Christina Obergföll erneut Vizeweltmeisterin<br>Staffel-Platz sieben für Johanna Kedzierski
  12.09.2007 •     BLV


Osaka (25.08.-02.09.) - Erfolgreiche Weltmeisterschaften in Osaka für die beiden badischen Teilnehmerinnen: Christina Obergföll wiederholte ihren Erfolg von vor zwei Jahren und holte erneut WM-Silber. Johanna Kedzierski war für die Sprintstaffel nominiert worden und lief mit dem deutschen Quartett im Endlauf auf Rang sieben.

Christina Obergföll erlebte in den Tagen von Osaka ein Wechselbad der Gefühle. Zunächst musste die Offenburgerin in der Qualifikation am Mittwochmorgen öfter als ihr lieb war zum Speer greifen. Sie absolvierte alle drei Versuche, doch 60,77 m waren die beste Weite, die für sie gemessen wurde. Da 61 Meter gefordert waren, musste Christina (sie hatte bereits um 10 Uhr geworfen) zittern, bis die zweite Gruppe auch mit der Qualifikation fertig war. Danach stand fest: sie hatte als Neunte das Finale am Freitag erreicht.

Am Finaltag ging Christina, die in diesem Jahr beim Europacup in München bereits ihren Europarekord von 70,03 m (erzielt bei der WM 2005 in Helsinki) auf 70,20 m gesteigert hatte, weiter als Favoritin in den Wettbewerb. In ihr drin hatte es aber ganz anders ausgesehen. Nach dem Wettkampf beschrieb sie die Zeit zwischen Qualifikation und Finale so: "Ich habe die letzten Tage ganz schön mit mir gehadert. Ich bin echt froh, dass es vorbei ist. Ich habe noch nie so schwere Tage gehabt wie seit Mittwoch."

Die Tschechin Barbora Spotakova startete bärenstark in den Wettkampf und erzielte mit 66,40 m einen neuen Landesrekord. Christina, die als zwölfte Werferin an der Reihe war, begann das Finale mit 64,01 m und sammelte Selbstvertrauen für weitere weite Würfe. "Ich habe in dieser Saison mehrfach gezeigt, dass ich über 67 m werfen kann. Deshalb hat mich der erste Versuch von Barbora Spotakova nicht geschockt. Bis zu meinem ersten Versuch wusste ich gar nicht, wie weit sie geworfen hatte", erzählte Christina später.

Im zweiten Versuch verbesserte sich die Europarekordlerin auf 65,26 m und jubelte ausgelassen. "Im zweiten Versuch habe ich gedacht, der ist viel weiter. Das hat mir ein bisschen den Zahn gezogen. Dann habe ich auch noch Schwierigkeiten mit der Wade bekommen", so Christina später in der Mixed Zone. Barbora Spotakova brillierte im dritten Durchgang erneut und steigerte ihren Landesrekord auf 67,07 m, womit sie ihre Führung entscheidend ausbaute.

Gemeinsam mit den beiden Leverkusenerinnen Linda Stahl (60,10 m/Siebte) und Steffi Nerius (59,95 m/Achte) zog Christina ins Finale ein. Dort explodierte zunächst Steffi Nerius, die im vierten Durchgang ihr Wurfgerät auf 64,42 m segeln ließ und sich auf Rang drei vorschob, den sie nicht mehr hergeben sollte. Linda Stahl steigerte sich auf 61,03 m und wurde am Ende Achte.

Christina gab im letzten Versuch noch einmal alles und glaubte während der Flugphase auch noch an einen weiteren Wurf, doch die Tafel zeigte "nur" 66,46 m an. "Ich habe beim letzten Versuch gedacht, es reicht noch. Dann hab ich gedacht "schade". Natürlich habe ich mir ein bisschen mehr ausgerechnet, aber wenn man die Quali sieht, bin ich mit einem blauen Auge davon gekommen", sagte Christina. Damit verteidigte sie ihr Silber aus Helsinki vor zwei Jahren. "Ich bin froh, dass ich letzten Endes noch einen guten Wettkampf gemacht habe. Es hat heute nicht sein sollen. Aber ich kann das. Barbora Spotakova hatte das Quäntchen Glück mehr", so die alte und neue Vizeweltmeisterin. "Das Projekt Gold ist vertagt auf nächstes Jahr."

Unter ganz anderen Voraussetzungen war Johanna Kedzierski in ihre ersten Weltmeisterschaften bei den Aktiven gegangen. Die Mannheimerin war zunächst Ersatzläuferin und kam dann nach Ausfällen von Sina Schielke und Sandra Möller zu ihrem Einsatz im Nagai-Stadion von Osaka.

Am Samstagmorgen liefen die deutschen Damen über 4x100m im zweiten Vorlauf in 43,17 sec als Vierte ins Ziel und qualifizierten sich als siebtbeste Staffel fürs Finale. Kurze Zeit war allerdings die Aufregung groß, als der Ergebniscomputer eine Disqualifikation ausspuckte. Ein Wechsel sollte überlaufen worden sein, doch da die Fernsehbilder keine Überschreitung des Wechselraums zeigten, legte der DLV Protest ein, dem stattgegeben wurde. "Wir waren total fix und fertig, als wir es erfahren haben, dass wir disqualifiziert sind. Als wir erfahren haben, dass wir doch weiter sind, haben wir geweint", erzählte Johanna später von den Minuten der Ungewissheit.

Startläuferin war Katja Wakan, die gegen die Konkurrentinnen aus den USA, Jamaika, Großbritannien und Polen gut mithalten konnte. Sie wechselte auf die deutsche 200m-Meisterin Cathleen Tschirch, die nach einer flotten Gegengeraden auf Johanna Kedzierski an Position drei übergab. Johanna lieferte ein gutes Rennen ab und übergab sicher als Schlussläuferin und U23-Europameisterin Verena Sailer. Die brachte den Staffelstab in 43,17 sec ins Ziel. Die Finalteilnahme war geschafft.

Im Endlauf gingen die deutschen Damen mit derselben Aufstellung wie schon im Vorlauf ins Rennen. In 43,51 sec kamen Katja Wakan, Cathleen Tschirch, Johanna Kedzierski und Verena Sailer als Siebte ins Ziel. Obwohl sie ihre Vorlaufzeit deutlich verpassten, war die WM ein großer Erfolg für die jungen Sprinterinnen, die wieder die Polinnen hinter sich lassen konnten. Weltmeister wurde die Staffel der USA (41,98 sec) mit einem hauchdünnen Vorsprung von drei Hundertstel Sekunden vor Jamaika.