Impulse vermitteln könnte.

Leichtathletik-Training in Spielhallen heißt reduzierte Leichtathletik
Jede Trainerin und jeder Trainer kennt die übliche Situation der Leichtathleten im Winter: die Übungseinheiten finden auf allgemeinen Spielhallen-Böden statt. Sie sind nicht spikefähig, das Training ist begrenzt, da es keine Sprung- und Wurfanlagen in den Hallen gibt, die Hallennutzugszeiten sind fast immer begrenzt. Das Wintertraining von Oktober bis April ist nur ein Ausschnitt des Leichtathletik-Programms. Die Folge ist ein Identifikationsproblem mit der Sportart.

Die Lösung: eine Trainings- und Wettkampfhalle für die Leichtathleten
Anzustreben ist eine ganzjährige Nutzung leichtathletikspezifischer Anlagen. Die Möglichkeit, im Winter Tempoläufe auf Rundbahnen zu absolvieren, auf einer Kunststofflaufbahn in eine Weitsprunggrube zu springen oder mit Spikes Hochsprung zu trainieren, bleibt wenigen Athleten und Trainern in Leistungsstützpunkten vorbehalten. Eine neue trainings- und wettkampfgerechte Halle an möglichst vielen Standorten wäre ein wichtiger Impuls und eine große Chance für die Leichtathletik. Die Vorteile liegen auf der Hand: Training auch bei Schlechtwetterperioden im Sommer, wetterunabhängige Vorbereitung von Meisterschaften, bessere Bedingungen für Talentsuche- und förderung.

Lacht der Leichtathletik die Sonne?
In der Hallen-Konzeption von Zimmermann ist eine Holzkonstruktion auf einem Grundriss von 75 x 31 Meter vorgesehen. Ausgestattet ist die Halle mit einem Vollkunststoffbelag für eine 60 Meter-Bahn, eine Weitsprung-, Hoch und Stabhochanlage, ein Wurfkäfig  sowie ein Kraftraum. Zur Finanzierung der Leichtathletik-Halle verknüpft der Architekt seine Idee mit einem besonderen Energie- und Umweltkonzept mit einer auf dem Dach installierten Photovoltaikanlage (dafür besitzt die Halle ein nach Süden ausgerichtetes Pultdach). „Die Kosten für das gesamte Bauwerk sollen über die Einspeisungsvergütung im Lauf von 25 Jahren finanziert werden“, verspricht Zimmermann. Danach könne die Anlage gewinnbringend weiter Strom erzeugen.

Hat die Leichtathletik so viel Mut und Substanz hat, eine solche Vision zu realisieren? Lacht für sie die Sonne?

Ewald Walker

(Infos/Konzeption: info(@)zimmermannarchitektur.de)