Carl Dohmann geht nach Rio
  05.01.2016 •     BLV


-- Kolumne im Badischen Tagblatt (BT) --

Teil 3

 

Liebe Leserinnen und Leser,

ich wünsche Ihnen allen ein frohes neues Jahr 2016! Hoffentlich haben Sie die Feiertage gut überstanden und sind gut ins Jahr hineingerutscht. Was erwarten Sie sich von 2016? Vielleicht haben Sie ganz spezielle Ziele? Oder Sie lassen einfach alles auf sich zukommen? Für mich ist das Jahr ein ganz besonderes, weil dann endlich die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro stattfinden. Die habe ich mir seit einigen Jahren ersehnt und ich freue mich, dass es bald soweit ist. Ein Andenken hat mir bereits meine Schwester zu Weihnachten geschenkt: Eine Miniatur-Ausgabe des Maracanã-Stadions aus Pappe und Alufolie, gefüllt mit Chips, Salzstangen und Co sowie einem Rasenplatz aus Avocado-Creme. Die Füllung schmeckt außerordentlich gut! In dem Stadion (in dem echten) werden die Eröffnungs- und Schlussfeier der Olympischen Spiele ausgetragen.

Aber noch ist das alles Zukunftsmusik: Im Moment bin ich im Training kräftig am Kilometer schrubben, um im Frühjahr gut in Form zu sein. Im letzten Monat habe ich noch aus dem Trainingslager in Südafrika geschrieben, in dem vor allem ein Schwerpunkt auf dem Athletiktraining lag. Zurück in Deutschland hatte ich nach der Afrika-Hitze zunächst einen Kälteschock erwartet – stattdessen kam ich scheinbar mitten im Frühling an. Ein weicher Übergang für mich, denn schon Mitte Januar geht es ins nächste Trainingslager nach Südafrika: In die Nähe von Dullstroom, einem winzigen Ort in der Höhe, wo uns deshalb für Afrika-Verhältnisse gemäßigte Temperaturen erwarten. Doch davon berichte ich in der nächsten Kolumne, zunächst möchte ich auch gedanklich noch in Deutschland bleiben.

Die Weihnachtstage waren auch für mich eine besinnliche Zeit, die ich bei der Verwandtschaft in Nordrhein-Westfalen verbracht habe. Allerdings eignet sich der Dezember trainingstechnisch nicht besonders, um zur Besinnung zu kommen. Der Umfang muss langsam erhöht werden, um auf die Belastungen, die in den folgenden Monaten kommen, vorbereitet zu sein. Deshalb habe ich bis an den 23. Dezember ran trainiert sowie nach Weihnachten direkt weiter. Nur die paar Tage bei der Familie sowie der Silvesterabend und der Neujahrstag verliefen etwas ruhiger, ansonsten wurde das Trainingspensum abgespult.

In das Jahr starte ich mit großer Erwartung. Trotzdem weiß ich noch kaum, wie der Wettkampfkalender 2016 aussehen wird. Die Geher-Welt erwartet zur Zeit gespannt, wo im Mai der Weltcup beziehungsweise die Team-WM im Gehen stattfinden wird. Dies wird in den nächsten Tagen entschieden, zur Wahl stellen sich Rom und Kiew sowie Orte in Mexiko und Ecuador. Es war eine Neuvergabe nötig geworden, weil Russland wegen der Sperre der russischen Leichtathleten zurückziehen musste – dort sollte die Veranstaltung ursprünglich stattfinden. Von der Entscheidung des Weltverbandes wird auch der übrige Wettkampfkalender zum Teil abhängen.

2015 war ein Jahr, das sportlich leider im Schatten vieler Doping- und Korruptionsskandale speziell in der Leichtathletik stand. Die Tatsache, dass Hamburg bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 noch nicht mal die eigene Bevölkerung überzeugen konnte, zeigt zudem ein düsteres Bild von der Situation des Olympischen Sports in Deutschland. Es gibt immer einen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, doch es bringt einen nicht weiter. Bei allem Drumherum darf man nicht vergessen, dass es sich letztlich nur um Sport handelt – die Freude daran muss man sich von niemandem nehmen lassen. Wieso sollte man auch?

Insofern lasse ich mich von solchen Einflüssen nicht beirren und gehe auch 2016 einfach weiter nach Rio. 2016 ist übrigens auch das Jahr, in dem das in der Sportwelt viel diskutierte Anti-Doping-Gesetz in Kraft tritt, das den Besitz von Dopingmitteln unter Strafe stellt (und meiner Meinung nach im Positiven wie im Negativen überbewertet wird). Und es ist außerdem das Jahr, in dem sich auch Fußballer erstmals voll den Kontrollen der Nationalen Anti-Doping-Agentur stellen müssen. Aber wie dem auch sei. Ich wünsche Ihnen einen schönen Start ins Jahr und bis bald!